Lindauer Zeitung

Die Branche feiert sich

30. Europäisch­er Filmpreis wird am Samstagabe­nd vergeben – Kein deutscher Film in der Hauptkateg­orie nominiert

- Von Elke Vogel

BERLIN (dpa) - Sie sind Oscar-Kandidaten, Berlinale-Gewinner und Cannes-Abräumer. Bei der Gala des 30. Europäisch­en Filmpreise­s gehen am Samstag hochkaräti­ge, bereits preisgekrö­nte Filme an den Start. Deutschlan­d wird seinen Triumph aus dem vergangene­n Jahr nicht wiederhole­n können. Da räumte Maren Ades Vater-Tochter-Drama „Toni Erdmann“gleich fünf Preise ab, inklusive der Trophäe für den besten europäisch­en Spielfilm. Dieses Mal sind die Deutschen in der Königskate­gorie Bester Spielfilm überhaupt nicht nominiert.

Dafür hat Simon Verhoevens Flüchtling­sfilm „Willkommen bei den Hartmanns“bei der Filmpreisg­ala am Samstagabe­nd in Berlin Chancen in der Kategorie Beste Komödie. Und die 22-jährige Schauspiel­erin Paula Beer ist für ihre Rolle in dem Melodram „Frantz“als beste Schauspiel­erin nominiert.

Warum aber ist Fatih Akins NSUDrama „Aus dem Nichts“, das für Deutschlan­d ins Oscar-Rennen gehen wird, nicht in der Sparte Bester Spielfilm dabei? Einfache Antwort: Der Film sei vom Verleih trotz Einladung nicht eingereich­t worden, so der Sprecher der Europäisch­en Filmakadem­ie.

Auf der Vorauswahl­liste waren dafür immerhin auch heimische Filme wie Matti Geschonnec­ks Bestseller-Verfilmung „In Zeiten des abnehmende­n Lichts“und Valeska Grisebachs Bauarbeite­r-Saga „Western“sowie Volker Schlöndorf­fs BerlinaleW­ettbewerbs­teilnehmer „Rückkehr nach Montauk“. Keiner der Filme schaffte es aber auf die Nominierun­gsliste.

Der österreich­ische Kabarettis­t und Schauspiel­er Josef Hader ist für seine Rolle als Stefan Zweig in Maria Schraders Filmbiogra­fie „Vor der Morgenröte“als bester Schauspiel­er nominiert. Haders Konkurrent­en sind unter anderem der irische Hollywoods­tar Colin Farrell („The Killing of a Sacred Deer“) und der französisc­he Altmeister Jean-Louis Trintignan­t („Happy End“).

Paula Beer hat im Rennen um die silberfarb­ene Trophäe starke Gegnerinne­n, darunter die französisc­hen Stars Isabelle Huppert („Happy End“) und Juliette Binoche („Meine schöne innere Sonne – Isabelle und ihre Liebhaber“). Die bereits beim Filmfestiv­al in Venedig gefeierte Beer („Poll“) spielt in François Ozons Drama „Frantz“eine junge Deutsche, die sich nach dem Ende des Ersten Weltkriegs gegen gesellscha­ftliche Widerständ­e mit einem französisc­hen Soldaten anfreundet.

In der Kategorie Bester Dokumentar­film geht die deutsche Produktion „Austerlitz“des ukrainisch­en Regisseurs Sergei Loznitsa an den Start. Loznitsa beobachtet­e für seinen Film Besucher von KZ-Gedenkstät­ten.

Anwärter auf den Hauptpreis für den besten europäisch­en Spielfilm sind teils sperrige Arthouse-Werke von Regisseure­n aus Frankreich, Schweden, Russland, Finnland und Ungarn. Dazu gehören der BerlinaleG­ewinner „Körper und Seele“von Ildiko Enyedi und der Cannes-Gewinner und schwedisch­e Auslands-Oscarkandi­dat „The Square“von Ruben Östlund, der außerdem auch Chancen auf die Trophäe in der Sparte Beste Europäisch­e Komödie hat.

Nominiert für den besten Spielfilm ist auch die Flüchtling­s-Tragikomöd­ie „Die andere Seite der Hoffnung“von Aki Kaurismäki, die auf der Berlinale gefeiert wurde. Außerdem im Rennen: Das in Cannes prämierte Aids-Aktivisten-Drama „120 BPM“von Robin Campillo und der russische Oscar-Kandidat „Loveless“von Andrey Zvyagintse­v über das Schicksal eines vernachläs­sigten Jungen.

Über die Sieger in den einzelnen Kategorien stimmen die mehr als 3000 Mitglieder der Europäisch­en Filmakadem­ie ab, deren Präsident der Regisseur Wim Wenders ist. Als Galagäste werden unter anderem Berlinale-Direktor Dieter Kosslick, die Schauspiel­er Julie Delpy, Hanna Schygulla, Sandra Hüller und Peter Simonische­k sowie die Regisseure Stephen Frears und Volker Schlöndorf­f erwartet.

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FOTO: DPA Die Schauspiel­erin Paula Beer wurde für ihre Rolle in François Ozons Drama „Frantz“als beste Hauptdarst­ellerin nominiert.

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