„Flug 2“schießt über die Landebahn hinaus
Großübung am Flughafen Friedrichshafen testet Zusammenspiel von 300 Rettern aus der Region
FRIEDRICHSHAFEN - Bei einer Übung von rund 300 Einsatzkräften aus der Region hat der Flughafen Friedrichshafen am Freitagabend den Umgang mit einer Flugzeugkatastrophe am Bodensee geprobt. Eine solche Übung ist Pflicht für jeden Verkehrsflughafen weltweit.
Ein Flugzeugwrack neben der Landebahn: Während drinnen Menschen um Hilfe schreien, irren draußen bereits verstörte Passagiere ziellos über die Unglücksstelle am Flughafen Friedrichshafen. Sie konnten sich aus der brennenden Maschine befreien und stehen ganz offenbar unter Schock. „Hilfe, warum hilft mir den keiner“, ruft eine Stimme aus dem dunklen Nichts an diesem kalten Herbstabend. Doch da dauert es noch eine gefühlte Ewigkeit, bis die ersten Helfer der Flughafenfeuerwehr an der Unglücksstelle eintreffen.
Zweites Flugzeug getroffen
Diese Szene – auch wenn sie gespielt ist, wirkt sie gruselig – war Teil der großen Notfallübung am Freitagabend auf dem Bodensee-Airport. Nach einer Notlandung schießt ein Flugzeug mit 24 Passagieren und Besatzung an Bord wegen eines abgeknickten Fahrwerks über die Landebahn hinaus. Als könnte es nicht noch schlimmer kommen, rast es auch noch in ein abseits der Bahn geparktes zweites Flugzeug, in dem gerade zwei Techniker Wartungsarbeiten vornehmen. Die Katastrophe ist perfekt. Und das einzig Gute daran: Es handelt sich bei diesen Szenen nur um eine Übung.
Rettungskräfte von Feuerwehr und Rettungsdiensten, Polizei und Technischem Hilfswerk und sogar von der Bundeswehr waren nun gefragt, das Szenario zu bewältigen. „Wir sind verpflichtet, alle zwei Jahre eine große Übung am Flughafen durchzuführen. Das schreibt die internationale Zivilluftfahrtsorganisation ICAO vor.“, sagte Henning Nöh, Kreisbrandmeister, während des Einsatzes zur Schwäbischen Zeitung. Insbesondere diene der kreisweite Alarm dazu, vorab festgelegte Katastrophen-Szenarien möglichst wirklichkeitsgetreu zu trainieren. So fiel die Übung vom Freitagabend in die Kategorie „Flug 2“. Unter diesem Titel haben Rettungskräfte im Bodenseekreis schon vorab festgelegt, welche Einheiten im Falle eines Flugunfalls in der Region alarmiert werden. Am Abend zeigte sich dann, ob die Zusammenarbeit aus der Planung auch in der Realität funktioniert. Neben den Einsatzkräften und OpferStatisten nahmen auch etliche Beobachter an der Übung teil. So war unter anderem ein Vertreter des Regierungspräsidiums vor Ort. Für alle beteiligten Einheiten gab es außerdem Nachbesprechungen und Analysen. Einsatzleiter Tobias Weber, Leiter der Flughafenfeuerwehr, lobte schließlich das Engagement aller Beteiligten, auch wenn es für ein ausführliches Fazit am Freitagabend noch zu früh gewesen sein dürfte: „Es ist wichtig, solche unangenehmen Szenarien durchzuspielen, damit alle Beteiligten rofessionell agieren können“, sagte er laut einer Mitteilung des Flughafens Friedrichshafen. Am Ende des Einsatzes kam aber auch die Geselligkeit nicht zu kurz. Zum Ausklang des Abends gab es Verpflegung – und genug Zeit für die Nachbesprechung.