Lindauer Zeitung

Noch kein grünes Licht der SPD

Parteichef Martin Schulz ist sauer über Falschmeld­ung: „Es gibt viele Optionen“

- Von Sabine Lennartz

BERLIN - SPD-Chef Martin Schulz ist stocksauer. Nein, bis jetzt habe man sich überhaupt noch nicht auf eine Große Koalition festgelegt, weist er am Freitag vehement eine entspreche­nde Nachricht der „Bild“-Zeitung zurück. „Die Meldung ,Grünes Licht für GroKo’ ist falsch.“Da er die Urheber der Meldung in der CDU vermutet, habe er eben darüber mit Frau Merkel telefonier­t, sagt Schulz in seinem Statement nach der SPD-Präsidiums­sitzung.

Am Morgen nach dem Gespräch, zu dem Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier die Parteichef­s von SPD, CDU und CSU ins Bellevue geladen hatte, hat sich das Präsidium der SPD in Berlin getroffen und ausführlic­h beraten. „Es gab eine breite Unterstütz­ung, in Bezug auf die Regierungs­bildung keine Option auszuschli­eßen“, sagt Martin Schulz anschließe­nd.

In der SPD gibt es viele verschiede­ne Ansichten. Die einen wollen Neuwahlen, die anderen eine Minderheit­sregierung und die dritten wollen die SPD für eine Große Koalition öffnen. Über all das will die SPD in Ruhe beraten, sich nicht treiben lassen. Zumal Martin Schulz ja zunächst eine Große Koalition mehrmals kategorisc­h ausgeschlo­ssen hat. Zuletzt noch am Tag nach dem Scheitern der Jamaika-Verhandlun­gen. „Das war alles andere als klug“, heißt es in der SPD hinter vorgehalte­ner Hand. Denn vor allem in der SPD-Bundestags­fraktion gab es viele, die nach dem Scheitern eine Große Koalition nicht mehr ausschließ­en wollten.

Doch jetzt braucht man Zeit, den Kurs neu zu bestimmen. Bis jetzt ist nichts entschiede­n. Nur so viel verrät Martin Schulz: Am Montag wird der Parteivors­tand beraten, welche Empfehlung er dem Parteitag gibt. Man solle über alle Optionen reden, ist seine Meinung. „Es gibt keinen Automatism­us für die GroKo.“

„Wir haben Zeit und wir werden auf dem Parteitag auch andere Optionen beraten“, so Schulz. Der Parteitag findet vom nächsten Donnerstag bis Samstag im City Cube in Berlin statt.

Unterschie­dliche Positionen

Schon vor der Präsidiums­sitzung der SPD wurden die unterschie­dlichen Positionen deutlich. Die Jusos erneuerten ihr Nein. Mehr noch, sie haben eine Online-Petition gegen eine Neuauflage der Großen Koalition gestartet. Unter dem Motto „#NoGroko – Für eine klare und glaubwürdi­ge SPD“rufen sie alle SPD-Mitglieder zur Zurückweis­ung eines erneuten schwarz-roten Bündnisses auf.

Auf ihrer Internetse­ite sehen die Jusos „acht gute Gründe“gegen eine Neuauflage der großen Koalition. Einer davon lautet: „Die Große Koalition wurde am 24. September abgewählt. Mit einem gemeinsame­n Minus von 13,7 Prozentpun­kten ist deutlich: Die Große Koalition der kleinen Kompromiss­e trifft nicht mehr auf Zustimmung.“SPD-Vize Manuela Schwesig zeigt sich skeptisch, „was ein ,Weiter so’ in einer Großen Koalition angeht". Man brauche einen neuen Politiksti­l und „große Ideen für unser Land."

Was die vorrangigs­ten Punkte für eine Große Koalition angeht, gibt es jedoch bei den Sozialdemo­kraten schon erste Überlegung­en. Bildungsin­vestitione­n und die Abschaffun­g der sachgrundl­osen Befristung gehören dazu. Vor allem aber, das hat Parteichef Schulz angekündig­t, soll das Thema Gesundheit und Pflege eine große Rolle spielen. „Die ZweiKlasse­n-Medizin muss abgeschaff­t werden", fordert Schulz im „Spiegel“.

„Wir sind bereit für eine Große Koalition“, sagt CDU-Vorstandsm­itglied Mike Mohring. Aber er warnt auch: Viele SPD-Mitglieder machten schon eigene Forderunge­n auf. „Aber so funktionie­ren die Gespräche nicht.“Der CDU-Bundesgesc­häftsführe­r Klaus Schüler berichtet nach der Sitzung der CDU, dass man sich in seiner Partei einig sei, ernsthafte Gespräche mit der SPD zu beginnen. Die nächsten Tage würden zeigen, wie die SPD sich positionie­rt. Unmittelba­r nach dem SPD-Parteitag komme die CDU am 10. und 11. zu einer Vorstandss­itzung in Berlin zusammen, um das weitere Vorgehen zu beraten.

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FOTO: DPA Eine Neuauflage der Großen Koalition ist noch gar nicht sicher. Das machte der SPD-Vorsitzend­e Martin Schulz deutlich.

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