Ein Bürgerfest zur Zwangsehe
Im nächsten Jahr feiert Kempten 200 Jahre vereinte Reichs- und Stiftsstadt
KEMPTEN - Nein, von einer Liebeshochzeit kann man nicht sprechen. Schließlich war diese Vereinigung staatlich angeordnet – und bei den Bürgern durchaus umstritten. Doch die „Ehe“die Kempten 1818 eingegangen ist, hat eine große Bedeutung. Bis heute.
2018 feiert die Stadt 200 Jahre vereintes Kempten. Dazu haben sich Verwaltung, Vereine und Verbände, Hotellerie, Unternehmen, Schulen, Kirchen, Privatleute und viele Einrichtungen allerhand einfallen lassen. Sogar auf ein spezielles Bier und Brot können sich die Kemptener anlässlich des Jubiläums freuen.
Anfang des 19. Jahrhunderts gab es Kempten noch zweimal – und zwar direkt nebeneinander: die ehemalige Reichsstadt sowie die Stiftsstadt. Seit 1802 sind diese bayerisch, 16 Jahre später sorgte eine Gebietsreform dafür, dass aus zweien eins wurde. „Mit der Zeit haben sich Altund Neustadt angenähert“, sagt Oberbürgermeister Thomas Kiechle. Als Symbol für das vereinte Kempten gilt die Freitreppe, 1903 erbaut. Mittlerweile ziehe man natürlich an einem gemeinsamen Strang, betonte er. Doch auch heute noch, darauf weist Stadtarchivar FranzRasso Böck hin, erinnerten Begrifflichkeiten an das geteilte Kempten. Zum Beispiel gebe es neben den Stiftsstadt- auch die Altstadtfreunde. Das Motto zum Jubiläumsjahr: „Mir ghearet zämed!“Wichtig dabei: „Wir wollen alle Bürger ansprechen“, sagt Kiechle. Deswegen erwartet die Kemptener anstelle eines einzelnen Festakts ein „großes Bürgerfest über das Jahr verteilt“.
Programmbuch geplant
Im Februar soll ein Programmbuch erscheinen. „Wir haben versucht, alle Lebensbereiche abzudecken“, sagt der städtische Kulturreferent Richard Schießl, der das Projekt zusammen mit Christa Eichhorst leitet.
Er betont, dass das Zusammenwachsen der Stadt auch heute noch eine Aufgabe sei. Daher sollen sich Jugendliche während der Schultheatertage im kommenden Jahr bei einem Politik-Planspiel mit der Frage auseinandersetzen: „Wie willst du leben?“Daneben gibt es unter anderem Ausstellungen und Vorträge, ein Kunstaktion-Gewinnspiel und Führungen. Zudem wird das Stadtfest um einen Tag erweitert – unter dem Motto: „Mir feiret zämed!“