„Ohrenspitzer“lassen eine Geschichte erklingen
Viertklässler der Schule Achberg nehmen ein Live-Hörspiel im Klassenzimmer auf
ESSERATSWEILER - Wenn die Viertklässler der Achberger Schule am kommenden Freitag in der Schule übernachten und gemeinsam der ARD-Kinderradionacht lauschen, gehören sie bereits zu den Profis im Hörspielgeschäft. Denn sie haben jetzt selbst ein Hörspiel aufgenommen.
„Ohrenspitzer“heißt das Projekt der Landeszentrale für Kommunikation (LFK), das vom Landesmedienzentrum Baden-Württemberg durchgeführt wird. Dazu gehört auch das, was Alexander Beer vom Kreismedienzentrum Bodenseekreis mit den Achberger Grundschülern gemacht hat, nämlich ein Hörspiel aufzunehmen. „Ohrenspitzer auf Reisen“nennt sich das dann, denn aufgenommen wurde nicht etwa in einem Studio mit vielen akustisch isolierten Sprechkabinen, sondern im Klassenzimmer. Mit nur einem Mikrofon.
Wasser, Wellen und Wind
Doch bis es zur Aufnahme kam, hatten die drei Emmas, Kevin, Isabell, Marie, die Dominiks und wie sie alle heißen, einiges zu tun: Zunächst galt es, ein Stück oder eine Geschichte auszusuchen. Die Wahl fiel auf „Mats und die Wundersteine“, ein Buch, in dem Umweltthemen behandelt werden und das zwei Enden anbietet, ein glückliches und ein trauriges. Schnell war klar, dass es das glückliche Ende sein sollte. Nun galt es, das Stück hörspieltauglich zu machen. Texte mussten teilweise umgestaltet werden, Rollen gefunden und besetzt werden. Die Kinder überlegten, an welchen Orten die Geschichte spielt und was für Geräusche es benötigt, um eben diese akustisch zu verdeutlichen. Damit war es nicht getan, es ging darum, wie vertonen wir Wasser, Wellen, Wind, eine Höhle, den Sternenhimmel und vieles mehr. Auch Musik musste gemacht werden, alles Aufgaben, die die Kinder mit Bravour und Begeisterung von Anfang bis Ende meisterten.
Die Rollen auf die Kinder zu verteilen war einfacher, als man sich denken konnte. So gab es Kinder, die lieber Geräusche machten, als vor dem Mikrofon zu lesen, andere machten erfolgreich die Hörspielmusik und dann gab es welche, die gerne die Sprechrollen übernahmen. Und da es viele Felsmäuse gab, gab es auch viele Sprechrollen zu besetzen.
Einen Monat lang bereiteten sich die Kinder mit ihren Lehrerinnen Barbara Nörenberg und Stefanie Friedl vor, bis schließlich Alexander Beer mit seinen Geräten dastand, um das Hörspiel aufzunehmen. Der Ohrenspitzer-Referent war gespannt, was da jetzt auf ihn zukommt. Denn er hat vieles erlebt, Klassen, die hoch engagiert bei der Sache waren, aber auch Klassen, die überhaupt nicht vorbereitet waren. „Das liegt oft auch an den Lehrkräften“, gestand er. Um es kurz zu machen, die Achberger haben ihn total überrascht. Anfangs gab es noch mehrere Wiederholungen der Aufnahme, doch schnell lief es immer flüssiger, sodass die Unterbrechungen nurmehr dazu da waren, umzublättern oder einen Rollentausch am Mikrofon vorzunehmen. „Ihr lest so lebendig, das klingt wie frei gesprochen“, sagte er mehrmals bewundernd. Und wenn sie sich mal nicht genau ans Manuskript hielten, improvisierten sie einfach weiter, so genau kennen sie ihre Geschichte.
Geräusche sichtbar machen
Zum Schluss hörten sie das ganze Hörspiel noch einmal gemeinsam und überlegten, was sie alles gelernt haben. So staunte Isabell immer noch, „dass man die Ausschläge sehen konnte“. Gemeint war die sogenannte Hüllkurve, die zeigt, wie laut oder leise etwas aufgenommen wurde. Das begeisterte auch Marie, die es auch gut fand, „dass man bei der Aufnahme stoppen kann“. Emma, die die Rolle des Mats übernommen hatte, fand es „cool, wie wir zu viert ums Mikrofon gestanden sind“. Das mit den Geräuschen, das fand Dominik toll und sein Namenskollege fand es „cool, dass du uns gezeigt hast, wie das (Hörspiel) gemacht wird“. Das Ganze war ein sogenanntes LiveHörspiel, alles wurde zusammen aufgenommen.
Dazu stand das einzige Mikrofon im Raum, um das sich die Sprecher versammelt hatten. Einige Meter weiter hinten waren die Musik und die Geräuschemacher verteilt, was dem Höreindruck eine realistische räumliche Tiefe vermittelte. Zum Geräuschemachen erfuhren die Kinder von Alexander Beer, dass es nur noch sieben richtige Geräuschemacher in Deutschland gibt. So fand Antonia, „dass wir nun gelernt haben, wie man ein Hörspiel macht“, Jule und Emma lobten, „dass man Sprache und Geräusche sichtbar machen kann“und Rosalie war erleichtert, „dass wir auch löschen und verändern konnten“. Das fand auch Philip, der meinte, „dass man immer wieder was Neues machen kann“. Kim war beeindruckt von den vielen Kabeln, dem Mikro, dem Beamer und dem Computer, Michael im Gegensatz dazu staunte, wie wenig Geräte ausreichen und Miriam wusste nun, „wie lange man für ein Hörspiel braucht“. Zoe fand abschließend, dass man viel Geduld braucht. Die hatten die Kinder jedenfalls, fand Beer, der das Hörspiel für alle kopieren wird. Nachbearbeiten braucht er nichts, denn die Kinder haben fantastisch mitgemacht. Und wenn die Kinderradionacht am kommenden Freitag vorüber ist, hören die Viertklässler in der Achberger Schule vielleicht noch einmal ihre Hörspielfassung von „Mats und die Wundersteine“. Neugierig geworden? Vielleicht findet das Hörspiel seinen Platz im Internet auf der Ohrenspitzerseite. Es müssen nur noch die Eltern einverstanden sein.