Über 40 000 Allgäuer sind pleite
7,4 Prozent stecken in tiefroten Zahlen – Gründe sind oft Arbeitslosigkeit oder Scheidung
ALLGÄU/BERLIN - Der Entertainer Roberto Blanco machte seinem Namen unfreiwillig alle Ehre und war zeitweise blank. Auch der vor Kurzem verstorbene Sänger Gunter Gabriel trällerte früher nicht nur „Hey Boss, ich brauch mehr Geld“, sondern hatte dies auch bitter nötig. Und Ex-Tennisstar Boris Becker räumt ein, seine Finanzen nicht immer im Griff zu haben. Blanco, Gabriel, Becker: Drei von vielen Millionen Deutschen, die privat schon mal pleite waren oder dies noch sind. In der Bundesrepublik weist die Statistik derzeit (Stichtag 1. Oktober 2017) 6,9 Millionen Menschen über 18 Jahren als überschuldet aus, die dauerhaft ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können. Im bayerischen Allgäu gelten aktuell mehr als 40 000 Erwachsene als insolvent.
Während die Schuldnerquote in Deutschland innerhalb eines Jahres um 65 000 Menschen oder 0,9 Prozent auf glatte zehn Prozent gestiegen ist, blieb diese Marke im Allgäu im Vergleich zu 2016 mit 7,4 Prozent nahezu gleich. Woran das liegt, können die Mitarbeiter des Wirtschaftsauskünfteund Inkasso-Unternehmens Creditreform, das die aktuellen Zahlen ermittelt hat, nicht genau sagen. Ein Faktor, warum das Allgäu bei den Privatschuldnern besser dasteht als der Bundesdurchschnitt, ist sicher die geringe Arbeitslosenquote in der Region und der breite Branchen-Mix, der nicht sehr anfällig auf Konjunkturschwankungen reagiert.
Die Überschuldungsquote liegt in den neuen Bundesländern mit 10,42 Prozent zum sechsten Mal in Folge über dem Vergleichswert im Westen (9,97 Prozent).
Auch im Allgäu weist die Statistik Unterschiede auf. Bei den Landkreisen glänzt das Unterallgäu mit der geringsten Quote (6,08 Prozent). Der Kreis Lindau schneidet bei 7,51 Prozent am schlechtesten in der Region ab. Die drei kreisfreien Städte liegen mit Werten von 10,21 Prozent (Kempten), 10,43 Prozent (Memmingen) und 10,7 Prozent (Kaufbeuren) in der gleichen Kategorie. Wobei der Kemptener Osten mit über elf Prozent die „rote Laterne“im ganzen Allgäu trägt. Dort leben überdurchschnittlich viele Menschen mit geringem Einkommen, verbunden mit dem Risiko, bei außergewöhnlichen Belastungen wie Krankheit, Scheidung oder Arbeitslosigkeit schnell in die roten Zahlen zu rutschen.