Kinder lernen Regeln im Theater
Krankenkasse spendiert Schülern der Grundschule Reutin ein speziell entworfenes Theaterstück
LINDAU - Gemeinsame Regeln und Rituale erleichtern des Leben in der Familie und in der Schule. Das sollten die Reutiner Grundschüler durch ein Theaterstück an der Schule lernen. „Henriettas Reise ins Weltall“vermittelt zum Beispiel, wie man sich nach einem Streit verhält, oder dass es gesünder ist, sich vor dem Essen die Hände zu waschen. Die Krankenkasse AOK hat das Stück an die Schule gebracht.
Nie mehr aufräumen, nie mehr Hausaufgaben, nie mehr Hände waschen, und kein verpasstes Elterngespräch. Das wünscht sich Henrietta nach einem Streit mit ihrem Vater: „Ich muss hier mal raus, am liebsten wäre ich jetzt echt auf dem Mond“, sagt sie zu einem Freund, der genau im richtigen Moment aufgetaucht ist. Der Kochlöffel Herr Quassel besucht mit Henriette in seinem Raumschiff Welten, die ganz andere Regeln haben. Zum Beispiel, nie etwas wieder zu finden; oder sich nie vor dem Essen die Hände zu waschen.
Das Stück soll die soziale KompeVerständnis tenz der Schüler fördern. „Wir wollen ihnen zeigen, dass es in Familien Regeln gibt“, erklärt Ingrid Bodenmüller-Bader von der AOK in Lindau. Und so eine Familie müsse nicht unbedingt aus Vater, Mutter und Kind bestehen. Schüler und Lehrer leben nach den gleichen Regeln zusammen. Das Konzept des Stücks setzt die Ergebnisse der AOK-Familienstudie um: Für einen gesunden Familienalltag sei vor allem wichtig, sich gegenseitig zuzuhören, Regeln und Rituale zu vereinbaren, Kompromisse zu finden und mindestens einmal am Tag gemeinsam Zeit zu verbringen.
Stück passt gut zu dem, was der Schule wichtig ist
Die Schauspieler sprechen nach der Aufführung mit den Kindern darüber, welche Regeln es bei ihnen zu Hause gibt. Die Schüler melden sich. Wenn die Schauspieler sie aufrufen, sagen sie zum Beispiel: „Immer abends Zähneputzen“, „den Eltern zuhören“und „Nicht die Ellenbogen beim Essen auf den Tisch stellen“. Das Stück will noch mehr: nämlich und Respekt für andere fördern und den Kindern Selbstbewusstsein geben. „Ich bin ich“, singt Henrietta am Schluss: Sie hat eine starke Persönlichkeit. Die Kinder sollen auch lernen „Stopp das will ich nicht“zu sagen, erklärt Schulleiterin Ute Müller. „Dabei geht es darum, sich gegen sexuellen Missbrauch zu wehren.“„Das Theaterstück passt gut zu dem, was uns wichtig ist“, sagt Müller. Viele Kinder bleiben bis Nachmittags um vier in der Schule. „Da ist es wichtig, dass alle wissen, welche Regeln es gibt, um die Zeit gut zusammen zu verbringen.“Den Schülern der Ganztagsschule müsse die Schule auch das vermitteln, was andere zu Hause lernen.
Nach dem Theater bekommt jede der 16 Schulklassen Unterrichtsmaterial zum Stück. Auf diese Weise können sich die Schüler weiter mit den Themen Ernährung, Bewegung und psychische Gesundheit auseinandersetzen. Und zwar durch Hörspiele von Henriettas weiteren Abenteuern und Spiele, die zu Bewegung und gesunder Ernährung motivieren.