„Ohne Ehrenamt funktioniert gesellschaftliches Leben nicht“
Landrat Elmar Stegmann ehrt in einer Feierstunde viele verdiente Bürger des Landkreises
(cf) - Das Ehrenamt ist bei der Feierstunde im Rokokosaal im Mittelpunkt gestanden, zu der Landrat Elmar Stegmann eingeladen hatte. Dabei wurden traditionell Landkreisbürger ausgezeichnet, die sich ehrenamtlich weit über das normale Maß engagiert haben und engagieren.
„Viele Bereiche des gesellschaftlichen Lebens könnten ohne Ehrenamt gar nicht funktionieren“, stellte Stegmann die Bedeutung ehrenamtlichen Engagements heraus. Ohne die Ehrenamtlichen könnten innere Strukturen in Vereinen und anderen Organisationen nicht aufrechterhalten werden: „Unsere Staatsform, die Demokratie, ist nicht zuletzt dank ehrenamtlichen Engagements möglich.“Die Menschen, die er nun ehren würde, engagierten sich seit langer Zeit und weit über das normale Maß hinaus.
Schon zu einem früheren Zeitpunkt wurde in diesem Jahr Wilburg Schneider mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Neben ihrem Engagement beim Frauenbund unterstützte sie ehemalige KZ-Häftlinge, gründete den Eine-Welt-Laden in Wasserburg und hilft derzeit Flüchtlingen in Lindau, führte Stegmann aus. Desweiteren erhielten Josefine Aubele als Mitglied des Landesverbandes der Ruhestandsbeamten und Gabriele Kupfer als Helferin in der Sterbebegleitung im Lindauer Hospiz die Ehrung „Weißer Engel“. Von Schülerinnen des Musikhouse Lindau musikalisch aufgelockert ging es dann an die einzelnen Auszeichnungen.
Integration von Flüchtlingen
Mit der Kommunalen Dankurkunde werden Gemeinderats- und Kreisratsmitglieder ausgezeichnet, die sich dort seit vielen Jahren engagieren, denn die Kommunale Selbstverwaltung Feierstunde für verdiente Landkreisbürger bei Landrat Elmar Stegmann. habe in Deutschland Verfassungsrang und gehöre zu den zentralen demokratischen Traditionen, so Stegmann. Christoph Brinz war einer der beiden, hier im unteren Landkreis eher als Geschäftsführer des Seniorenheimes in Hege bekannt. Dass er sich seit vielen Jahren in Scheidegg für seine Marktgemeinde einsetzt, als Gemeinderat und zweiter Bürgermeister in der Bürgerschaft hohes Ansehen genießt, war daher für einige neu. Nicht aber für die Scheidegger und den Landrat, der meinte, „wenn man sich vor Augen hält, dass die Kommunale Dankurkunde nach etwa 18 Jahren verliehen wird, wird deutlich, welch langjähriger, verantwortungsvoller und ehrenamtlicher Einsatz von Ihnen erbracht wurde“.
Das gelte auch für Gebhard Marte aus Bodolz, der ebenfalls die Dankurkunde erhielt. Mit einer kurzen Unterbrechung ist Marte seit 1995 im Bodolzer Gemeinderat, „bringt konstruktive Ideen in die Gemeinderatssitzungen ein und unterbreitet dafür entsprechende Lösungsvorschläge“, so Stegmann. Marte vertrete die Interessen der Landwirte in der Gemeinde und unterstütze mit seiner offenen Art soziale Projekte wie die Integration von Flüchtlingen, indem er ihnen die Möglichkeit verschaffe, auf seinem landwirtschaftlichen Gelände den Umgang mit Pferden zu erlernen.
