An der Töpferscheibe ist sie die Beste
Keramikerin Alisa Hohl hat den bundesweiten Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks gewonnen
HEIMENKIRCH - Obwohl die Töpferscheibe sich mehrmals pro Sekunde um die eigene Achse dreht, scheint sie doch still zu stehen. Alisa Hohl drückt mit ihren Handflächen leicht auf einen Tonklumpen in der Mitte der Scheibe. „Ich muss ihn ausmitteln“, erklärt sie. Nach wenigen Sekunden ist sie zufrieden mit der Position. Unter den leichten Bewegungen ihrer Hände beginnt sich der Ton zu verformen: Die Seiten wachsen in die Höhe und wölben sich – aus dem Tonklumpen wird ein Trinkbecher.
Alisa Hohl arbeitet bei der Islandpferde-Töpferei im Heimenkircher Ortsteil Mothen. Sie gewann den Bundesentscheid des Leistungswettbewerbs des Deutschen Handwerks als beste Keramiker-Gesellin in Deutschland. In den vergangenen drei Jahren hatte die Islandpferde-Töpferei damit drei Landessieger, von denen zwei auch im gesamten Bundesgebiet die Nase vorn hatten.
In dem Betrieb arbeiten zwei Lehrlinge, mehrere Gesellen in Teilzeit, sowie das Besitzer-Ehepaar Rolf und Angelika Ochsenreiter. „Es ist ein sehr persönliches und angenehmes Arbeitsklima“, beschreibt Alisa Hohl. Die Werkstatt ist auf dem Pferdehof in Mothen, dort galoppieren auch die namensgebenden Islandpferde auf der Koppel. Die Produkte werden auf Märkten und in einem Laden in Lindau verkauft.
Die Vorweihnachtszeit ist für Alisa Hohl anstrengend. „Ich habe wegen der vielen Weihnachtsmärkte nicht sehr viel Freizeit. Wir arbeiten gerade abends oft länger“, sagt die 23-Jährige. Stören tut sie das nicht, der Kontakt mit Kunden an den Verkaufsständen macht ihr Spaß. An der Feier der Bundessieger in Berlin wird sie nicht teilnehmen, lieber fährt sie an diesem Tag mit ihren Tongefäßen auf einen Weihnachtsmarkt in der Gegend.
Auf so einem Markt hat sie auch zum ersten Mal Produkte der Islandpferde-Töpferei gesehen. „Ich habe dann einfach mal nachgefragt, ob man dort eine Ausbildung machen kann – und hatte Glück“, erzählt Hohl.
Als Kind besuchte die gebürtige Oy-Mittelbergerin die MontesorriSchule in Kempten. „Ich habe im Unterricht schon gerne getöpfert“, erinnert sie sich. Für ihre Ausbildung zog sie nach Scheidegg. Inzwischen arbeitet sie als Gesellin in der Werkstatt, „und sie bleibt auch erst mal hier“, stellt Chef Rolf Ochsenreiter klar – auch wenn es finanziell schwer sei, eine Gesellin Vollzeit einzustellen. „Man macht diesen Beruf aus Leidenschaft, nicht wegen des Geldes“, sagt Ochsenreiter.
Mit ihrer Berufswahl ist Alisa Hohl sehr glücklich. „Ich habe nie zweimal den gleichen Tag“, sagt die 23-Jährige. Sie wisse morgens nie, was sie erwarte. Mal formt sie Tonklötze an der Drehscheibe zu Figuren oder modelliert kleine Tierchen oder Henkel und setzt sie an die Gefäße. Immer wieder betreut sie auch den Töpferladen in Lindau oder einen Verkaufsstand auf einem Markt. „Manchmal sind wir auch einen ganzen Tag nur beschäftigt, Tonreste wieder aufzubereiten“, sagt Hohl.
Die 23-Jährige trat im Bundesentscheid in Landshut gegen zwei weitere Keramiker an. Die Aufgabe: Mehrere Gefäße drehen und mit einem Henkel versehen. „Wenn man keinen ganz schlechten Tag hat, ist das machbar. Vom Niveau her ungefähr wie das Gesellenstück“, beschreibt Hohl. In Landshut besuchte sie auch die Berufsschule. „Anfangs waren wir 14 in einer Klasse, am Schluss noch sieben“, sagt Hohl.
Künstlerisch aktiv ist Hohl auch in ihrer Freizeit: Sie spielt Geige und Klavier und malt sehr gerne – „nur nicht besonders gut“, gesteht sie.