Schnelle Nachfolgelösung
Automobilwoche: Neuer ZF-Chef soll im Januar präsentiert werden
RAVENSBURG - Der Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen will angeblich bereits im Januar einen Nachfolger für den ausgeschiedenen Vorstandschef Stefan Sommer präsentieren. Das hat die „Automobilwoche“am Freitag berichtet. „Ich gehe davon aus, dass wir dann einen Namen nennen können. Ob der auch sofort anfangen kann, muss man sehen“, zitierte das Blatt eine mit den Vorgängen vertraute Person. Demnach gebe es bereits mehrere Kandidaten, bei deren Wahl soziale Kompetenz von entscheidender Bedeutung sei.
Auch im Konzern wünscht man sich eine schnelle Nachbesetzung der vakanten Position. „Viele stehen hier unter Schock. Eine rasche Lösung würde helfen, wieder in den Arbeitsmodus zu schalten“, heißt es aus dem Umfeld von ZF. Angeblich werde bereits seit mehreren Wochen nach einem neuen Vorstandschef gesucht. Soviel scheint aber sicher: Auf der Aufsichtsratssitzung am 12. Dezember werde es in der Sache noch keine Neuigkeiten geben.
Sicher ist wohl auch, dass Finanzvorstand Konstantin Sauer, der vom Aufsichtsrat zum neuen Vorstandschef ernannt wurde, diesen Posten nur vorübergehend ausführen wird. „Diese Aufgabe werde ich, zusätzlich zu meiner Funktion als Finanzvorstand, so lange ausüben, bis der Aufsichtsrat einen neuen CEO als Nachfolger von Dr. Sommer ernennt“, schrieb Sauer am Donnerstagabend in einem Brief an die ZF-Mitarbeiter.
In der deutschen Wirtschaft gibt es zwar etliche Konzerne, in denen der Finanzchef den Vorstandsvorsitz übernommen hat – Joe Kaeser bei Siemens, Thimoteus Höttges bei der Telekom, Kurt Bock bei BASF, Werner Baumann bei Bayer oder Klaus Rosenfeld bei Schaeffler sind einige Beispiele. „Finanzchefs bringen eine gute Grundlage mit, da sie das Unternehmen aus wirtschaftlicher und strategischer Perspektive gut kennen“, sagt Wolfram Tröger, Chef der Personalberatung Tröger & Cie und Vorsitzender des Fachverbands Personalberatung im Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU) im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Für ZF scheint das aber keine Option zu sein.
Damit ist nun eine Branche gefragt, die wie kaum eine andere für Diskretion steht: die der global agierenden Headhunter, Personalvermittler wie Egon Zehnder, Spencer Stuart, Boyden oder Kienbaum, die sich auf Vakanzen in den Vorstandsetagen großer Konzerne spezialisiert haben. Anfragen der „Schwäbischen Zeitung“, was der Machtkampf bei ZF für die Suche nach einem neuen Vorstandschef bedeute, blieben sämtlich unbeantwortet. Wolfram Tröger vom BDU gibt sich diesbezüglich weniger zugeknöpft: „Je größer der Konzern ist, desto schwerer wiegen unternehmenspolitische Faktoren bei der Chefsuche. Die fachliche Qualifikation ist hilfreich, sie spielt auf diesem Niveau aber nicht mehr die entscheidende Rolle.“
Will heißen: Gesucht wird nicht unbedingt der Branchenexperte, sondern der, der am besten in die Strukturen des Konzerns und die seiner Anteilseigner passt. Ganz wichtig sei deshalb im Vorfeld eine saubere Abstimmung zwischen Personalberater und Mandanten über die Rahmenbedingungen, die den Kandidaten erwarten. „Doch dieser Punkt wird in der Praxis häufig vernachlässigt“, so Tröger. Dass der zurückliegende Machtkampf bei ZF die Chefsuche erschweren und mögliche Kandidaten abschrecken könnte, hält Tröger zwar für grundsätzlich möglich. Allerdings wisse jeder Manager, dass er in solch einer Position von Alphatieren umgeben ist. Vor allem die Automotiv-Branche kennt etliche Beispiele intensiv ausgeführter Machtkämpfe. Bestes Beispiel: Volkswagen. Nach Differenzen mit VW-Patriarch Ferdinand Piëch mussten mit Bernd Pischetsrieder und Martin Winterkorn gleich zwei Vorstandschefs des Wolfsburger Autobauers gehen.
Was ZF-Mitarbeiter zum Rücktritt von Stefan Sommer sagen sehen Sie unter www.schwaebische.de/ zfsommer