Acht von neun Yetis sind Bären
Forscher untersuchen angebliche Überreste der legendären Schneemenschen
WASHINGTON (dpa) - Eine schlechte Nachricht für alle, die an die Existenz von Yetis glauben: US-Forscher haben DNA-Proben von angeblichen Yeti-Überbleibseln unter die Lupe genommen und sie fast ausschließlich Bären zugeordnet. Acht der neun untersuchten Proben stammen demnach von Asiatischen Schwarzbären, Himalaya-Braunbären oder Tibetischen Braunbären – die neunte von einem Hund.
„Unsere Ergebnisse legen stark nahe, dass die biologische Untermauerung für die Yeti-Legende in lokalen Bärenarten gefunden werden kann“, betont die Biologin Charlotte Lindqvist von der University of Buffalo im US-Bundesstaat New York. „Und unsere Studie zeigt, dass die Genetik in der Lage sein sollte, auch andere, ähnliche Rätsel zu lösen.“
Die Studie, veröffentlicht in den „Proceedings B“der britischen Royal Society, ist wohl die bisher gründlichste DNA-Analyse angeblicher Relikte der mysteriösen Schneemenschen, die in der Himalaya-Region leben sollen. Die Forscher gelangten über eine britische Filmproduktionsfirma, die 2016 in einem Film die Herkunft der Yetis lüften wollte, an die jetzt untersuchten Überbleibsel. Sie stammen ursprünglich aus Museen oder Privatbesitz. Ein Stück behaarter Haut von einer Hand oder Pranke, die in einem Kloster aufbewahrt worden war, gehört dazu. Ebenso ein Stück eines Oberschenkelknochens, das in einer Höhle auf dem tibetischen Hochplateau in 4500 Meter Höhe gefunden wurde.
Doch Lindqvist und ihr Team gingen noch einen Schritt weiter: Sie sequenzierten die mitochondriale DNA (mtDNA) weiterer asiatischer Bären – insgesamt von 23 Tieren – und verglichen sie dann mit derjenigen von Bären in anderen Teilen der Welt.
Hilfe beim Artenschutz
Es zeigte sich, dass Tibetische Braunbären mit denen in Nordamerika und Europa relativ eng verwandt sind. Himalaya-Braunbären hingegen, deren mtDNA nun erstmals komplett entschlüsselt wurde, haben sich evolutionär schon wesentlich früher, vor etwa 650 000 Jahren, abgespalten. In der damaligen Eiszeit hätten die Himalaya-Braunbären vermutlich über längere Zeit hinweg durch Gletscher abgetrennt und isoliert von den anderen gelebt, vermuten die Forscher.
Ihrer Einschätzung nach sind die Ergebnisse nicht nur wichtig, um die Herkunft der Tiere nachzuvollziehen, sondern auch für deren Gegenwart. „Die Himalaya-Braunbären sind vom Aussterben bedroht. Ihre Bevölkerungsstruktur und genetische Vielfalt zu klären, kann auch helfen, ihre Bestände zu schätzen und Management-Strategien zu entwerfen“, hofft Lindqvist. Auch die Untersuchung weiterer „Yeti-Relikte“könne dazu beitragen.