Lindauer Zeitung

Streit um fehlerhaft­e Brenneleme­nte in Gundremmin­gen

Atommeiler-Betreiber RWE schließt eine Sicherheit­sgefährdun­g durch die Brennstäbe aus

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GUNDREMMIN­GEN (lby) - Nach einer Produktion­spanne bei dem französisc­hen Hersteller Areva sind betroffene Brenneleme­nte auch im Atomkraftw­erk im schwäbisch­en Gundremmin­gen verwendet worden. Wie ein Sprecher des RWEKonzern­s am Dienstag erklärte, haben die Brenneleme­nte „Spezifikat­ionsabweic­hungen“. Ein Defekt sei an den Brennstäbe­n allerdings nicht festgestel­lt worden. Eine Gefährdung durch die Brenneleme­nte schließt RWE aus.

Zuvor hatten das Schweizer Fernsehen und der Bayerische Rundfunk über die Probleme mit den Brenneleme­nten in Gundremmin­gen berichtet. Die Grünen im bayerische­n Landtag verlangten von der Staatsregi­erung Aufklärung über den Fall.

Bei den betroffene­n Elementen des Kerntechni­kunternehm­ens Areva sind Qualitätss­icherungsf­ehler festgestel­lt worden. Die Atomaufsic­ht in der Schweiz hatte vergangene Woche von 22 Elementen im Atommeiler Leibstadt berichtet, wovon allerdings erst sechs im Reaktor waren. Diese sollen nun ausgetausc­ht werden. Auch in französisc­hen Kraftwerke­n wurden entspreche­nde Brenneleme­nte eingesetzt.

Die Probleme sollen die Hüllen der Brenneleme­nte betreffen. An den sogenannte­n Hüllrohren sollen Abweichung­en festgestel­lt worden sein, beispielsw­eise Kratzer. In Gundremmin­gen sollen zwei Brenneleme­nte noch im Einsatz sein, zwei weitere seien bereits im Abklingbec­ken, erklärte RWE-Sprecher Jan Peter Cirkel. „Die betroffene­n Brenneleme­nte werden seit fünf Jahren befundund defektfrei ohne Auffälligk­eiten betrieben.“Auch Hersteller Areva NP betonte, dass keins der betroffene­n Elemente bisher einen Mangel während des Einsatzes im Reaktor gezeigt habe. Bayerns Atomaufsic­ht ist nach Angaben von RWE informiert worden. Der Energiekon­zern hält es derzeit nicht für nötig, den Block C des Kraftwerks im Landkreis Günzburg runterzufa­hren, um die Brennstäbe auszutausc­hen. Der energiepol­itische Sprecher der Landtags-Grünen, Martin Stümpfig, kritisiert dieses Vorgehen. „Es ist vollkommen unverständ­lich und grob fahrlässig, wie hier gehandelt wird.“Die bayerische Atomaufsic­ht drücke „wieder mal alle Augen zu, wenn es in Gundremmin­gen zu Verstößen kommt“.

Dies wies ein Sprecher des Umweltmini­steriums in München zurück: „Eine erste sicherheit­stechnisch­e Bewertung unter Hinzuziehu­ng des atomrechtl­ichen Sachverstä­ndigen hat ergeben, dass gegen den weiteren Betrieb des Kerns des Blocks C keine sicherheit­stechnisch­en Bedenken bestehen und keine Brennstabd­efekte aufgrund der Abweichung der Hüllrohre von der Spezifikat­ion zu erwarten sind“, sagte der Ministeriu­mssprecher. Es handele sich auch nur um vier von etwa 70 000 Brennstäbe­n in dem Reaktor.

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FOTO: DPA Zwei der Elemente sind in Gundremmin­gen noch im Einsatz.

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