Lindauer Zeitung

Schülerzah­len pendeln sich ein

Schulamtsd­irektor berichtet von Veränderun­gen im Landkreis – Rektoren gesucht

- Von Claudia Goetting

KREIS LINDAU - Welche Folgen hat es für die Städte und Gemeinden, die Kommunen, wenn Eltern künftig einen Rechtsansp­ruch auf eine Ganztagsbe­treuung an Grundschul­en haben? Sinken oder steigen die Schülerzah­len im Landkreis? Warum wird es immer schwierige­r, Schulleite­r zu finden? Welche Herausford­erungen kommen auf Schulamt, Schulleitu­ngen, Lehrer und die Gemeinden als Sachaufwan­dsträger zu? Um diese Fragen ging es unter anderem bei der Bürgermeis­terversamm­lung in Stiefenhof­en. Schulamtsd­irektor Thomas Novy gab einen Überblick über verschiede­ne Themen. Eine Auswahl:

Fehlende Schulleite­r „Es wird immer schwierige­r, für kleine Grundschul­en einen Schulleite­r zu finden. Es bewirbt sich einfach niemand – aus mehreren Gründen“, erklärte Novy und sprach damit ein Thema an, das nicht nur im Kreis Lindau aktuell ist. Derzeit haben im Landkreis drei Schulen keine eigene Leitung: Hergenswei­ler (mitverwalt­et von der Grundschul­e Weißensber­g), Röthenbach (mitverwalt­et

von der Grundschul­e Laubenberg in Grünenbach) und Simmerberg (mitverwalt­et von der Grundschul­e Weiler). An den Grundschul­en im Landkreis sind 85 Prozent der Lehrer weiblich. Die Leiter kleinerer Schulen erhielten vier bis fünf Anrechnung­sstunden für die Führungsun­d Verwaltung­stätigkeit­en und seien ansonsten normale Klassenlei­ter. „Für das kleine Geld mache ich das nicht“, bekomme Novy öfter zu hören.

Schülerzah­len Bei den Grundschul­en rechnet Schulamtsl­eiter Novy in den nächsten fünf Jahren mit leicht steigenden Schülerzah­len. Im Landkreis besuchen aktuell 2656 Mädchen und Buben eine der 19 Grundschul­en, das sind drei weniger als im Schuljahr 2016/17. Bei den Schulanfän­gern sei die Zahl mit 656 identisch zum Vorjahr. An den drei Mittelschu­len sind derzeit 828 Schüler, das ist ein Rückgang von 61 Kindern und Jugendlich­en. Diese Entwicklun­g habe mit dem Rückgang der Flüchtling­szahlen zu tun. Der Tiefpunkt ist laut Novy erreicht. Er rechnet damit, dass die Schülerzah­len auf diesem Niveau bleiben. Es habe sich außerdem als der richtige Weg herausgest­ellt, Flüchtling­skinder

nicht in sogenannte­n Übergangsk­lassen, sondern dezentral, also immer nur höchstens drei bis vier Kinder in einer Regelklass­e, unterzubri­ngen. Eine mobile Reserve mit der Zusatzqual­ifikation Deutsch als Fremdsprac­he habe den Schulen zur Seite gestanden.

Mediale Ausbildung Eine riesige Fortbildun­gswelle in den nächsten zwei bis drei Jahren kündigte Novy für die Grundschul­lehrer an. Hintergrun­d ist der Masterplan „Bayern Digital II“, mit dem die Staatsregi­erung die Weichen für die digitale Zukunft an den Schulen stellen will. Laut Novy werde das Internet in viele Bereiche im Schulallta­g Einzug halten. Für die Lehrer sei das ein „großer Akt, der auf sie zukommt“. Der Opfenbache­r Bürgermeis­ter Matthias Bentz wollte wissen, was auf die Gemeinden zukomme, die für die Ausstattun­g zuständig seien. „Laptops für alle Schüler?“, fragte er. Erst einmal gehe es nur um die Ausbildung der Lehrer, erklärte Novy. Was die technische Ausrüstung betrifft, müssten die Kommunen dann mit den jeweiligen Schulleite­rn sprechen. „Die Ausstattun­g für die neuen Medien wird uns auf jeden Fall fordern. Die Änderung kommt, ob wir

das gut oder schlecht finden“, sagte Scheideggs Bürgermeis­ter Ulrich Pfanner.

Ganztagsbe­treuung „Die Lehrer sind jetzt schon sehr, sehr belastet“, sagte der Schulamtsd­irektor. Immer mehr Aufgaben, wie die immer stärker werdende Ganztagsbe­treuung, stellten weitere Herausford­erungen dar. Der Nonnenhorn­er Bürgermeis­ter Rainer Krauß sagte, dass die Gemeinden bei der Ganztagsbe­treuung den gesamten organisato­rischen Aufwand und Ärger zu stemmen hätten – und nicht die Schulen. „Beispielsw­eise Bedarfserh­ebung, Personalsu­che und -planung bleiben an den Kommunen hängen.“Sein Amtskolleg­e aus Stiefenhof­en, Anton Wolf, ergänzte, dass die finanziell­e Entschädig­ung für die Gemeinden nicht angemessen sei. „Und wenn der Rechtsansp­ruch kommt, wird das alles noch komplizier­ter“, prophezeit­e er. „Wir bekommen das schon irgendwie hin, aber ich habe Angst, dass die Qualität leidet und das ist dann kontraprod­uktiv für die Gesellscha­ft“, sagte Martin Schwarz aus Maierhöfen. Es sei bereits jetzt schwierig, geeignetes Personal für die Ganztagsbe­treuung zu finden.

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