Lindauer Zeitung

„Ohrenspitz­er“lassen eine Geschichte erklingen

Viertkläss­ler der Schule Achberg nehmen ein Live-Hörspiel im Klassenzim­mer auf

- Von Christian Flemming

ESSERATSWE­ILER - Wenn die Viertkläss­ler der Achberger Schule am kommenden Freitag in der Schule übernachte­n und gemeinsam der ARD-Kinderradi­onacht lauschen, gehören sie bereits zu den Profis im Hörspielge­schäft. Denn sie haben jetzt selbst ein Hörspiel aufgenomme­n.

„Ohrenspitz­er“heißt das Projekt der Landeszent­rale für Kommunikat­ion (LFK), das vom Landesmedi­enzentrum Baden-Württember­g durchgefüh­rt wird. Dazu gehört auch das, was Alexander Beer vom Kreismedie­nzentrum Bodenseekr­eis mit den Achberger Grundschül­ern gemacht hat, nämlich ein Hörspiel aufzunehme­n. „Ohrenspitz­er auf Reisen“nennt sich das dann, denn aufgenomme­n wurde nicht etwa in einem Studio mit vielen akustisch isolierten Sprechkabi­nen, sondern im Klassenzim­mer. Mit nur einem Mikrofon.

Wasser, Wellen und Wind

Doch bis es zur Aufnahme kam, hatten die drei Emmas, Kevin, Isabell, Marie, die Dominiks und wie sie alle heißen, einiges zu tun: Zunächst galt es, ein Stück oder eine Geschichte auszusuche­n. Die Wahl fiel auf „Mats und die Wunderstei­ne“, ein Buch, in dem Umweltthem­en behandelt werden und das zwei Enden anbietet, ein glückliche­s und ein trauriges. Schnell war klar, dass es das glückliche Ende sein sollte. Nun galt es, das Stück hörspielta­uglich zu machen. Texte mussten teilweise umgestalte­t werden, Rollen gefunden und besetzt werden. Die Kinder überlegten, an welchen Orten die Geschichte spielt und was für Geräusche es benötigt, um eben diese akustisch zu verdeutlic­hen. Damit war es nicht getan, es ging darum, wie vertonen wir Wasser, Wellen, Wind, eine Höhle, den Sternenhim­mel und vieles mehr. Auch Musik musste gemacht werden, alles Aufgaben, die die Kinder mit Bravour und Begeisteru­ng von Anfang bis Ende meisterten.

Die Rollen auf die Kinder zu verteilen war einfacher, als man sich denken konnte. So gab es Kinder, die lieber Geräusche machten, als vor dem Mikrofon zu lesen, andere machten erfolgreic­h die Hörspielmu­sik und dann gab es welche, die gerne die Sprechroll­en übernahmen. Und da es viele Felsmäuse gab, gab es auch viele Sprechroll­en zu besetzen.

Einen Monat lang bereiteten sich die Kinder mit ihren Lehrerinne­n Barbara Nörenberg und Stefanie Friedl vor, bis schließlic­h Alexander Beer mit seinen Geräten dastand, um das Hörspiel aufzunehme­n. Der Ohrenspitz­er-Referent war gespannt, was da jetzt auf ihn zukommt. Denn er hat vieles erlebt, Klassen, die hoch engagiert bei der Sache waren, aber auch Klassen, die überhaupt nicht vorbereite­t waren. „Das liegt oft auch an den Lehrkräfte­n“, gestand er. Um es kurz zu machen, die Achberger haben ihn total überrascht. Anfangs gab es noch mehrere Wiederholu­ngen der Aufnahme, doch schnell lief es immer flüssiger, sodass die Unterbrech­ungen nurmehr dazu da waren, umzublätte­rn oder einen Rollentaus­ch am Mikrofon vorzunehme­n. „Ihr lest so lebendig, das klingt wie frei gesprochen“, sagte er mehrmals bewundernd. Und wenn sie sich mal nicht genau ans Manuskript hielten, improvisie­rten sie einfach weiter, so genau kennen sie ihre Geschichte.

Geräusche sichtbar machen

Zum Schluss hörten sie das ganze Hörspiel noch einmal gemeinsam und überlegten, was sie alles gelernt haben. So staunte Isabell immer noch, „dass man die Ausschläge sehen konnte“. Gemeint war die sogenannte Hüllkurve, die zeigt, wie laut oder leise etwas aufgenomme­n wurde. Das begeistert­e auch Marie, die es auch gut fand, „dass man bei der Aufnahme stoppen kann“. Emma, die die Rolle des Mats übernommen hatte, fand es „cool, wie wir zu viert ums Mikrofon gestanden sind“. Das mit den Geräuschen, das fand Dominik toll und sein Namenskoll­ege fand es „cool, dass du uns gezeigt hast, wie das (Hörspiel) gemacht wird“. Das Ganze war ein sogenannte­s LiveHörspi­el, alles wurde zusammen aufgenomme­n.

Dazu stand das einzige Mikrofon im Raum, um das sich die Sprecher versammelt hatten. Einige Meter weiter hinten waren die Musik und die Geräuschem­acher verteilt, was dem Höreindruc­k eine realistisc­he räumliche Tiefe vermittelt­e. Zum Geräuschem­achen erfuhren die Kinder von Alexander Beer, dass es nur noch sieben richtige Geräuschem­acher in Deutschlan­d gibt. So fand Antonia, „dass wir nun gelernt haben, wie man ein Hörspiel macht“, Jule und Emma lobten, „dass man Sprache und Geräusche sichtbar machen kann“und Rosalie war erleichter­t, „dass wir auch löschen und verändern konnten“. Das fand auch Philip, der meinte, „dass man immer wieder was Neues machen kann“. Kim war beeindruck­t von den vielen Kabeln, dem Mikro, dem Beamer und dem Computer, Michael im Gegensatz dazu staunte, wie wenig Geräte ausreichen und Miriam wusste nun, „wie lange man für ein Hörspiel braucht“. Zoe fand abschließe­nd, dass man viel Geduld braucht. Die hatten die Kinder jedenfalls, fand Beer, der das Hörspiel für alle kopieren wird. Nachbearbe­iten braucht er nichts, denn die Kinder haben fantastisc­h mitgemacht. Und wenn die Kinderradi­onacht am kommenden Freitag vorüber ist, hören die Viertkläss­ler in der Achberger Schule vielleicht noch einmal ihre Hörspielfa­ssung von „Mats und die Wunderstei­ne“. Neugierig geworden? Vielleicht findet das Hörspiel seinen Platz im Internet auf der Ohrenspitz­erseite. Es müssen nur noch die Eltern einverstan­den sein.

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FOTOS: FLEMMING Die Viertkläss­ler der Schule Achberg nehmen ein Live-Hörspiel auf: Lily, Lukas und Emma sorgen für die richtige Musik am Xylofon.
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Die Sprecher Paula, Kim, David, Benno und Emma.

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