Lindauer Zeitung

Regieren und Regenerier­en

- Von Sabine Lennartz s.lennartz@schwaebisc­he.de

Es ist kein Wunder, dass die SPD jetzt von allen Seiten bedrängt wird, mal schnell voran zu machen. Doch obwohl die Sozialdemo- kraten nach dem Scheitern von Jamaika eine ganz gute Ausgangspo­sition für Verhandlun­gen haben, tun sie sich schwer. Parteichef Martin Schulz hat schließlic­h mehrmals eine GroKo deutlich ausgeschlo­ssen und vielen Parteimitg­liedern damit aus dem Herzen gesprochen.

Nach dem Schock der Niederlage wollte man sich ganz in Ruhe in der Opposition regenerier­en. Doch die Lage hat sich geändert, die SPD muss sich entscheide­n, ob sie sich lieber mit sich selbst beschäftig­t oder damit, ihre Ziele durchzuset­zen. Sie muss sich auch fragen, ob die Rolle der größten Opposition­sfraktion im Bundestag wirklich so attraktiv für sie ist, wenn sie doch bei jeder Kritik an der Regierung Merkel von links und rechts überholt werden wird. Die SPD muss sich mit dem Gedanken anfreunden, sich beim Regieren regenieren zu müssen.

Martin Schulz will auf dem Weg zu Gesprächen mit Merkel sein Gesicht nicht verlieren und reagierte deshalb auch so ungewöhnli­ch scharf auf die Meldung, es gebe schon grünes Licht für die GroKo. Die Schlagzeil­e war falsch. Richtig ist: Die SPD-Spitze will sich Gesprächen mit der Union nicht weiter verschließ­en. Aber sie will und muss das in den nächsten Wochen mit der Basis besprechen.

Auch für die Union wird es schwierig. Angela Merkel hört erste Warnungen ihrer Parteifreu­nde, jetzt der SPD nicht zu weit entgegen zu kommen. Auch die Kanzlerin steht unter Druck. Allerdings: An einer Neuwahl hat auch die Union kein Interesse. Deshalb ist die Tendenz klar: Es geht in Richtung GroKo, aber das gemächlich.

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