Schülerzahlen pendeln sich ein
Schulamtsdirektor berichtet von Veränderungen im Landkreis – Rektoren gesucht
KREIS LINDAU - Welche Folgen hat es für die Städte und Gemeinden, die Kommunen, wenn Eltern künftig einen Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung an Grundschulen haben? Sinken oder steigen die Schülerzahlen im Landkreis? Warum wird es immer schwieriger, Schulleiter zu finden? Welche Herausforderungen kommen auf Schulamt, Schulleitungen, Lehrer und die Gemeinden als Sachaufwandsträger zu? Um diese Fragen ging es unter anderem bei der Bürgermeisterversammlung in Stiefenhofen. Schulamtsdirektor Thomas Novy gab einen Überblick über verschiedene Themen. Eine Auswahl:
Fehlende Schulleiter „Es wird immer schwieriger, für kleine Grundschulen einen Schulleiter zu finden. Es bewirbt sich einfach niemand – aus mehreren Gründen“, erklärte Novy und sprach damit ein Thema an, das nicht nur im Kreis Lindau aktuell ist. Derzeit haben im Landkreis drei Schulen keine eigene Leitung: Hergensweiler (mitverwaltet von der Grundschule Weißensberg), Röthenbach (mitverwaltet
von der Grundschule Laubenberg in Grünenbach) und Simmerberg (mitverwaltet von der Grundschule Weiler). An den Grundschulen im Landkreis sind 85 Prozent der Lehrer weiblich. Die Leiter kleinerer Schulen erhielten vier bis fünf Anrechnungsstunden für die Führungsund Verwaltungstätigkeiten und seien ansonsten normale Klassenleiter. „Für das kleine Geld mache ich das nicht“, bekomme Novy öfter zu hören.
Schülerzahlen Bei den Grundschulen rechnet Schulamtsleiter Novy in den nächsten fünf Jahren mit leicht steigenden Schülerzahlen. Im Landkreis besuchen aktuell 2656 Mädchen und Buben eine der 19 Grundschulen, das sind drei weniger als im Schuljahr 2016/17. Bei den Schulanfängern sei die Zahl mit 656 identisch zum Vorjahr. An den drei Mittelschulen sind derzeit 828 Schüler, das ist ein Rückgang von 61 Kindern und Jugendlichen. Diese Entwicklung habe mit dem Rückgang der Flüchtlingszahlen zu tun. Der Tiefpunkt ist laut Novy erreicht. Er rechnet damit, dass die Schülerzahlen auf diesem Niveau bleiben. Es habe sich außerdem als der richtige Weg herausgestellt, Flüchtlingskinder
nicht in sogenannten Übergangsklassen, sondern dezentral, also immer nur höchstens drei bis vier Kinder in einer Regelklasse, unterzubringen. Eine mobile Reserve mit der Zusatzqualifikation Deutsch als Fremdsprache habe den Schulen zur Seite gestanden.
Mediale Ausbildung Eine riesige Fortbildungswelle in den nächsten zwei bis drei Jahren kündigte Novy für die Grundschullehrer an. Hintergrund ist der Masterplan „Bayern Digital II“, mit dem die Staatsregierung die Weichen für die digitale Zukunft an den Schulen stellen will. Laut Novy werde das Internet in viele Bereiche im Schulalltag Einzug halten. Für die Lehrer sei das ein „großer Akt, der auf sie zukommt“. Der Opfenbacher Bürgermeister Matthias Bentz wollte wissen, was auf die Gemeinden zukomme, die für die Ausstattung zuständig seien. „Laptops für alle Schüler?“, fragte er. Erst einmal gehe es nur um die Ausbildung der Lehrer, erklärte Novy. Was die technische Ausrüstung betrifft, müssten die Kommunen dann mit den jeweiligen Schulleitern sprechen. „Die Ausstattung für die neuen Medien wird uns auf jeden Fall fordern. Die Änderung kommt, ob wir
das gut oder schlecht finden“, sagte Scheideggs Bürgermeister Ulrich Pfanner.
Ganztagsbetreuung „Die Lehrer sind jetzt schon sehr, sehr belastet“, sagte der Schulamtsdirektor. Immer mehr Aufgaben, wie die immer stärker werdende Ganztagsbetreuung, stellten weitere Herausforderungen dar. Der Nonnenhorner Bürgermeister Rainer Krauß sagte, dass die Gemeinden bei der Ganztagsbetreuung den gesamten organisatorischen Aufwand und Ärger zu stemmen hätten – und nicht die Schulen. „Beispielsweise Bedarfserhebung, Personalsuche und -planung bleiben an den Kommunen hängen.“Sein Amtskollege aus Stiefenhofen, Anton Wolf, ergänzte, dass die finanzielle Entschädigung für die Gemeinden nicht angemessen sei. „Und wenn der Rechtsanspruch kommt, wird das alles noch komplizierter“, prophezeite er. „Wir bekommen das schon irgendwie hin, aber ich habe Angst, dass die Qualität leidet und das ist dann kontraproduktiv für die Gesellschaft“, sagte Martin Schwarz aus Maierhöfen. Es sei bereits jetzt schwierig, geeignetes Personal für die Ganztagsbetreuung zu finden.