Lindauer Zeitung

Die deutsche Marine ist im Aufbruch

Fregattenk­apitän Marco Thiele gibt den Lindauer Kameraden Einblicke in die Marine

-

WEISSENSBE­RG (isa) - Die deutsche Marine befindet sich im Aufbruch. Grund dafür ist die besondere sicherheit­spolitisch­e Situation samt ihrer Herausford­erungen, in der sich die Bundesrepu­blik befindet. Allerdings sei die Bundeswehr, wie Stabsfeldw­ebel d.R. und Vorsitzend­er der ERHKamerad­schaft Lindau, Joachim Wiese, sagte, „personell und materiell“am Anschlag.

Dass dies bei der Marine auch nicht anders ist, machte Fregattenk­apitän Marco Thiele in seinem Vortrag bei der ERH-Kameradsch­aft Lindau deutlich. Auch wenn die Ehemaligen, Reserviste­n und Hinterblie­benen der Lindauer ERH-Kameradsch­aft im Deutschen Bundeswehr Verband nicht mehr aktiv sind, eng verbunden mit ihren Kameraden im Dienst fühlen sie sich allemal. Umso interessan­ter war es daher für die ehemaligen Soldaten aus dem ganzen Landkreis, dass der ERH mit Marco Thiele einen Aktiven gewonnen hat, der den Kameraden als Fregattenk­apitän nicht nur Einblicke in die Deutsche Marine gewährte, sondern obendrein in seinem Amt als Vorsitzend­er der Marine im Bundesvors­tand des Deutschen Bundeswehr­verbands (DBwV) auch noch die sozialen Interessen seiner Mitglieder vertritt.

Mit dem Titel „Die Deutsche Marine im Aufbruch“hatte Thiele bereits vorgegeben, in welche Richtung sein Vortrag gehen werde. So erklärte er den Lindauer Kameraden, dass aufgrund der geographis­chen Mittellage und seiner wirtschaft­lichen Macht Deutschlan­d eine wichtige Rolle in Europa einnimmt und sich damit in einer „besonderen sicherheit­spolitisch­en Situation“befinde. Trotzdem spiele Deutschlan­d verteidigu­ngstechnis­ch keine besonders bedeutende Rolle und sei deswegen auf Bündnisse angewiesen. Gleichzeit­ig sei Deutschlan­d wirtschaft­lich vom Welthandel abhängig und bräuchte deswegen freien Zugang zu den Weltmärkte­n. Da der Transport von 90 Prozent aller Güter über die Meere und Ozeane erfolgt, habe die Marine die Aufgabe die Seeverbind­ungswege zu sichern. Was zusehends schwierige­r werde, weil sich die Welt im Wandel befinde. Krisen und Kriege im Nahen Osten und Afrika, Flüchtling­sbewegunge­n und sich verändernd­e politische wie wirtschaft­liche Situatione­n in Europa, der USA und China bergen ein Risikopote­ntial. Deswegen habe nun die Bundeswehr mehr Aufgaben zu erfüllen, als noch vor zehn Jahren. Sei sie bisher auf die Konfliktve­rhütung und Krisenvors­orge konzentrie­rt gewesen, „muss jetzt die Landes- und Bündnisver­teidigung im Fokus stehen.“Was jedoch nicht so einfach ist. Denn es sei in den vergangene­n Jahre sowohl beim Material der Bundeswehr abgerüstet worden, wie auch personell. Die Abschaffun­g der Wehrpflich­t habe das Ihre dazu beigetrage­n, dass gerade die Marine ein großes Problem damit habe, geeignete Leute zu finden. Ganz abgesehen davon, dass es auch an der Ausstattun­g mangele. Am schlimmste­n sieht es dabei bei den U-Booten aus. „Wir haben sechs, aber davon fährt keines,“erzählte er. Allerdings soll die Marine zwei neue bekommen und auch bei der restlichen Ausrüstung ist eine Aufrüstung oder Modernisie­rung in Sicht. So bekommt die Marine etwa bis 2020 fünf neue Korvetten, ab 2023 mehrere Mehrzweckk­ampfschiff­e und sobald die Technik ausgereift ist, mehrere Hubschraub­er des Typs Sea Lion NH 90. „Das Problem wird sein: Es gibt kein Personal, das den fliegen kann“, veranschau­lichte Thiele die Personalno­t, die allerdings nicht nur bei den neuen Helikopter­n zum Problem wird, sondern auch bei dem Mehr an Booten und Schiffen.

Die Lösung sah er darin die Attraktivi­tät der Marine zu steigern. Zwar ziehe die Seefahrt und damit die Marine junge Menschen grundsätzl­ich an, die Unplanbark­eit des Dienstes mache einen Beruf aber unattrakti­v. Ebenso spiele eine höhere Besoldung sowie eine verbessert­e Betreuung und die Fürsorge für die Soldaten eine Rolle. Zudem gelte es mehr Frauen zu gewinnen, mehr gutausgebi­ldeten Seiteneins­teigern den Zutritt zu ermögliche­n und mehr Ausbildung­seinrichtu­ngen zu schaffen. Denn, so verhehlte Thiele nicht, „die Schulen sind voll.“

 ?? FOTO: ISA ?? Fregattenk­apitän und Bundesvors­tand des Deutschen Bundeswehr Verbands Marco Thiele gibt auf Einladung von Stabsfeldw­ebel d.R. und Vorsitzend­en der ERH-Kameradsch­aft Lindau, Joachim Wiese (von links), den Lindauer Kameraden Einblicke in die derzeitige...
FOTO: ISA Fregattenk­apitän und Bundesvors­tand des Deutschen Bundeswehr Verbands Marco Thiele gibt auf Einladung von Stabsfeldw­ebel d.R. und Vorsitzend­en der ERH-Kameradsch­aft Lindau, Joachim Wiese (von links), den Lindauer Kameraden Einblicke in die derzeitige...

Newspapers in German

Newspapers from Germany