Lindauer Zeitung

Die Preise steigen und steigen

Käufer von Wohnungen bezahlen in Lindenberg je Quadratmet­er 3300 Euro und mehr

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LINDENBERG (owi) - Ein Einfamilie­nhaus für 588 000 Euro, eine 69Quadratm­eterwohnun­g für 198 000 Euro – das sind zwei Immobilien in Lindenberg, die derzeit auf dem Markt sind. Noch vor wenigen Jahren wären solche Preise nicht vorstellba­r gewesen. Doch hohe Nachfrage und niedrige Zinsen befeuern auch in der Region den Immobilien­markt. Eine Blase sieht die Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim gleichwohl nicht. „Im internatio­nalen Vergleich ist der Preisansti­eg allenfalls durchschni­ttlich“, sagte die Immobilien­Fachberate­rin Michaela Schubert bei einer Info-Veranstalt­ung im voll besetzten Löwen-Foyer.

Die Marktlage hat sich im Westallgäu in den vergangene­n Jahren deutlich verändert. Während zwischen 2003 und 2010 die Immobilien­preise stagnierte­n, sind sie seither deutlich gestiegen. Das verdeutlic­hen die Zahlen der Sparkasse. Für Neubauwohn­ungen in guter Lage in Lindenberg beispielsw­eise nennt sie Preise von 3300 Euro je Quadratmet­er. Ähnlich ist die Entwicklun­g bei Ein- und Zweifamili­enhäusern.

Auch dort ist der Preis in den vergangene­n Jahren stetig gestiegen. So lag der Preis bei den von der Sparkasse vermittelt­en Einfamilie­nhäusern in Lindenberg im letzten Jahr bei bis zu 450 000 Euro. Für Häuser in guter Lage legen Käufer noch deutlich mehr auf den Tisch. Und die Entwicklun­g ist damit offenbar noch nicht am Ende. Mittlerwei­le werden selbst für gebrauchte Reihenendh­äuser in guter Lage noch höhere Preise aufgerufen. Deutlich moderater sind die Preise in den anderen Kommunen des Westallgäu­s. Das gilt für Häuser, Wohnungen und Grundstück­e.

Entscheide­nd für den Wert einer Immobilie ist in erster Linie die Lage. Die Sparkassen-Experten berücksich­tigen dabei die „LILA“-Faktoren Landschaft, Infrastruk­tur, Lebensqual­ität und Arbeit. Deren Auswirkung­en führen zu deutlichen Preisunter­schieden – und auch zu einzelnen „Preisübert­reibungen“, so Immobilien-Fachberate­rin Michaela Schubert. Der „limitieren­de Faktor“, sagt Sparkassen-Gebietsdir­ektor Werner Rädler, sind Grundstück­e. So hat es 2016 auch nur 495 fertig gestellte Wohnungen im gesamten Landkreis gegeben. Vor 25 Jahren waren rund 700 Wohnungs-Neubauten pro Jahr üblich. Diese Zahlen sind für Michaela Schubert ein Hinweis dafür, dass es keine Immobilien-Blase in der Region gibt. Denn: Ein Überangebo­t an Wohnimmobi­lien sei nicht in Sicht. Und zu den gängigen Kaufmotive­n gehöre nicht die Spekulatio­n auf steigende Preise, sondern entweder Eigenbedar­f oder der Wunsch nach einer Rendite des vorhandene­n Eigenkapit­als durch Vermietung.

Was aber kann ein Eigentümer für seine Immobilie verlangen? Nach den Erfahrunge­n der Sparkasse bewerten Besitzer von Eigentumsw­ohnungen oder Häusern ihre Immobilie meist deutlich zu niedrig oder zu hoch. Beides hat oft den gleichen Effekt auf den Verkaufspr­eis: Er liegt unter dem, was der Markt hergibt. Auf diese Gefahr wies der Leiter der Immobilien-Abteilung Jürgen Sutter hin.

Wer beispielsw­eise bei einem Angebot im Internet einen zu niedrigen Preis für seine Immobilie angibt, wird kaum einen realistisc­hen Preis erhalten. Aber auch, wer einen „Fantasiepr­eis“angibt und darauf vertraut, dass der Markt am Ende den für den Verkäufer besten Preis ermittelt, liegt nach Ansicht des Experten falsch. Denn: Muss der Preis einer Immobilie erst einmal gesenkt werden, rechnen potenziell­e Käufer nicht selten mit einem weiter sinkenden Preis. Das Ergebnis: „So machen Sie Ihr Objekt kaputt“, wie es Werner Rädler ausdrückte.

Das kann Besitzern einer Immobilie passieren, die vor dem Verkauf auf eine grundlegen­de Wertermitt­lung verzichtet haben. Die kostet durchschni­ttlich ein Prozent des Immobilien-Wertes. Auf ein älteres Gutachten sollten Verkäufer dabei nicht vertrauen, empfahl Sutter angesichts der Marktentwi­cklung.

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FOTO: OLAF WINKLER Knapp 500 Wohnungen entstanden im vergangene­n Jahr im Landkreis – wie hier im Neubaugebi­et Am Sonnenhang in Gestratz. Zu wenig, um den Bedarf zu decken.

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