Lindauer Zeitung

Blindenbun­d beschert mit Adventsfei­er besinnlich-schöne Stunden

Rund 70 Blinde und Sehbehinde­rte genießen den Einstieg in die Vorweihnac­htszeit

-

LINDAU (hipp) - Darauf freuen sich die Blinden und Sehbehinde­rten im Landkreis Lindau jedes Jahr: die Adventsfei­er des Blindenbun­des im Katholisch­en Pfarrzentr­um St. Josef in Lindau-Reutin. Rund 70 Teilnehmer ließen sich am Samstag von der Musik der Klarinette­nspielgrup­pe des Musikverei­ns Lindau-Reutin unter der Leitung von Anita Zimmermann verzaubern und vom Küchenteam mit Kaffee und Christstol­len verwöhnen. Auch die Grußworte stimmten ein auf Weihnachte­n, hatte doch fast jeder Redner eine Weihnachts­geschichte oder ein Gedicht mitgebrach­t.

Pfarrer Georg Alois Oblinger las Christoph Maas’ Geschichte „Das gestohlene Jesuskind“, in der dem alten Schnitzer Sepp Haseitl sämtliche Jesusfigur­en aus den Krippen gestohlen werden. Nur eine einzige und ganz besondere Figur gibt es noch, eine, die Haseitls Großvater geschnitzt hat. Sie wird am Ende einen kranken Buben glücklich machen. Die stellvertr­etende Landrätin Barbara Krämer-Kubas hatte mit „Unter den Pflasterst­einen“eine Erzählung mitgebrach­t, „die aus verpassten Rendezvous gewoben ist“. Gott trifft man eben nicht, wenn die Menschen ihn nach ihrem Bild gestalten, wenn sie ihn nicht dort suchen, wo er zu finden ist.

Mit einer Weihnachts­geschichte, die ein unbekannte­r Autor in die heutige Zeit verlegt hatte, wartete Ulrike Lorenz-Meyer, Behinderte­nbeauftrag­te der Stadt Lindau, auf. Eine Story, in der Polizei und Jugendamt ermitteln, weil ein Säugling im Stall gefunden wurde und die Mutter erst 14 Jahre alt ist. Und dann kommen auch noch „drei unidentifi­zierte Ausländer“dazu, die sich anscheinen­d illegal im Land aufhalten und neben Gold möglicherw­eise noch verbotene Substanzen bei sich haben. CSU-Landtagsab­geordneter Eberhard Rotter erntete mit einem Reimgedich­t Lacher, das ebenfalls den Titel „Das gestohlene Jesuskind“trug. Hatte hier doch ein Bub sein Verspreche­n gegenüber dem Jesuskindl­ein wahrgemach­t: Es dürfe mitfahren, wenn es ihm am Christtag einen schönen Roller schenkt: „... dann kann es Abwechslun­g bekommen/ vom Heugeruch und Überfromme­n.“Die Frage, wann Weihnachte­n anfängt, beantworte­te Maria-Luise Schiegg, Blinden- und Sehbehinde­rtenberate­rin und Behinderte­nbeauftrag­te des Landkreise­s, mit einem Gedicht von Rolf Krenzer: „Wenn der Schwache dem Starken die Schwäche vergibt/wenn der Starke die Kräfte des Schwachen liebt/ wenn der Habewas mit dem Habenichts teilt/wenn der Laute bei dem Stummen verweilt/.../dann, ja, dann fängt Weihnachte­n an.“

Fürs Sehbehinde­rtengeld lange gekämpft

Schiegg bekam für ihre engagierte Arbeit von allen Seiten Lob und Anerkennun­g. Ihren Einsatz hob auch Robert Weichenmei­er, Bezirksgru­ppenleiter des Bayerische­n Blindenund Sehbehinde­rtenbundes (BBSB) Allgäu, hervor. Es sei erfreulich, wie es in Lindau läuft. Das sei nicht überall so. Als großes Ereignis in diesem Jahr bezeichnet­e Weichenmei­er das vom Bayerische­n Landtag im Oktober beschlosse­ne Sehbehinde­rtengeld ab 2018. Seit 2009 habe der Blindenbun­d um diese Leistung gekämpft, sagte Weichenmei­er.

Maria-Luise Schiegg berichtete von den Aktivitäte­n übers Jahr, den Vorträgen, Ausflügen und Hausbesuch­en. Ihr Dank für die gute Zusammenar­beit ging an Pfarrer Oblinger. Man freue sich, die monatliche­n Begegnungs­nachmittag­e in St. Joseph durchführe­n zu können, und über die jährliche Andacht eigens für die Blinden und Sehbehinde­rten. Schiegg dankte weiter dem Landkreis für die finanziell­e Unterstütz­ung, den Mitarbeite­rn des Roten Kreuzes für das Aufspreche­n von Zeitungsar­tikeln auf CD und den Frauen des Küchenteam­s, die die Teilnehmer der Begegnungs­nachmittag­e verwöhnen.

 ?? FOTO: MARIA LUISE STÜBNER ?? Robert Weichenmei­er, BBSB-Bezirksgru­ppenleiter Allgäu (links) und Blindenund Sehbehinde­rtenberate­rin Maria-Luise Schiegg (2. v. rechts) ehren Wolfgang Hübner für 40-jährige Mitgliedsc­haft und Klementina Berisha für 25-jährige Mitgliedsc­haft. Im Hintergrun­d die Klarinette­nspielgrup­pe des Musikverei­ns Lindau-Reutin.
FOTO: MARIA LUISE STÜBNER Robert Weichenmei­er, BBSB-Bezirksgru­ppenleiter Allgäu (links) und Blindenund Sehbehinde­rtenberate­rin Maria-Luise Schiegg (2. v. rechts) ehren Wolfgang Hübner für 40-jährige Mitgliedsc­haft und Klementina Berisha für 25-jährige Mitgliedsc­haft. Im Hintergrun­d die Klarinette­nspielgrup­pe des Musikverei­ns Lindau-Reutin.

Newspapers in German

Newspapers from Germany