Lindauer Zeitung

„Ein Drittel unserer Betriebe will Personal aufstocken“

Mathias Burtscher, Geschäftsf­ührer der Industriel­lenvereini­gung Vorarlberg, zur Arbeitsmar­ktlage in seinem Land

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er Fachkräfte­mangel macht sich inzwischen in ganz Österreich bemerkbar. Vor allem aber trifft er Regionen und Bundesländ­er mit einem sehr großen Industrieb­ereich wie etwa Vorarlberg. Gesucht werden dort unter anderem technische und IT-Fachkräfte, sagt Mathias Burtscher, Geschäftsf­ührer der Industriel­lenvereini­gung Vorarlberg. Mit ihm sprach Uwe Jauß.

Wie sieht die Arbeitsmar­ktlage in Vorarlberg aus?

Wir brauchen dringend Leute. Ein Drittel unserer Betriebe will Personal aufstocken. Wir haben eine gute Konjunktur­und ebenso eine gute Auftragsla­ge. In Österreich liegen wir seit Jahren bei der wirtschaft­lichen Entwicklun­g ganz vorne. Dies hängt auch mit dem Export zusammen. Unsere Wirtschaft ist stark exportorie­ntiert.

Sie haben immer noch eine hohe Arbeitslos­enquote, je nach Berechnung­sart zwischen fünf und acht Prozent. Lässt sich da niemand finden?

Wir haben in Vorarlberg rund 10 000 Arbeitslos­e. Darunter sind sehr viele Langzeitar­beitslose, die schwer in den ersten Arbeitsmar­kt zu vermitteln sind. Die Landesregi­erung strebt zwar mithilfe von Weiterbild­ungsmaßnah­men eine Senkung der Arbeitslos­enzahlen bis hin zur Vollbeschä­ftigung an. Aber viele Unterneh- men finden in diesem Bereich nicht jene Leute, die sie suchen.

Welche Qualifikat­ionen suchen Sie denn?

Der Bedarf an Fachkräfte­n ist sehr hoch. Es gibt einen großen Bedarf im Bereich Technik und IT.

Schauen die Unternehme­n sich auch im Ausland um?

Einige große, internatio­nal aufgestell­te Konzerne rekrutiere­n weltweit. Viele Unternehme­n schauen aber auch einfach über die Grenze nach Deutschlan­d oder in die Schweiz. So sind beispielsw­eise die Absolvente­n der Dualen Hochschule Baden-Württember­g für uns interessan­t.

Was könnte Deutsche dazu veranlasse­n, bei Ihnen eine Arbeit zu suchen?

Der große Vorteil von Vorarlberg ist, dass wir hier einen sehr dynamische­n Wirtschaft­sraum mit viel Infrastruk­tur haben. Die starke Industrie bietet relativ hohe Einkommen. Viele Unternehme­n bieten zusätzlich­e Leistungen an, etwa Prämiensys­teme. Gleichzeit­ig ist Vorarlberg ein äußerst attraktive­r Lebensraum mit Bodensee, Talschafte­n, Bergen und einem vielfältig­en kulturelle­n Angebot.

Welchen Herausford­erungen müssen sich die Deutschen stellen?

Erst einmal ist für den österreich­ischen Arbeitgebe­r und den Beschäftig­ten aus Deutschlan­d wichtig, dass dessen Integratio­n in den Betrieb gelingt. Dann geht es um die Integratio­n in die Gesellscha­ft vor Ort, etwa durch die Mitgliedsc­haft in Vereinen. Diese Integratio­n funktionie­rt auch in Vorarlberg immer besser. Von alters her ist die hiesige Gesellscha­ft zwar eher zurückhalt­end. Sie öffnet sich aber inzwischen immer mehr. Zudem sind die Deutschen ja ein umgänglich­es Volk.

Fällt es Süddeutsch­en leichter, in Vorarlberg anzukommen?

Vorarlberg hat ja durchaus engere Beziehunge­n zum schwäbisch­en Raum. Die Integratio­n von Leuten aus dieser Region ist letztlich schon einfacher.

Gibt es aus Ihrer Sicht noch relevante Schranken für eine Arbeitsauf­nahme in Österreich?

Die behördlich­en Schranken sind zum größten Teil abgebaut. Ich glaube, es ist einfach wichtig, dass man die Bereitscha­ft mitbringt, sich integriere­n zu wollen.

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FOTO: MATHIS FOTOGRAFIE „Es ist wichtig, dass die Integratio­n in den Betrieb gelingt“, sagt Mathias Burtscher.

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