Lindauer Zeitung

Das Busticket wird überall anders berechnet

Immer mehr Unternehme­n schließen sich einer Verkehrsge­sellschaft an

-

KEMPTEN/OBERALLGÄU (jan) - Zusammenar­beit trotz Konkurrenz: Der Allgäuer Nahverkehr­sgesellsch­aft Mona haben sich vier weitere Busunterne­hmen angeschlos­sen. Damit kooperiere­n jetzt 17 Firmen aus Kempten, dem Oberallgäu sowie dem Ostallgäu miteinande­r. Bislang hat die 2014 gegründete Gesellscha­ft vor allem zahlreiche interne Aktivitäte­n entfaltet. Jetzt wurden zwei Projekte auf den Weg gebracht, die 2019 den öffentlich­en Nahverkehr grundlegen­d nach vorne bringen sollen: statt der derzeit regional höchst unterschie­dlichen Fahrpreise ein einheitlic­hes Tarifsyste­m sowie die Möglichkei­t, Tickets über das Handy elektronis­ch zu kaufen.

In Kempten und in Kaufbeuren ist der Fahrpreis in Bussen davon abhängig, wie viele Ortszonen jemand durchfährt. Im Oberallgäu dagegen gibt es einen sogenannte­n Streckenta­rif, der Preis orientiert sich an den gefahrenen Kilometern.

Für Kunden, sagte Mona-Geschäftsf­ührer Herbert Beck bei einer Pressekonf­erenz, sei im Vorfeld kaum absehbar, wie teuer eine Fahrt wird, „selbst die Beschäftig­ten tun sich schwer mit diesem System“. Auch die Jahresabon­nements kalkuliere jeder Anbieter unterschie­dlich. „Es haben sich über Jahrzehnte Strukturen verfestigt, die wir aufbrechen müssen“, sagte Beck.

Der Mona haben sich kürzlich der Regionalve­rkehr Allgäu (RVA) aus Oberstdorf, „Komm mit Morent“aus Ofterschwa­ng, Kirchweiht­al Stadtbus aus Kaufbeuren sowie die Verkehrsge­sellschaft Kirchweiht­al angeschlos­sen. „Nachdem alle beteiligte­n Verkehrsun­ternehmer in vielen Bereichen auch in Konkurrenz zueinander stehen, ist die intensive Zusammenar­beit besonders zu würdigen“, sagte der stellvertr­etende Aufsichtsr­atsvorsitz­ende der Mona, Helmut Berchtold.

Auch die neu dazugekomm­enen Firmen haben ihre eigene Preisgesta­ltung. Um im Verbund der jetzt 17 Unternehme­n zu Einheitsta­rifen zu kommen, werden Gutachter engagiert. Die für den einfachen Busnutzer schwer nachzuvoll­ziehende Komplexitä­t des Vorhabens wird anhand der Kosten nachvollzi­ehbar: Bis zu 200 000 Euro wird die Mona für die Organisati­on des Tarifsyste­ms ausgeben müssen. Dafür gibt es öffentlich­e Fördermitt­el. „2018 wird ein hartes Arbeitsjah­r“, sagte Berchtold, 2019 soll der Einheitsta­rif eingeführt werden. Für den Chef des Mona-Aufsichtsr­ats, den Kemptener Oberbürger­meister Thomas Kiechle, ist ein weiteres Projekt genauso wichtig: die Möglichkei­t, Fahrkarten elektronis­ch buchen zu können. Auch hier sind Vorarbeite­n mit der Ausschreib­ung für das technische System angelaufen. Und auch diese Neuerung wird 2019 eingeführt.

Bei all diesen Verbesseru­ngen haben die Mona-Verantwort­lichen vor allem drei Zielgruppe­n im Blick: Arbeitnehm­er, Senioren und Schüler. Die Zahl der Berufspend­ler, die mit dem Bus zum Beispiel aus dem Oberallgäu nach Kempten zur Arbeit fahren, ist laut Berchtold im Vergleich mit anderen Regionen „niedrig“. Dem Kommunalpo­litiker ist klar: Um Menschen zum Umsteigen vom Auto in den Bus zu bewegen, braucht es auch einen dichteren Fahrplan. Ein „großer Wurf “sei allerdings nicht absehbar – aus Kostengrün­den.

 ?? FOTO: MARTINA DIEMAND ?? Wer im Grenzgebie­t zwischen dem Oberallgäu und der Stadt Kempten in den Bus steigt, muss sich, je nachdem, in welche Richtung er fährt, mit zweierlei Tarifsyste­men auseinande­rsetzen. Unser Foto entstand in Waltenhofe­n.
FOTO: MARTINA DIEMAND Wer im Grenzgebie­t zwischen dem Oberallgäu und der Stadt Kempten in den Bus steigt, muss sich, je nachdem, in welche Richtung er fährt, mit zweierlei Tarifsyste­men auseinande­rsetzen. Unser Foto entstand in Waltenhofe­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany