Glanz und Gloria für kleines Geld
In der zweiten Generation putzt sich sogar der Dacia Duster raus
Wir haben zwar noch immer keine neue Regierung, und wie es im Land weitergeht, weiß deshalb keiner so ganz genau. Doch die Wirtschaft brummt nach wie vor, und den meisten Deutschen geht es so gut wie lange nicht mehr. Daher leistet sich jetzt selbst eine Billigmarke wie Dacia ein bisschen Luxus. Denn wenn im Januar die zweite Generation des Duster an den Start rollt, trägt auch das günstigste SUV im Land plötzlich Chrom, fast wie ein Christbaum am Heiligen Abend, und überrascht innen mit Extras, wie es sie bei der rumänischen Renault-Tochter noch nie gegeben hat.
Aber keine Sorge: Bei allem Glanz und Gloria hat Dacia nicht vergessen, worauf es bei der Marke wirklich ankommt – den Preis. Den kann man zwar mit den neuen Extras in – zumindest bei Dacia – schwindelerregende Höhen treiben. Doch mit einem Grundtarif von 11 290 Euro behauptet der Duster auch in der zweiten Generation seine Spitzenposition unter den SUV-Schnäppchen.
Plattform nicht verändert
Designchef Laurens van den Acker hat den Duster ordentlich aufpoliert, hat ihm Lametta aus Chrom in den Kunststoffgrill gehängt, LED-Leisten für das Tagfahrlicht in die Scheinwerfer gezogen und mit auffälligen Anbauteilen aus Kunststoff gespielt. Doch weder der markante Unterfahrschutz noch die Stoßleisten an der Seite und erst recht nicht die von Jeep inspirierten Heckleuchten können darüber hinwegtäuschen, dass der neue Duster im Grunde ganz der alte ist. Denn an Plattform und Architektur hat sich beim Generationswechsel nichts geändert, und die Platzverhältnisse sowie die Abmessungen sind entsprechend ähnlich: Bei 4,31 Metern Länge und 2,67 Metern Radstand kann man deshalb in der ersten Reihe sehr bequem und in der zweiten Reihe ordentlich sitzen, und der Kofferraum entspricht mit 445 bis 1478 Litern zumindest dem Mittelmaß im Segment.
Dass sich innen trotzdem alles neu und irgendwie feiner anfühlt, haben die Dacia-Strategen mit ein paar kleinen, aber sehr wirkungsvollen Tricks erreicht. So schaut plötzlich niemand mehr nach der schlichten Cockpitlandschaft aus Hartplastik, wenn der Blick gleich von ein paar funkelnden Chromspangen auf den Lüfterdüsen und einem schmucken Ring um den Schaltknauf gefangen wird. Die konventionellen Instrumente verblassen spätestens dann neben dem Touchscreen für Navigation und Infotainment, wenn darauf die vier Außenkameras ihre Liveübertragung beim Rangieren oder bei der Offroad-Partie starten. Und überhaupt wird man plötzlich sehr viel geduldiger, wenn man neuerdings auf optimierten Sitzen mit strafferen Polstern und längerer Beinauflage fährt und eine bessere Schallisolierung für mehr Ruhe sorgt.
Hat sich Dacia bislang auf die automobilen Minimalanforderungen beschränkt, zeugt der zweite Duster von einem deutlichen Sinneswandel. Nicht nur wegen der auffälligen Dekoration innen und außen. Sondern vor allem wegen der neuen Extras, die plötzlich auf der Preisliste zu finden sind. Für andere Marken mögen eine Klimaautomatik und das schlüssellose Zugangssystem genauso selbstverständlich sein wie der Totwinkelwarner und die Fensterairbags. Aber für den Star aller Schnäppchenjäger ist das tatsächlich völlig neu.
Authentischer Geländewagen
Alte Bekannte sind dagegen die Motoren: Zwei Benziner und zwei Diesel stehen zur Verfügung, die man – bis auf den schwächeren Diesel – alle auch mit Allrad bestellen kann. Schließlich hält Dacia nicht viel von den Blendereien des Marketings und will den Duster als authentischen Geländewagen verstanden wissen. Kein Triebwerk hat mehr als 1,6 Liter Hubraum, und bei 114 oder 125 PS für die Benziner und 90 oder 110 PS für die Diesel sind keine großen Sprünge drin. So schafft auch der schnellste Duster nur 179 km/h. Doch dafür bleiben die Diesel angeblich alle deutlich unter fünf Litern, und für die Benziner nennt Dacia Werte zwischen 6,2 und 7,0 Liter.
Zwar haben die Rumänen ihren Bestseller beim Generationswechsel ordentlich herausgeputzt. Doch bis zum Fahrverhalten reicht die neue Strategie nicht. Nach wie vor ist der Duster deshalb eher soft und kompromissbereit abgestimmt und lange nicht so engagiert wie etwa die deutsche Konkurrenz.
Natürlich kommt man auch mit einer etwas indifferenten Lenkung ans Ziel, der Schaltknüppel muss nicht mit der Präzision eines mechanischen Uhrwerks durch die Gassen des Getriebes flutschen, und der Rest der Familie wird sogar dankbar sein, dass Dacia das Duster-Fahrwerk betont komfortabel ausgelegt hat und ihnen nicht gleich jede Unebenheit ungefiltert in die Knochen geschickt wird. Doch geht es dann eben eher ums Ankommen und nicht ums Unterwegssein. Aber Fahren um des Fahrens willen ist ja auch Luxus – und so weit wollen sie bei Dacia bei aller neuen Liebe zu Glanz und Gloria und Komfort nun doch noch nicht gehen.