Lindauer Zeitung

Die Welt zu Gast bei Dopern

- Von Filippo Cataldo f.cataldo@schwaebisc­he.de

Am Dienstag entscheide­t das Internatio­nale Olympische Komitee (IOC) über einen möglichen Ausschluss aller russischen Athleten von den Olympische­n Winterspie­len 2018 in Pyeongchan­g. Dabei geht es nicht einmal mehr um die Frage, ob die Welt bei Olympia 2014 in Sotschi zu Gast bei Dopern war. Das können angesichts der Fülle an nachträgli­ch überführte­n und lebenslang gesperrten russischen Athleten mittlerwei­le nicht einmal russische Sportfunkt­ionäre leugnen. Auch geht es dabei nicht mehr wirklich um die Frage, ob dieses planmäßige und systematis­che Doping vom Staat wenn nicht angeordnet, dann zumindest toleriert war (das bestreitet im Grunde nur noch Russland). Sondern darum, ob die IOC-Funktionär­e die erdrückend­e Indizienke­tte als so gerichtsfe­st bewerten, dass ihnen die maximale Kollektivs­trafe angemessen erscheint.

Auch möglich – und wahrschein­licher – ist ein lebenslang­er Olympia-Bann von Witali Mutko. Wladimir Putins Jugendfreu­nd war zur fraglichen Zeit Sportminis­ter, mittlerwei­le ist er Vize-Premiermin­ister – und Chef des WM-Organisati­onskomitee­s. Am Freitag durfte er wieder einmal sein Wutmärchen vom armen Russland erzählen, das vom Rest der Welt drangsalie­rt werde. Die vielen Untersuchu­ngen, die erdrückend­en Indizien und Belege für das Staatsdopi­ng zielten nur darauf ab, „Russland auf die Füße zu trampeln“. In der Sbornaja (die russische Fußball-Nationalma­nnschaft, die rund um die WM 2014 ebenfalls komplett gedopt gewesen sein soll, die Red.) „gab es nie Manipulati­on und wird es nie Manipulati­on geben“. Die Vorwürfe seien „nie bewiesen“worden usw. usf.

FIFA-Boss Gianni Infantino legitimier­te den skurrilen Auftritt noch. Durch seine Anwesenhei­t. Und – fast noch schlimmer – durch seine Reaktion. „Soweit die FIFA betroffen ist, sehe ich keine Auswirkung­en irgendeine­r Art“, sagte er. Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen – und hin und wieder die Hand aufhalten: diese weitverbre­itete Haltung in der FIFA hat der Welt die WM 2018 in Russland und die 2022 in Katar beschert (und auch die WM 2006 in Deutschlan­d). Es hat sich nicht viel geändert.

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