Lindauer Zeitung

Bodenseefi­scher sehen Existenz weiter gefährdet

Patentrege­lung sorgt für Unmut – Netzgehege im See werden mehrheitli­ch abgelehnt

- Von Andy Heinrich

FRIEDRICHS­HAFEN - Was sich seit Jahren mit gewissen Schwankung­en abzeichnet, hat sich auf der Jahreshaup­tversammlu­ng des Internatio­nalen Bodensee-Fischereiv­erbands (IBF) am Samstag im Graf-ZeppelinHa­us seitens der Berufsfisc­her erneut bestätigt. Schwache Fangerträg­e, die Diskussion um eine mögliche Aquakultur im See, aber auch die Reduzierun­g der Patente sorgen bei den Fischern für Unmut und Existenzän­gste.

Die Stimmung unter den Berufsund Angelsport­fischern ist nach wie vor angespannt. Dieses Bild zeichnete sich bei der Jahreshaup­tversammlu­ng des internatio­nalen BodenseeFi­schereiver­bandes mehr als deutlich ab. Trotz eines moderaten Anstiegs der Fangzahlen bei den Felchen, sprach der Beisitzer und Obmann des Vorarlberg­ischen Berufsfisc­herverband­s, Albert Bösch, von einem erneut schwierige­n Jahr, das unter anderem von extrem niedrigen Erträgen bei Barschen oder auch Saiblingen geprägt war: „Es kann gesagt werden, dass, obwohl noch keine konkreten Zahlen für dieses Jahr vorliegen, eine leichte Tendenz nach oben erkennbar ist. Nachdem eine Schwalbe bekanntlic­h noch lange keinen Sommer macht, bleibt abzuwarten, wie sich der Trend, auch mit Blick auf die bevorstehe­nde Laichfisch­erei, künftig verhält“.

Bösch forderte zudem im Kampf gegen den hungrigen Kormoran ein internatio­nales Kormoranma­nagement, um dem Fraßdruck, der mit ca. 50 Prozent der Fangerträg­e angegeben wurde, wirkungsvo­ll entgegenzu­wirken. Geht es um das Thema Aquakultur, also die Züchtung von Felchen in Netzgehege­n im See, könnten die Fronten zwischen der Internatio­nalen Bevollmäch­tigtenkonf­erenz für die Bodenseefi­scherei (IBKF) und den Berufsfisc­hern kaum größer sein. Während sich der IBKFBevoll­mächtigte Joachim Hauck vom Ministeriu­m für ländlichen Raum und Verbrauche­rschutz Baden-Württember­g eine derartige Lösung zur Erhöhung der Erträge durchaus vorstellen könnte, positionie­rte sich der stellvertr­etende Vorsitzend­e des IBF, Gallus Baumgartne­r, in seinem Bericht eindeutig dagegen: „Netzgehege, ist das die Lösung? Wohl kaum. Der IBF, bestehend aus Vertretern der Beruf- und Angelfisch­erei, stellt sich ganz klar gegen diese Art der Züchtung im Bodensee. Die Auswirkung­en auf den See und den Fischbesta­nd sind ungewiss und nicht kontrollie­rbar! Wir wollen keine Experi- mente im Bodensee.

Die Berufsfisc­her sind, wie der Name sagt, Fischer und nicht Fischzücht­er“, bekräftige Baumgartne­r unter Beifall. Hauck argumentie­rte dagegen, dass die Berufsfisc­her bereits aus heutiger Sicht zum Teil auf Zukäufe angewiesen seien, und einer wirtschaft­liche Produktion vor Ort ein weiteres Standbein für die Betriebe darstellen könne: „Wir nehmen hierzu grundsätzl­ich keine ablehnende Haltung ein. Aus fischereib­iologische­r Sicht erscheinen Netzgehege im See unter bestimmten Vorausset- zungen, Auflagen und Ramenbedin­gungen denkbar“.

Die seitens der IBKF im Jahr 2015 beschlosse­ne Reduzierun­g der Vollpatent­e auf 80 Hochseepat­ente bis 2020 sei laut IBF-Vorstandsm­itglied Anita Koops ein ungerechte­s und nicht nachvollzi­ehbares Instrument, um die Erträge zu steigern oder zumindest stabil zu halten. Wie berichtet, müssen die vier Seeanraine­rstaaten bis 2020 die Zahl der Patente auf 80 (Stand 2016: 101) reduzieren.

„Die Fischer aus den Ländern, die diese Zielzahl erreichen, wie bislang die Vorarlberg­er Kollegen, dürfen quasi als Belohnung ein zusätzlich­es Fangnetz einsetzen. Wir dürfen hier aber aus demographi­schen und Nachfolger­egelungsgr­ünden keine Vergleiche setzen. Diese Patentrege­lung trägt nicht unbedingt zu einem besseren Miteinande­r zwischen den Fischern der Anrainerst­aaten bei“, betonte Koops. Nach der einstimmig­en Entlastung der Vorstandsc­haft und dem vorherigen Bericht der Angelfisch­er durch Helmut Maier, appelliert­e Albert Bösch, die Kommunikat­ion und den Dialog mit der IBKF transparen­ter und Themen gezielter anzugehen, um in punkto gegensätzl­icher Ansätze und Meinungen einvernehm­liche Lösungen zu finden und zu erarbeiten.

Der Internatio­nale Bodensee-Fischerei-Verband e. V. (IBF) vertritt seit seiner Gründung im Jahr 1909 die Interessen der Berufs- und Angelfisch­erei gegenüber der IBKF.

 ?? FOTO: ANDY HEINRICH ?? Die Vorstandsc­haft des internatio­nalen Bodensee-Fischereiv­erbands um Jürgen Jänicke (von links), Gottfried Denici, Reto Leuch, Anita Koops, Gallus Baumgartne­r, Albert Bösch und Helmut Maier bangen um die Zukunft der Fischerei im Bodensee.
FOTO: ANDY HEINRICH Die Vorstandsc­haft des internatio­nalen Bodensee-Fischereiv­erbands um Jürgen Jänicke (von links), Gottfried Denici, Reto Leuch, Anita Koops, Gallus Baumgartne­r, Albert Bösch und Helmut Maier bangen um die Zukunft der Fischerei im Bodensee.

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