Bodenseefischer sehen Existenz weiter gefährdet
Patentregelung sorgt für Unmut – Netzgehege im See werden mehrheitlich abgelehnt
FRIEDRICHSHAFEN - Was sich seit Jahren mit gewissen Schwankungen abzeichnet, hat sich auf der Jahreshauptversammlung des Internationalen Bodensee-Fischereiverbands (IBF) am Samstag im Graf-ZeppelinHaus seitens der Berufsfischer erneut bestätigt. Schwache Fangerträge, die Diskussion um eine mögliche Aquakultur im See, aber auch die Reduzierung der Patente sorgen bei den Fischern für Unmut und Existenzängste.
Die Stimmung unter den Berufsund Angelsportfischern ist nach wie vor angespannt. Dieses Bild zeichnete sich bei der Jahreshauptversammlung des internationalen BodenseeFischereiverbandes mehr als deutlich ab. Trotz eines moderaten Anstiegs der Fangzahlen bei den Felchen, sprach der Beisitzer und Obmann des Vorarlbergischen Berufsfischerverbands, Albert Bösch, von einem erneut schwierigen Jahr, das unter anderem von extrem niedrigen Erträgen bei Barschen oder auch Saiblingen geprägt war: „Es kann gesagt werden, dass, obwohl noch keine konkreten Zahlen für dieses Jahr vorliegen, eine leichte Tendenz nach oben erkennbar ist. Nachdem eine Schwalbe bekanntlich noch lange keinen Sommer macht, bleibt abzuwarten, wie sich der Trend, auch mit Blick auf die bevorstehende Laichfischerei, künftig verhält“.
Bösch forderte zudem im Kampf gegen den hungrigen Kormoran ein internationales Kormoranmanagement, um dem Fraßdruck, der mit ca. 50 Prozent der Fangerträge angegeben wurde, wirkungsvoll entgegenzuwirken. Geht es um das Thema Aquakultur, also die Züchtung von Felchen in Netzgehegen im See, könnten die Fronten zwischen der Internationalen Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) und den Berufsfischern kaum größer sein. Während sich der IBKFBevollmächtigte Joachim Hauck vom Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg eine derartige Lösung zur Erhöhung der Erträge durchaus vorstellen könnte, positionierte sich der stellvertretende Vorsitzende des IBF, Gallus Baumgartner, in seinem Bericht eindeutig dagegen: „Netzgehege, ist das die Lösung? Wohl kaum. Der IBF, bestehend aus Vertretern der Beruf- und Angelfischerei, stellt sich ganz klar gegen diese Art der Züchtung im Bodensee. Die Auswirkungen auf den See und den Fischbestand sind ungewiss und nicht kontrollierbar! Wir wollen keine Experi- mente im Bodensee.
Die Berufsfischer sind, wie der Name sagt, Fischer und nicht Fischzüchter“, bekräftige Baumgartner unter Beifall. Hauck argumentierte dagegen, dass die Berufsfischer bereits aus heutiger Sicht zum Teil auf Zukäufe angewiesen seien, und einer wirtschaftliche Produktion vor Ort ein weiteres Standbein für die Betriebe darstellen könne: „Wir nehmen hierzu grundsätzlich keine ablehnende Haltung ein. Aus fischereibiologischer Sicht erscheinen Netzgehege im See unter bestimmten Vorausset- zungen, Auflagen und Ramenbedingungen denkbar“.
Die seitens der IBKF im Jahr 2015 beschlossene Reduzierung der Vollpatente auf 80 Hochseepatente bis 2020 sei laut IBF-Vorstandsmitglied Anita Koops ein ungerechtes und nicht nachvollziehbares Instrument, um die Erträge zu steigern oder zumindest stabil zu halten. Wie berichtet, müssen die vier Seeanrainerstaaten bis 2020 die Zahl der Patente auf 80 (Stand 2016: 101) reduzieren.
„Die Fischer aus den Ländern, die diese Zielzahl erreichen, wie bislang die Vorarlberger Kollegen, dürfen quasi als Belohnung ein zusätzliches Fangnetz einsetzen. Wir dürfen hier aber aus demographischen und Nachfolgeregelungsgründen keine Vergleiche setzen. Diese Patentregelung trägt nicht unbedingt zu einem besseren Miteinander zwischen den Fischern der Anrainerstaaten bei“, betonte Koops. Nach der einstimmigen Entlastung der Vorstandschaft und dem vorherigen Bericht der Angelfischer durch Helmut Maier, appellierte Albert Bösch, die Kommunikation und den Dialog mit der IBKF transparenter und Themen gezielter anzugehen, um in punkto gegensätzlicher Ansätze und Meinungen einvernehmliche Lösungen zu finden und zu erarbeiten.
Der Internationale Bodensee-Fischerei-Verband e. V. (IBF) vertritt seit seiner Gründung im Jahr 1909 die Interessen der Berufs- und Angelfischerei gegenüber der IBKF.