„Stehaufmännle“Käthe Hanssum feiert 95. Geburtstag
Jubiläumsgeburtstag im Maria-Martha-Stift: Alles Gute wünscht auch OB Gerhard Ecker
LINDAU - Auf 95 Jahre Lebenserfahrung kann Käthe Hanssum jetzt zurückblicken. Es war nicht immer einfach: Sie hat den Zweiten Weltkrieg überlebt und die kargen Nachkriegsjahre überstanden. Später konnte sie ihre Jugendliebe heiraten und hat zwei Kinder bekommen. „Sie hat ein erfülltes Hausfrauenleben gelebt“, erzählt ihre Tochter Ingrid Zengerle bei der Geburtstagsfeier im Lindauer Maria-MarthaStift. Auch Oberbürgermeister Gerhard Ecker gratulierte der Jubilarin.
Mit zehn, also vor 85 Jahren, ist Käthe Hanssum nach Lindau gezogen. Aus Nürnberg wollte sie damals nicht weg – und damit ihre Großeltern, Haus, Garten und Freunde verlassen. Aber ihr Vater, Fritz Gerber, hatte 1932 bei der Lindauer Zeitung eine Anstellung als Buchdrucker gefunden. Damals wurde die Zeitung noch auf der Lindauer Insel gedruckt. Also zog die Familie an den Bodensee. Auch durch Regen und Schnee lief das Mädchen damals von Hochbuch nach Hoyren in die Schule. „In Hochbuch gab es damals nichts, außer ein paar Bauernhöfe“, erzählt ihre Tochter Ingrid Zengerle aus Berichten ihrer Mutter. Eine große Veränderung für das Mädel aus der Stadt.
Familie hatte es nicht leicht
Am Bodensee lernte sie ihren späteren Ehemann Eugen Hanssum kennen. Wie so viele musste er als junger Mann in den Krieg ziehen. Anders als andere hatte er Glück: Eugen kam 1947 aus der russischen Kriegsgefangenschaft zurück: „Das war ein Fest“, erinnert sich Käthe. „Alles andere war egal, Hauptsache wir waren nach dem Krieg wieder beieinander.“Deshalb sei es auch nicht so wichtig gewesen, dass sie ihre Hochzeit nur sehr bescheiden feiern konnten. Ihre zukünftige Schwiegermutter fragte damals: „Was denkt ihr, was wir auf der Feier essen?“Käthe erzählt, sie hatte sich damals überlegt, Hackbraten zu machen, da man diesen mit Brot strecken kann. Denn das Essen war nach dem Krieg knapp und wurde streng rationiert: In der Woche gab es je Person nur hundert Gramm Fleisch. Zur Hochzeit gab es nur deswegen genug Essen für alle, da jeder Gast etwas zur Feier mitbrachte.
Im selben Jahr der Hochzeit kam Tochter Ingrid zur Welt. Die kleine Familie hatte es nicht leicht: Eugen fand zuerst keine Arbeit. Dann gab es für die Familie keine eigene Wohnung. Denn auch der Wohnraum war knapp: die Stadt musste viele Heimatvertriebene unterbringen. Daher zogen die drei in ein Zimmer bei Käthes Mutter, Frida Gerber. Käthes Vater, Fritz Gerber, war im Krieg gefallen.
Mehr als zehn Jahre später baute die Familie in Reutin gemeinsam mit Eugens Schwester und ihrer Familie ein eigenes Haus. Dann kam Käthes zweites Kind – Helmut – zur Welt. Ihren Mann pflegte Käthe bis zu seinem Tod vor 20 Jahren. Käthe selbst habe schon mehrere Krankheiten überstanden, sagt ihre Tochter Ingrid: „Sie ist ein Stehaufmännle.“