Schlusslicht ohne Lösungen
Köln hält vorerst an Trainer Peter Stöger fest und sucht weiter einen Sportdirektor
KÖLN (SID/dpa) - Endspiel für Peter Stöger: Trotz der prekären Lage hält der 1. FC Köln noch an seinem österreichischen Trainer fest, ein klares Bekenntnis vermied die Clubführung aber erneut. „Peter Stöger bereitet die Mannschaft auf das Spiel auf Schalke vor und wird am Samstag auch auf der Bank sitzen“, sagte Vize-Präsident Toni Schumacher mit Blick auf die Partie am Samstag (18.30 Uhr/Sky).
Wie es danach weitergeht, ist völlig offen. Eine Trennung bleibt möglich. „Es ist nicht meine Aufgabe, den Trainer zu köpfen oder dass die Mannschaft den Trainer köpft. Das ist die Aufgabe von den Leuten oben oder vom Trainer selbst“, betonte Kapitän Matthias Lehmann vielsagend.
Die sportliche Führung hatte sich nach dem ernüchternden 0:2 gegen Hertha BSC, der elften Niederlage im 13. Saisonspiel, am Sonntagabend noch bis in die Nacht beraten. Stöger war beim Krisengipfel im Haus von Präsident Werner Spinner nicht dabei. Finanz-Geschäftsführer Alexander Wehrle kommentierte: „Dass man in unserer Situation häufiger das Gespräch sucht und sich austauscht, halte ich für völlig normal. Dass man den Inhalt solcher Gespräche nicht öffentlich macht, auch.“
Das halbherzige Bekenntnis zum Erfolgscoach der vergangenen vier Jahre überrascht. Vor dem HerthaSpiel hatte Schumacher eigentlich eine Grundsatzentscheidung angekündigt. „Wir wissen, dass aus den nächsten Spielen Punkte geholt werden müssen“, hatte er gesagt. „Wenn das nicht der Fall ist, muss man sich zusammensetzen und überlegen, machen wir es wie Freiburg, die mit Christian Streich in die zweite Liga gegangen sind.“
Diese generelle Entscheidung soll offenbar dem neuen Sportchef überlassen werden, wer es auch immer wird, denn die Verpflichtung von Wunschkandidat Horst Heldt gestaltet sich nach ungeschickten Aussagen Schumachers als fast unmöglich. „Wir haben natürlich mitbekommen, dass in Hannover in der Führungsriege so einige Dinge nicht stimmen“, hatte der frühere Nationaltorhüter gesagt und auf Heldts schwieriges Verhältnis zu Aufsichtsrat Martin Andermatt verwiesen, dem Ex-Trainer von Ulm und Einflüsterer von 96-Präsident Martin Kind. Der war naturgemäß sauer, nannte Schumacher „niveaulos“und erklärte Heldt für unverkäuflich.
Am Montagmorgen leitete jedenfalls noch immer Stöger im Nieselregen von Köln das Training. Mit den Händen tief in den Taschen seiner Jacke vergraben und der Kapuze über dem Kopf beobachtete der Coach die Übungen der Reservisten, nur ein Häuflein Fans hatte den Weg zum Geißbockheim gefunden. Die Szene wirkte trostlos, und sie passte ins Bild. Ernüchterung und Tristesse herrschen beim Tabellenletzten.
Zwei Punkte, vier Tore, dazu zehn verletzte Spieler: Noch nie stand eine Mannschaft zu diesem Zeitpunkt der Saison derart schlecht da. Es gibt wenig Anlass zur Hoffnung, bis zur Winterpause folgen die schweren Auswärtsspiele auf Schalke und bei den Bayern, zudem die Heimspiele gegen die direkte Konkurrenz aus Freiburg und Wolfsburg. Selbst der Relegationsrang 16 ist bereits neun Punkte entfernt. Stöger und der gesamte Club benötigen dringend Siege.
„Ich werde nach bestem Wissen und Gewissen arbeiten. Das ziehe ich durch. Das hat nichts mit Sesselkleben zu tun.“Dafür lasse er sich gerne für bekloppt erklären: „Aber das ist mein Zugang zu diesem Job“, sagte der Trainer: „Ich bin in der Verantwortung, solange der Klub nicht sagt, er habe eine bessere Idee oder eine Alternative.“
Viel zu zaghaft
Die Niederlage gegen Hertha zeigte die Probleme des FC erneut schonungslos auf. Selbst gegen mäßige Berliner war Köln völlig chancenlos. „Wir waren in der Pflicht, aber der Auftritt war zu schwach für die Bundesliga“, urteilte Torhüter Timo Horn, der die Gegentreffer von Vedad Ibisevic (17./64., Foulelfmeter) nicht verhindern konnte: „Das war viel zu zaghaft. So gewinnt man kein Spiel. Hätte die Hertha Ernst gemacht, hätten wir noch mehr Gegentore bekommen.“
Es reift die Erkenntnis, dass es für den FC aktuell nicht zu mehr reicht. Die verletzten Spieler sind nicht zu kompensieren, gegen Hertha spielte nicht nur der 16-jährige Yann Aurel Bisseck, hinter Dortmunds Nuri Sahin nun der zweitjüngste Spieler in der Bundesliga-Geschichte. In der Schlussphase kamen zudem Nikolas Nartey (17), Tim Handwerker (19) und Anas Ouahim (20) in die Partie.
Köln war jedoch zu naiv, um Berlin noch in Nöte zu bringen. Die jungen Spieler hätten es zwar „sehr gut gemacht“, meinte Stürmer Claudio Pizarro. „Aber in einer solchen Situation brauchst du vor allem Erfahrung.“