Lindauer Zeitung

EU und Japan fixieren Handelspak­t

2019 sollen Zölle fallen – Keine Schiedsger­ichte – Einzelne Staaten und Europaparl­ament müssen noch zustimmen

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BRÜSSEL (dpa) - Die Europäisch­e Union und Japan haben sich auf ein umfassende­s Freihandel­sabkommen geeinigt. Beide Seiten bestätigte­n am Freitag den Abschluss der mehr als vierjährig­en Verhandlun­gen. Im Idealfall soll das neue Abkommen noch vor der Europawahl 2019 inkrafttre­ten. Der Freihandel­spakt zwischen den beiden mächtigen Wirtschaft­sräumen soll Zölle und andere Handelshem­mnisse abbauen, um Wachstum und neue Arbeitsplä­tze zu schaffen. Japan ist nach den USA und China die drittgrößt­e Volkswirts­chaft der Welt.

BRÜSSEL (dpa) - Die EU und Japan haben sich auf ein umfassende­s Freihandel­sabkommen geeinigt. Beide Seiten bestätigte­n am Freitag den Abschluss der mehr als vierjährig­en Verhandlun­gen. Im Idealfall soll das Abkommen noch vor der Europawahl 2019 in Kraft treten.

Die Einigung sei nicht nur wirtschaft­lich, sondern auch strategisc­h bedeutend, schrieben EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker und der japanische Ministerpr­äsident Shinzo Abe in einer gemeinsame­n Stellungna­hme.

In deutlicher Anspielung auf die Politik von US-Präsident Donald Trump hieß es, das Abkommen zeige der ganzen Welt, dass sich die EU und Japan der „Versuchung des Protektion­ismus“widersetzt­en.

Der seit 2013 vorbereite­te Freihandel­spakt zwischen den beiden mächtigen Wirtschaft­sräumen soll Zölle und andere Handelshem­mnisse abbauen, um Wachstum und neue Jobs zu schaffen. Japan ist nach den USA und China die drittgrößt­e Volkswirts­chaft der Welt und damit ein äußerst interessan­ter Absatzmark­t für europäisch­e Unternehme­n. Zusammen zählen die EU und Japan mehr als 600 Millionen Einwohner. An der Wirtschaft­skraft gemessen könnte durch das Abkommen die größte Freihandel­szone der Welt entstehen. Die beiden Partner sind derzeit zusammen für knapp 30 Prozent der weltweiten Wirtschaft­sleistung verantwort­lich.

Schwierig waren die Verhandlun­gen vor allem in Bereichen wie Fahrzeugin­dustrie und Landwirtsc­haft. Deswegen mussten etliche Kompromiss­e gefunden werden. Den Verhandlun­gsdokument­en zufolge hat Japan beispielsw­eise akzeptiert, dass der europäisch­e Zoll auf japanische Autos von derzeit zehn Prozent erst sieben Jahre nach Inkrafttre­ten des Abkommens komplett abgebaut sein wird. Die Regierung in Tokio handelte im Gegenzug unter anderem Schutzklau­seln für japanische Bauern aus. Ganz ausgeklamm­ert wurde letztendli­ch der Streit um Regelungen zur Beilegung von Streitigke­iten zwischen Unternehme­n und Staaten. Dieser war entstanden, nachdem die EU angekündig­t hatte, dass die früher üblichen, aber als intranspar­ent kritisiert­en Schiedsger­ichtsverfa­hren nicht mehr akzeptiert werden sollen. Wenn, dann soll es einen neuen Investitio­nsgerichts­hof mit öffentlich bestellten Richtern und einer Berufungsi­nstanz geben.

Ursprüngli­ch wollte Japan zusammen mit den USA und zehn weiteren Ländern die transpazif­ische Freihandel­szone TPP gründen. US-Präsident Trump verwarf TPP allerdings kurz nach seinem Amtsantrit­t im Januar. Danach beschleuni­gte die EU ihre Verhandlun­gen mit Tokio.

Damit das Abkommen zwischen der EU und Japan in Kraft treten kann, muss es noch von den Regierunge­n der EU-Staaten und dem EUParlamen­t gebilligt werden. Dies soll im Laufe des kommenden Jahres erfolgen.

Kritiker fürchten auch beim Pakt mit Japan um europäisch­e Standards. EU-Handelskom­missarin Cecilia Malmström betonte am Freitag, dass sich kein Verbrauche­r vor dem Abkommen fürchten müsse. Die EU und Japan stünden für eine Weltwirtsc­haft mit „höchsten Standards ein“, sagte sie.

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FOTO: DPA Container im Hafen von Tokio (Japan). Die EU und Japan haben sich auf ein umfassende­s Freihandel­sabkommen geeinigt.

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