Alte Bäume erhalten
Mit der Landkreismedaille ehrten der Landrat und der Kreisrat Persönlichkeiten, die mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit ganz unterschiedliche Bereiche des gesellschaftlichen Lebens mitgestaltet haben. In diesem Jahr sind das Roland Paulus aus Stiefenhofen, der seit 1996 Bezirksleiter des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes ist, und daher die überörtlichen Aktivitäten der Musikkapellen organisiert, Termine koordiniert, Bläserprüfungen, Wertungsspiele und Jugendwettbewerbe organisiert, ebenso wie bei den Vorbereitungen und Durchführungen von Bezirksmusikfesten mitwirkt. Gabriele Kulmus aus Grünenbach kann auf eine abwechslungsreiche Vita als Ortsbäuerin, Kreisbäuerin, Dorfhelferin und Betriebshelferin, als Gemeinderätin und Seniorenbetreuerin in ihrer Heimatgemeinde verweisen. Ulrich Kapahnke aus Opfenbach ist seit zwölf Jahren zweiter Vorstand des Kreisverbandes für Gartenbau und Landespflege. Alte Bäume zu erhalten und neu gepflanzte „fachgerecht zu erziehen“sei seine große Leidenschaft, so Stegmann. In diversen Schnittkursen gebe er, der seit Jahrzehnten im Gartenbauverein Opfenbach mitwirke, sein Wissen an andere weiter.
Eine ganz besondere Auszeichnung erhält Andrea Pietsch, die mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geehrt wurde. Neben ihrer Tätigkeit als ehrenamtliche Verwaltungsrichterin hatte sich Andrea Pietsch im Pfarrgemeinderat ihrer Kirchengemeinde engagiert sowie den Verein Frauen mit und ohne Kinder in Not e.V. mitbegründet, dort von Anfang an im Vorstand tätig, derzeit als stellvertretende Vorsitzende. Im Pfarrgemeinderat war sie von 1996 bis 2014, in dieser Zeit hat sie eine Reihe von Helfergruppen aufgebaut. Seit Jahren betreut Pietsch eine Handarbeitsgruppe, deren Arbeiten bei Basaren verkauft werden und deren Erlös der Pfarreiengemeinschaft und ausgesuchten sozialen Projekten zugutekommt, zählte Stegmann die ehrenamtlichen Tätigkeiten von Andrea Pietsch auf.
Vermittler zwischen Bürger und Amt
Das Amt der Feldgeschworenen ist laut Landrat Elmar Stegmann eines der ältesten noch erhaltenen Ämter der kommunalen Selbstverwaltung. Seit 500 Jahren gäbe es Feldgeschworene, wer dazu vereidigt werde, bleibe das ein Leben lang oder zumindest so lange, wie es die Gesundheit zulasse. Feldgeschworene wirken bei der Abmarkung der Grundstücke durch die Vermessungsämter mit. Wie der neue Leiter des Vermessungsamtes Immenstadt, Oliver Weiland, bei der Beschreibung der Tätigkeit von Feldgeschworenen betonte, seien sie auch in Zeiten des Fortschritts im Vermessungswesen unverzichtbar, denn es brauche das Engagement und die Zuverlässigkeit vor Ort, das Vertrauen der Grundstückseigentümer, das Feldgeschworene genießen würden, die Neutralität und Verschwiegenheit, aber auch die Vermittlertätigkeit der Feldgeschworenen zwischen Behörde und den Bürgern. Schließlich helfe der ehrenamtliche Einsatz der Feldgeschworenen, die Geldbeutel der Bürger, „die unsere hoch spezialisierten Leistungen in Anspruch nehmen“, zu schonen. Für 60 Jahre Tätigkeit als Feldgeschworener erhielt Karl Müller aus Hergensweiler neben der Urkunde ein Luftbild seines Heimatortes. Ein halbes Jahrhundert sind Roman Erd und Helmut Fink aus Ellhofen Feldgeschworene. Sie erhielten eine Uraufnahme ihres Heimatortes. Josef Lang aus Wasserburg, seit einem Vierteljahrhundert Feldgeschworener, durfte neben seiner Urkunde ein Heft über die Geschichte der Vermessung in Bayern mit nach Hause nehmen.