„Jamaika-Aus“ist das Wort des Jahres
Wissenschaftler halten dies für eine prägnante Wendung
WIESBADEN (AFP) - „Jamaika-Aus“wurde zum Wort des Jahres 2017 gekürt. Auf dem zweiten und dritten Platz der Liste landeten „Ehe für alle“und „#MeToo“. Dies gab die Gesellschaft für deutsche Sprache (GFDS) in Wiesbaden bekannt. Die Sprachpfleger wählen stets Wörter aus, die ihrer Meinung nach politische oder gesellschaftliche Diskussionen in besonderer Weise widerspiegeln oder prägen.
Die Wendung „Jamaika-Aus“bringe „prägnant den komplexen Sachverhalt ,Abbruch der Sondierungsgespräche für eine schwarzgelb-grüne Koalition’“zum Ausdruck, teilte die GFDS mit. Sie thematisiere nicht nur die Schwierigkeiten bei der Regierungsbildung nach der Bundestagswahl, sondern sei aus sprachwissenschaftlicher Sicht eine „interessante Wortbildung“.
Interessant an „Jamaika-Aus“nannte der Germanistik-Professor und Vorsitzende der Gesellschaft, Peter Schlobinski, zwei weitere Phänomene. Zum einen werde der Name der Karibikinsel, die mit den Farben ihrer Nationalflagge für die beteiligten Parteien steht, mal wie im Englischen „dsch“ausgesprochen, mal mit „J“wie in Jahr. Zum anderen hätten sich schon Assoziationen wie „Jamaika-Töter“oder „lindnern“in Anlehnung an den Auszug von FDPChef Christian Lindner aus den Berliner Verhandlungen gebildet. Auf jeden Fall bringe „Jamaika-Aus“den komplexen Sachverhalt Abbruch der Sondierungsgespräche für eine schwarz-gelb-grüne Koalition prägnant zum Ausdruck.
Mit der Entscheidung für „Ehe für alle“bezog sich die Jury auf die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare ab Oktober. Das Wort „Ehe“habe so eine „Bedeutungserweiterung“erfahren, erklärte sie. „#MeToo“ist der in sozialen Netzwerken verwendete Hashtag einer viel beachteten Kampagne, mit der Frauen auf der ganzen Welt sexuelle Übergriffe anprangern.
Im vergangenen Jahr hatte „postfaktisch“das Rennen als Wort des Jahres gemacht, gefolgt von „Brexit“und „Silvesternacht“auf den Plätzen zwei und drei. Es gibt stets zehn Wörter des Jahres. Die GFDS hebt auf diese Weise seit 1977 regelmäßig Wörter oder Wendungen heraus. Sie versteht dies als einen Beitrag zur Zeitgeschichte, nicht als inhaltliche Wertung. Sie wählt aus Medien und Vorschlägen von Bürgern aus.