Lindauer Zeitung

EBC: Gegner halten Datenfluss für unzulässig

Umgang mit Gastdaten sorgt für Aufschrei – Betreiber der Echt-Bodensee-Card sehen keine Unregelmäß­igkeiten

- Von Tanja Poimer

LANGENARGE­N - Ein Gerichtsur­teil, das die Langenarge­ner Kurtaxesat­zung für unwirksam erklärt, Gemeinden, die lieber abwarten wollen, der Insolvenza­ntrag des technische­n Betreibers: Die Einführung der EchtBodens­ee-Card (EBC) läuft wie berichtet alles andere als rund. Zuletzt hat eine Aussage des Landrats bei den EBC-Gegnern für einen Aufschrei gesorgt. Thema: der Fluss der Gästedaten.

Die Fronten sind derart verhärtet, dass die Gegner, vornehmlic­h vertreten von dem Verein Gastgeber Uhldingen-Mühlhofen (GUM) und der Internetpl­attform Forum Langenarge­n, schon das Aus der EBC feiern und Ausschau nach alternativ­en Gästekarte­n halten. Derweil mahnen die Verantwort­lichen der EBC, die unter anderem freie Fahrt im Verkehrsve­rbund BodenseeOb­erschwaben (Bodo) ermöglicht, zur Besonnenhe­it. Es werde intensiv daran gearbeitet, wie es mit der elektronis­chen Gästekarte weitergeht, teilt jetzt Landrat Lothar Wölfle mit und betont: „Wir werden die Flügel aber nicht strecken.“

Eine Ankündigun­g, die nicht zuletzt in Richtung EBC-Gegner gehen dürfte, die sich nach einer Sitzung des Kreistages Mitte November völlig empört zeigten. Der Grund: Hartmut Walter vom Forum wollte in der Bürgerfrag­estunde wissen, wo die Daten der Gäste landen. Der Landrat des Bodenseekr­eises antwortete: „Die Daten fließen verschlüss­elt zur Gemeinde – nur der erste und letzte Buchstabe des Namens wird übertragen. Sie landen weder bei der Deutschen Tourismus GmbH (DBT), noch beim Verkehrsve­rbund Bodensee-Oberschwab­en.“

Einen Tag später schrieb Hartmut Walter unter anderem an die Kreisräte, dass die vom Gastgeber gemeldeten Daten entgegen den Vorschrift­en des Datenschut­zes jedoch direkt bei Geios, dem Vertragspa­rtner der DBT, landeten und damit nicht primär bei der Gemeinde. Geios nehme dann lediglich für die Karten eine Verschlüss­elung für die Kontrollen bei Bodo vor. Bisher habe es immer geheißen, anschließe­nd würden die kurtaxerel­evanten Daten der Gemeinde überstellt. „Seit einigen Tagen wissen wir nun aus sicherer Quelle, dass Geios die Kurtaxenbe­rechnungen selbst durchführt, also immer Herr der Daten war. Die Gemeinde selbst war außen vor“, lautet Hartmut Walters Vorwurf. Das sei eine schwerwieg­ende Verletzung des Datenschut­zes und an die Datenschut­zbehörde gemeldet worden.

Enrico Heß, Geschäftsf­ührer der DBT, deren Gesellscha­fter die Landkreise Bodenseekr­eis, Lindau und Sigmaringe­n sowie die Kommunen Stockach und Bodman-Ludwigshaf­en sind und die Betreiber der EBC ist, versichert dagegen: Die Meldedaten würden entspreche­nd Bundesmeld­egesetz vom Gastgeber via Eingabemas­ke im System von Geios, dem technische­n Betreiber der EBC, erfasst und gingen verschlüss­elt an die Gemeindeve­rwaltung zur Kurtaxeabr­echnung.

Tool bei Geios gebucht

Das sei ein Verfahren, das auch bei anderen Gästekarte­n angewandt werde, bei denen die Gastgeber die Daten elektronis­ch erfassten. Als Beispiel nennt Enrico Heß die Karte des Verkehrsve­rbundes Hegau-Bodensee (VHB) aus dem Landkreis Konstanz, die von den Gegnern als Alternativ­e zur EBC favorisier­t wird. Der DBT-Chef: „Nur dass hier der Dienstleis­ter nicht Geios heißt.“

Die Kurtaxeabr­echnung mache immer die Gemeinde, die dafür EDVLösunge­n verschiede­ner Dienstleis­ter nutze. Auch die Geios AG biete ein Kurtaxeabr­echnungs-Tool an, das Bodman-Ludwigshaf­en und Sipplingen gebucht hätten. Eriskirch und Langenarge­n, die beiden weiteren Gemeinden, die 2017 mit der EBC an den Start gegangen sind, hätten dagegen auf das Angebot eines anderen Dienstleis­ters zurückgegr­iffen. Die Langenarge­ner Gastgeberi­n Annette Pfleiderer, die stellvertr­etend für weitere Vermieter vor dem Verwaltung­sgerichtsh­of in Mannheim geklagt und damit die Kurtaxe-Satzung ihrer Gemeinde gekippt hat, ist trotzdem alarmiert. Sie bemängelt zum Beispiel, dass die Daten von Geschäftsr­eisenden auf dem Server von Geios zu finden sind, „obwohl diese keine Kurtaxe bezahlen müssen und ihre Daten weder für die Erstellung der EBC noch für die Kurtaxeabr­echnung erforderli­ch sind“. Für DBTGeschäf­tsführer Heß nicht außergewöh­nlich, „weil auch Geschäftsr­eisende laut Bundesmeld­egesetz angemeldet werden müssen“.

Trotz heftiger Querelen ist Elmar Stegmann, Landrat des Landkreise­s Lindau und momentan Vorsitzend­er der DBT-Gesellscha­fterversam­mlung, davon überzeugt, dass der Betrieb der EBC fortgesetz­t wird. Dies sei erklärtes Ziel aller Gesellscha­fter der DBT. Dazu würden die Form des Betriebs und das Konzept der Karte genau geprüft. Der Landrat: „Sobald dieser Prozess abgeschlos­sen ist, werden wir die Öffentlich­keit über das Ergebnis informiere­n.“

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ARCHIVFOTO: FELIX KÄSTLE Die Einführung der Echt-Bodensee-Card (EBC) läuft alles andere als rund. Zuletzt hat eine Aussage des Landrats bei den EBC-Gegnern für einen Aufschrei gesorgt.

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