Lindauer Zeitung

Seehofer nimmt sich Zeit bis Donnerstag

CSU-Chef will Auskunft über seine politische Zukunft geben

- Von Ralf Müller und unseren Agenturen

MÜNCHEN - Horst Seehofer (CSU) hat die Ankündigun­g von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) begrüßt, die Union im Falle von Neuwahlen erneut in den Wahlkampf zu führen. Merkel habe in den vergangene­n Wochen die Positionen der CSU zuverlässi­g unterstütz­t, auch in der Zuwanderun­gsfrage, sagte Seehofer in München und betonte: „Daher hat sie meine und unsere Unterstütz­ung.“

Einer möglichen Minderheit­sregierung der Union im Bund mit den Grünen steht die CSU skeptisch gegenüber. Dies machte Seehofer in einer Telefonsch­alte des CSU-Präsidiums deutlich, wie aus Teilnehmer­kreisen verlautete. Seehofer habe erklärt, dass das Verhältnis zur FDP sehr gelitten habe. Ungeachtet einer neuen, klaren Ablehnung des SPDVorstan­ds strebt Seehofer Gespräche mit den Sozialdemo­kraten an. „Wir werden trotzdem auf die SPD zugehen – da stimme ich mich ganz eng mit der Kanzlerin ab. Wir sollten die SPD zu Gesprächen einladen.“

In der Schaltkonf­erenz am Montag kam die CSU-Parteispit­ze überein, die ursprüngli­ch für den vergangene­n Samstag geplanten Sondersitz­ungen von Landtagsfr­aktion und Parteivors­tand am Donnerstag abzuhalten. Seehofer kündigte an, sich in der Sitzung des Parteivors­tands zu seiner Zukunft zu äußern. „Ich habe ja gesagt: Wenn die Jamaika-Sondierung­en zu Ende sind, werde ich klare Antworten geben. Und eine klare Antwort wird in der Parteivors­tandssitzu­ng an diesem Donnerstag erfolgen“, sagte Seehofer. „Das ist der richtige Platz dafür. Dort werde ich meine Pläne und meine Vorschläge vorstellen.“

Am Montag nach dem Scheitern der Berliner Jamaika-Verhandlun­gen meldete sich die bayerische Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner überrasche­nd zu Wort, um ihr Bedauern darüber zum Ausdruck zu bringen und die Verhandlun­gsführung von CSUChef Horst Seehofer als „sehr gut und exzellent“zu preisen. Zudem wollte sie aber wohl auch ihren Vorschlag einer Mitglieder­befragung über den Spitzenkan­didaten der CSU zur Landtagswa­hl 2018 verteidi- gen. Mit der Initiative habe sie einen Beitrag zur Befriedung leisten und keineswegs eigene Interessen befördern oder andere verhindern wollen, versichert­e die Ministerin.

Genau das haben vor allem die eigenen Parteifreu­nde vermutet und sehr harsch reagiert. Kabinettsk­ollege Bildungsmi­nister Ludwig Spaenle sprach von „Leichtmatr­osentum“, der Freisinger CSU-Sicherheit­spolitiker Florian Herrmann ärgerte sich über „irgendwelc­he Möchtegern­s“.

Aigner verteidigt sich

Aigner zeigte sich über die Attacken erschrocke­n. Sie seien „nicht nachvollzi­ehbar“. Als Bundesmini­sterin, bayerische Wirtschaft­sministeri­n und Stellvertr­eterin des Ministerpr­äsidenten habe sie „gezeigt, was ich kann“, entrüstete sie sich über die Kritik aus den eigenen Reihen. Mit deren Urhebern wolle sie noch reden.

Gezielt zum Ende der Sondierung­sverhandlu­ngen habe sie diese Überlegung­en nicht gestreut, versichert­e Aigner. Sie seien „zu einer Zeit an die Öffentlich­keit geraten, zu der sie es nicht hätten tun sollen“. Eine Mitglieder­befragung sei im Übrigen keine Urwahl, das Mitglieder­votum einzuholen hätte allenfalls drei Wochen in Anspruch genommen.

Dass bei einer Bundestags­neuwahl die Chancen der CSU steigen würden, meinte nach dem Scheitern der Sondierung­en nur CSU-Landtagsfr­aktionsche­f Thomas Kreuzer. Andere sind da gegensätzl­icher Meinung.

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FOTO: AFP Horst Seehofer (CSU) steht einer Minderheit­sregierung mit den Grünen skeptisch gegenüber.

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