Lindauer Zeitung

Da haben wir den Salat

Rohkost und Gemüse sind mehr als eine Beilage und können mit ungewöhnli­chen Kombinatio­nen den Gaumen betören

- Von Heidemarie Pütz

HAMBURG/MÜNSTER (dpa) - Salate können auch in der kühleren Jahreszeit einen großen Auftritt haben – und richtig satt machen. Mit dem Nischendas­ein als Beilage ist es wirklich vorbei, wenn in der Salatschüs­sel zum Beispiel Rotkohl fruchtig daherkommt oder mit Süßkartoff­el kombiniert wird. Oder Blumenkohl als orientalis­ches Taboulé auftritt. Kreationen dieser Art sind oft komplette Mahlzeiten.

„Salate haben längst ihre Statistenr­olle als Beilagen, Vorspeisen oder dekorative­s Grün hinter sich gelassen. Heute werden sie mit ein wenig „Extra-Substanz“wie Quinoa, Bulgur, Linsen, Bohnenkern­en, Kichererbs­en oder Nüssen zu einer vollständi­gen Mahlzeit“, erzählt die Kochbuchau­torin Bettina Matthaei (Foto: Bettina Matthaei/ dpa) aus Hamburg.

Herbst und Winter sind in Deutschlan­d ja vor allem Kohlzeit. Auch dieses scheinbar unattrakti­ve Gemüse lässt sich in spektakulä­re Salate verwandeln. Für Matthaei eignen sich dafür alle Sorten wie Rotkohl, Weißkohl, Grünkohl, Blumenkohl, Brokkoli, Kohlrabi und auch Rosenkohl. Spitzkohl – eher ein Sommergemü­se – kann man durch Weißkohl ersetzen.

Matthaei liebt es, ihren Salaten mit dem Dressing und Früchten Leichtigke­it zu geben. Sie achtet ebenso darauf, „unterschie­dliche Texturen nebeneinan­der zu haben, zum Beispiel dem Cremigen etwas Crunchiges beizugeben“. Letzteres erreicht sie etwa mit Nüssen oder Kernen.

Der Starkoch Yotam Ottolenghi ist unter anderem dank der Originalit­ät seiner Salate bekannt geworden. Der Israeli mit deutschen und italienisc­hen Wurzeln, der in seiner Wahlheimat London mehrere Restaurant­s und Delis betreibt, lässt sich von der orientalis­ch-mediterran­en Küche inspiriere­n. Auch bei seinen Salatrezep­ten liebt er ungewöhnli­che Kombinatio­nen.

Sein fruchtiger Rotkohlsal­at etwa bringt nicht nur Farbe auf den Tisch. Ottolenghi mischt in feine Streifen geschnitte­nen Wirsing und Rotkohl mit Mango und Papaya sowie Minze, Koriander und frischem Chili. Die Würze bringt ein sirupartig eingekocht­es Dressing aus klein geschnitte­nem Zitronengr­as, Ahornsirup, Sesamöl, Sojasoße, Chiliflock­en, Olivenöl oder Sonnenblum­enöl. Für den Biss kommen karamellis­ierte gehackte Macadamian­üsse oder geröstete Erdnüsse in die Schüssel.

Bettina Matthaei kann sich für Rotkohl mit Süßkartoff­eln begeistern. Den Kohl hobelt sie hauchfein, salzt und knetet ihn mit den Fingern, bis er glasig ist. Wichtig sei es, bei diesem Salat mit Säure zu arbeiten. Als Dressing rät sie zu einer Vinaigrett­e mit Limettensa­ft. Aufgrund der Säure käme die Süßkartoff­el nicht zu sehr wie Babynahrun­g rüber. Die Süßkartoff­el im Ganzen etwa zehn Minuten garen, würfeln, warm oder lauwarm mit dem Dressing begießen – so zieht der Geschmack schön durch. Matthaei gibt Ananas oder Weintraube­n dazu – und für Optik und Geschmack auch mal Granatapfe­lkerne.

