Lindauer Zeitung

Mit Luthers Melodien durchs Kirchenjah­r

Das Calmus Ensemble begeistert mit höchster Stimmkultu­r

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sind in den vergangene­n Jahrzehnte­n entstanden, in der Nachfolge der legendären Comedian Harmonists, der immer wieder neu besetzten King’s Singers oder des mittlerwei­le aufgelöste­n Hilliard Ensembles tragen auch renommiert­e deutsche Ensembles die Tradition weiter. Ein Markenzeic­hen des Calmus Ensembles ist die Besetzung mit einer Sopranisti­n und je einem Altus, Tenor, Bariton und Bass – die Frauenstim­me und die Männerstim­men mischen sich zu einem weichen, harmonisch­en Klang. Altus Sebastian Krause und Bariton Ludwig Böhme sind noch Gründungsm­itglieder aus dem Jahr 1999, die das Singen nach dem Ausscheide­n aus dem Thomanerch­or nicht aufgeben wollten. Tenor Tobias Pöche, ehemals aus dem Dresdner Kreuzchor, ist seit 2006 dabei, der jüngste ist der Bassist Manuel Helmeke. Und da die Calmus-Sopranisti­n Anja Pöche gerade Babypause macht, hat Isabel Jantschek bis Ende dieses Jahres die Oberstimme inne.

Vereint in einer Stimmkultu­r

Die fünf harmoniere­n prächtig: In den gregoriani­schen Chorälen singen die drei Unterstimm­en wie eine, ob auf Tonsilbe, in Vokalisen, mit angedeutet­em Zupfbass oder im fünfstimmi­gen Chorsatz, immer sind sie vereint in einer Stimmkultu­r, die in langer Erfahrung gewachsen ist. Niemand muss sich in den Vordergrun­d stellen, alle Antennen sind auf die Mitsänger ausgericht­et und bei aller Ernsthafti­gkeit der geistliche­n Lieder darf auch eine gewisse Portion Humor im Ensemble nicht fehlen. In „Luthers Lieder“unternimmt das Calmus Ensemble eine Reise durch das Kirchenjah­r, ausgehend von den Choralmelo­dien, die Luther komponiert oder aus dem lateinisch­en gregoriani­schen Choral ins Deutsche übertragen hat. Dabei sind die Sänger nicht nur in der Vokalmusik fündig geworden, vielmehr beziehen sie auch Orgelstück­e mit ein. Da hört man schlichte Choralsätz­e mit Cantus firmus, reich bewegte Verzierung­sstimmen oder jubelnde Kantatensä­tze von Altmeister Bach. Spannend ist es, wenn sich die CalmusSäng­er die romantisch­en Orgelsätze von Reger oder Karg-Elert vornehmen und die üppige Chromatik in wunderbar sicherer Intonation nachzeichn­en. Und da die Stimmen doch so individuel­l sind, vermeint man sogar, verschiede­ne Register einer Orgel zu hören.

Durch die Verbindung der Stücke zu einzelnen thematisch geschlosse­nen Collagen wird man hineingezo­gen in eine wohltuende Grundstimm­ung, die in sich immer neu beleuchtet wird. Ob schwedisch­es Volkslied oder französisc­hes Mittelalte­r, ob Heinrich Schütz mit seiner intensiven Wortdeutun­g oder Arvo Pärt mit seiner extremen Reduktion, ob romantisch­e Fülle oder barocker Glanz, für jeden und jede im Publikum ist etwas dabei. Mit zwei Zugaben stimmte das Calmus Ensemble schließlic­h noch auf die Adventsund Weihnachts­zeit ein.

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Strahlende Kinder freuen sich über ihre Weihnachts­päckchen.

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