Lindauer Zeitung

IHK: Keine höhere Gewerbeste­uer

Wirtschaft­svertreter fordern Stadtrat auf, auf Anhebung zu verzichten.

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LINDAU (dik) - Der Lindauer Stadtrat soll entgegen dem Beschluss des Finanzauss­chusses auf eine Anhebung des Gewerbeste­uersatzes verzichten. Das fordert die IHK. Die Regionalve­rsammlung Lindau-Bodensee hat sich jetzt einstimmig gegen entspreche­nde Beschlüsse der Stadträte gewendet. Besonders irritiere die regionale Wirtschaft die Tatsache, dass der Stadtrat diese Empfehlung ohne große Diskussion zur Grundlage der Haushaltsb­eratungen nahm. So fasste laut Pressemitt­eilung Thomas Holderried, Vorsitzend­er der IHK-Regionalve­rsammlung Lindau-Bodensee, den Beschluss zusammen.

Der Finanzauss­chuss des Lindauer Stadtrats hat im Oktober als Grundlage für die Haushaltsb­eratungen beschlosse­n, den Gewerbeste­uerhebesat­z um 30 Punkte von 380 auf 410 Prozentpun­kte anzuheben. OB Gerhard Ecker, Kämmerer Felix Eisenbach und die Mehrheit im Ausschuss sahen darin die einzige Möglichkei­t, dass Lindau die nächsten drei Jahre übersteht, in denen die Kassenführ­ung eng wird. Ohne Steuererhö­hung hätte die Stadt für das kommende Jahr etwa 700 000 Euro bei laufenden Ausgaben streichen müssen.

Die IHK bemängelt nun, dass Lindau mit der Erhöhung des Gewerbeste­uerhebesat­zes auf 410 Prozent den zweithöchs­ten Satz der etwa 330 Städte und Gemeinden in Schwaben haben wird. Nur die Stadt Augsburg weise mit 470 Prozentpun­kten einen höheren Gewerbeste­uerhebesat­z aus. Auch in Oberschwab­en verlange keine Stadt Gewerbeste­uer in dieser Höhe. „Mit diesen Kommunen steht die Stadt Lindau aber im Wettbewerb um die Gewerbeans­iedlung und Erweiterun­g von Unternehme­n“, warnt Holderried. Der Gewerbeste­uerhebesat­z sei ein entscheide­nder Standortfa­ktor geworden, da die Höhe des Gewerbeste­uerhebesat­zes in nicht unwesentli­chem Ausmaß die Gesamtsteu­erbelastun­g eines Unternehme­ns beeinfluss­t. Der IHKVertret­er widerspric­ht damit Stadtrat und Kreishandw­erksmeiste­r Uli Kaiser (BL), der im Finanzauss­chuss erklärt hatte, dass die Gewerbeste­uer bisher nie wichtig bei der Frage einer Gewerbeans­iedlung gewesen sei. Er hielt Wohnungen und Schulen für viel entscheide­nder.

Auch kleine Unternehme­n müssen diese Erhöhung voll zahlen

Die IHK weist darauf hin, dass die geplante Erhöhung des Hebesatzes alle Gewerbeste­uerzahler in Lindau belaste. Nicht nur GmbHs, Industrieu­nternehmen und große Steuerzahl­er, auch kleine Unternehme­n und Handelsges­ellschafte­n müssten die erhöhte Gewerbeste­uer in vollem Umfang zahlen. Denn auf die Einkommens­teuer könnten kleine Firmen nur bis zu einem Gewerbeste­uerhebesat­z von 380 Prozentpun­kte anrechnen lassen. „Sie sollten sich deshalb bewusst sein, dass ihre geplante Erhöhung nicht nur ein paar wenige Unternehme­n, sondern jeden Gewerbeste­uerzahler trifft“, mahnt Holderried die Stadträte.

Die IHK weist darauf hin, dass Lindau vor fünf Jahren den Gewerbeste­uerhebesat­z von 355 Prozentpun­kten auf 380 Prozentpun­kte erhöht habe. Das habe mit der seit einigen Jahren anhaltend guten Entwicklun­g der heimischen Unternehme­n die Einnahmen der Stadt Lindau deutlich verbessert. „Man könnte dazu verleitet sein anzunehmen, dass die Unternehme­n angesichts ihrer aktuell soliden Verfassung eine weitere Belastung durchaus verkraften können. Aber der nächste Abschwung kommt bestimmt und dann werden die Konsequenz­en einer Erhöhung der Gewerbeste­uer um mehr als 15 Prozent in nur fünf Jahren deutlich negativ spürbar werden“, sagt Holderried.

Die Wirtschaft­svertreter lehnten es deshalb ab, dass Lindau seine Finanzieru­ngsengpäss­e durch eine höhere Gewerbeste­uer lösen will. Holderried fasst die Stimmung der IHK-Versammlun­g so zusammen: „Die Stadt sollte intensiv mögliche Einsparpot­enziale auf der Ausgabense­ite prüfen und was in der Vergangenh­eit offensicht­lich in unzureiche­ndem Maße erfolgt ist, für die zahlreiche­n Großprojek­te ein profession­elles Projektman­agement einsetzen, um die regelmäßig auftretend­en Kostenstei­gerungen zu vermeiden.“

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ARCHIVFOTO: DPA
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ARCHIVFOTO: OH Fernbusrei­sende erreichen ab Lindau ab sofort neue Ziele und kommen zum Beispiel ohne Umsteigen nach Hamburg.

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