Lindauer Zeitung

„Man sollte das Etikett genau lesen“

Olivenöl-Experte Dieter Oberg über Qualität und Geschmack

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Oberg Dieter

Olivenöl ist seine Leidenscha­ft:

(Foto: privat) leitet Seminare und Fortbildun­gen und ist Jury-Mitglied bei diversen Olivenöl-Wettbewerb­en. Seit 1988 ist er Leiter der Informatio­nsgemeinsc­haft Olivenöl, einem Verband zur Pflege und Förderung des Wertes von nativen Olivenölen. Katrin Neef hat mit ihm gesprochen.

Woran erkennt man als Laie ein gutes Olivenöl?

Tja, das ist nicht so einfach, aber es ist eine große Hilfe, wenn man das Etikett genau liest. Dort steht, aus welchem Land das Öl kommt und welcher Güteklasse es entspricht. Die beste Güteklasse ist „nativ extra“, in Italien auch „extra vergine“genannt. Wenn das Öl kaltgepres­st ist – oder, wie man heute sagen muss, kalt extrahiert – dann wird es bei einer Temperatur unter 27 Grad verarbeite­t. Das garantiert, dass das Öl sein Aroma besser behält und länger haltbar ist. Zu hohe Temperatur­en bei der Verarbeitu­ng nehmen dem Öl Geschmack. Steht auf der Flasche nur „Olivenöl“, dann wurde das Öl raffiniert, weil es deutliche sensorisch­e Fehler hatte. Das ist dann etwas ganz anderes als natives Öl extra. Das raffiniert­e Öl wird höher erhitzt, und der Geschmack ist ganz mild.

Gibt es für die Geschmacks­richtungen auch festgelegt­e Normen?

Ja, es gibt leicht fruchtig, mittelfruc­htig und intensiv fruchtig. Diese Bezeichnun­gen dürfen nur auf der Flasche draufstehe­n, wenn Tester das vorher offiziell festgelegt haben. Entscheide­nd ist, welcher Geschmack einem zusagt, das ist wie beim Wein. Deshalb empfehle ich, zunächst zum Testen eine kleine Flasche zu kaufen.

Man hört immer wieder Geschichte­n über Manipulati­onen bei der Ölherstell­ung, zum Beispiel, dass bereits ranziges Öl durch die Behandlung mit heißem Dampf wieder „verkaufsfä­hig“gemacht wird, oder dass andere, qualitativ minderwert­ige Öle, beigemisch­t werden. Was ist da dran?

In der Vergangenh­eit gab es tatsächlic­h einige Produzente­n, die Qualitätsm­ängel bei Ölen durch die Behandlung mit Dampf eliminiert haben, was natürlich nicht erlaubt ist. Auch die Vermischun­g von Olivenöl mit beispielsw­eise Haselnussö­l war gegeben. Hier hat sich in den vergangene­n Jahren aber sehr viel getan. Die Kontrollen sind inzwischen so gut, dass die meisten Produzente­n ihre Qualität deutlich verbessert haben.

Wie gut sind billige Olivenöle, zum Beispiel von Discounter­n?

Die strengen sich heute auch deutlich mehr an als früher, aus meiner Sicht haben diese Öle eine ordentlich­e Standard-Qualität, aber es muss auch klar sein, dass man für ein paar Euro keine Spitzenqua­lität bekommt.

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