DDR erleben, um Diktatur zu verstehen
Schüler erfahren beim „Planspiel DDR“vieles über die Methoden der SED und der Staatssicherheit
LINDAU (lz) - Auf der ganzen Welt nehmen antidemokratische Tendenzen zu, weshalb es mehr denn je notwendig ist, dass junge Menschen sich mit menschenverachtenden Systemen in Diktaturen auseinandersetzen, schreibt ein Vertreter der Staatlichen Fachoberschule Lindau in einer Mitteilung. Ein Beitrag, den vier Lindauer Schulen seit Jahren gemeinsam dazu leisten, ist das „Planspiel DDR“. Dieses bietet Schülern die Möglichkeit, die Funktionsweise einer Diktatur verstehen zu lernen, indem sie Täter- und Opferrollen einnehmen und diese reflektieren.
In drei Gruppen versetzen sich die Schüler der Klasse W11b einen Tag lang in die DDR der 80er-Jahre. Ausgangspunkt ist eine junge Rockband, deren Aktivitäten der SEDKreisleitung ein Dorn im Auge sind. Um die Musiker unter Kontrolle zu bringen, wird die Staatssicherheit aktiv. Unter der Anleitung dreier Mitarbeiter der Stasi-Gedenkstätte Normannenstraße in Berlin spielen die Schüler einen ganzen Tag mithilfe von Originaldokumenten und Unterlagen und lernen so viel über das Leben in der DDR und die perfiden Methoden der Partei und Staatssicherheit im Umgang mit unliebsamen oder kritischen Bürgern.
Die Resonanz der Teilnehmer an allen Schulen auf diese Erfahrung war durchweg positiv, heißt es in dem Pressebricht weiter. Die Schüler stellten mit Erstaunen fest, dass es relativ einfach ist, Menschen dazu zu bringen, die Biografien anderer zu verändern oder gar deren Zukunft und psychische Gesundheit zu zerstören. Zudem wurde sehr deutlich, dass die Unterdrückung von Individualität ein wesentliches Hauptziel von Diktaturen ist.
Die Realschule im Dreiländereck, die Fachoberschule Lindau und die beiden Lindauer Gymnasien danken im Pressebericht den Spielleitern von der Gedenkstätte Normannenstraße in Berlin für ihr Engagement und der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit für die Finanzierung des gemeinsamen Projekts.