Auch bei Kochbuchau­tor Martin Kintrup aus Münster kommt Rohkost anders daher. Es sei „ein cooler neuer Trend“bei den Kohlsalate­n, „rohe Blumenkohl- oder Brokkolirö­schen im Blitzhacke­r zu feinem „Couscous“zu zermahlen und daraus ein Low-Carb-Taboulé ganz ohne echten Couscous herzustell­en“.

Die zerkleiner­te Blumenkohl­Kräuter-Mischung würzt Kintrup mit einer Soße aus weißem Balsamessi­g, Honig, Kreuzkümme­l, Olivenöl, Salz und Pfeffer. Danach mischt er alles mit klein gewürfelte­r Tomate, Paprika und Gurke sowie ohne Fett gerösteten Pinienkern­en. Etwas Zitronensa­ft zum Schluss unterstrei­cht die frische Note des Salates.

In der kühleren Jahreszeit überzeugen neben Kohl aber auch andere Gemüsesort­en in der Salatschüs­sel. Den ganzen Winter über verfügbar sind Möhren und Rote Bete. Kintrups Tipp: „Schicken Sie Möhren und Rote Bete doch mal auf einen Asientrip. Möhrensala­t ist mit Grapefruit, Ingwer und kräftigem Sesamöl eine echte Offenbarun­g.“Rote Bete lasse sich in Begleitung von Paprika, Spinat und Kresse gern mit Wasabi und Sojasoße auf japanische Art anmachen.

Zwar ist sie nicht jedermanns Geschmack, aber auch mit der eher erdig schmeckend­en Steckrübe lässt sich Ungewöhnli­ches zaubern. Bettina Matthaei peppt sie mit Süßem wie Datteln auf. Für ihren Salat aus gebackenem Ofengemüse gart sie Steckrüben-, Kürbis- und Möhrenwürf­el im Ofen bissfest. Beim Kürbis empfiehlt sie die Sorten Hokkaido oder Butternut.

Danach wird das heiße Gemüse mit einem Orient-Dressing aus Granatapfe­lmelasse, Gemüsebrüh­e, Harissa, Baharat, Salz und Olivenöl abgeschmec­kt. Harissa besteht aus Chili, Knoblauch und Kreuzkümme­l. Baharat ist eine Mischung aus Paprika, Pfeffer, Koriander, Kreuzkümme­l und Zimt. Melasse sowie die Gewürzmisc­hungen haben meist türkische Geschäfte im Angebot.

Warm oder kalt genießen

In das lauwarm abgekühlte Gemüse gibt Matthaei in Streifen geschnitte­ne Datteln, grob gehackte Petersilie und geröstete Mandelblät­tchen. Dieser Salat schmeckt warm und kalt. Ihre Empfehlung: „Problemlos kann man die doppelte Menge zubereiten und tags darauf mit einer neuen Komponente wie einer Hähnchenke­ule essen. Auch Ziegenfris­chkäse passt gut dazu.“

In der Kürbiszeit serviert Martin Kintrup Hokkaido gern als gebackene Spalten auf Feldsalat mit Pilzen und Speck, angemacht mit einem Dressing aus Apfelessig und Feigensenf.

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FOTO: MARIA GROSSMANN & MONIKA SCHÜRLE/GRÄFE UND UNZER/DPA Steckrüben-, Kürbis- und Möhrenwürf­el werden gemixt mit gebackenem Ofengemüse.
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FOTOS (3) : ANKE SCHÜTZ/GRÄFE UND UNZER/DPA Möhrensala­t bekommt durch Grapefruit und ein Ingwer-Sesam-Dressing eine ganz neue Note.
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Blumenkohl lässt sich fein zu Couscous zerteilen und peppt den klassichen Taboulé-Salat auf.
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Rote Bete auf Japanisch: Dazu werden Spinat, Kresse, Wasabi und Sojasoße kombiniert.
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