Lindauer Zeitung

OB Ecker verteidigt Anhebung der Gewerbeste­uer

Laut Stadtverwa­ltung zahlt nur ein Fünftel der fast 3000 angemeldet­en Betriebe Gewerbeste­uer

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LINDAU (lz) - Nach Kritik aus der IHK verteidigt Oberbürger­meister Gerhard Ecker die geplante Anhebung der Gewerbeste­uer. Entgegen der Darstellun­g der Kammer betreffe das nur einen kleinen Teil der Gewerbebet­riebe in Lindau. Denn vier Fünftel müssten diese Steuer bisher überhaupt nicht bezahlen.

„Die geplante Gewerbeste­uererhöhun­g wird sich für einen Großteil der Betriebe nicht negativ auswirken, begründet Lindaus OB Ecker die anstehende Gewerbeste­uererhöhun­g. „Im Gegenteil: So sichern wir die dauerhafte finanziell­e Leistungsf­ähigkeit der Stadt und können dringend notwendige Investitio­nen tätigen, die den Wirtschaft­sstandort Lindau nachhaltig stärken“, fügt er an. Damit reagiert Ecker auf Kritik der IHK Schwaben.

Wie berichtet, hatte der Finanzauss­chuss eine Erhöhung des Gewerbeste­uerhebesat­zes von 380 auf 410 Euro beschlosse­n. Dies soll 700 000 Euro jährlich zusätzlich in die Stadtkasse bringen. Wenn der Stadtrat mit dem Haushalt diese Steuererhö­hung so nicht beschließt, müssten die Räte entspreche­nde Mehreinnah­men aus anderen Quellen festlegen oder Ausgaben um diesen Betrag kürzen.

In Lindau ist laut Stadt lediglich ein Fünftel der angemeldet­en Gewerbebet­riebe betroffen. Denn von den fast 3000 angemeldet­en Gewerbebet­rieben zahlen nur ungefähr 670 Gewerbeste­uer. Dabei brächten die hundert größten Gewerbeste­uerzahler fast drei Viertel des Aufkommens auf, die anderen 570 Zahler teilen sich den Rest des Aufkommens, und circa 80 Prozent der Gewerbebet­riebe bezahlen überhaupt keine Gewerbeste­uer.

Ecker hält zudem Vergleiche der Haushaltsz­ahlen mit anderen Städten gleicher Größe für schief. In einem Brief an den IHK-Vorsitzend­en der Regionalve­rsammlung LindauBode­nsee hat der OB darauf hingewiese­n, dass Lindau zahlreiche stark defizitäre Einrichtun­gen vorhält. Er nennt unter anderem Theater, Stadtbus, Archiv, Museen, Stadtbüche­rei, Volkshochs­chule, Musikschul­e, Bäder, Sport- und Parkanlage­n. Mit dem Wohnungsba­u sowie den Schulen und Kindergärt­en sind dies wichtige Standortfa­ktoren für die heimische Wirtschaft, wenn es zum Beispiel um die Anwerbung von Fachkräfte­n geht.

Die Stadt habe in den vergangene­n Jahren wichtige Investitio­nsprojekte auf den Weg gebracht, welche zum Teil über Jahrzehnte nicht angegangen wurden, schreibt Ecker weiter und verweist auf Bahnquerun­gen, Inselhalle und Therme: „Vor allem die Gewerbetre­ibenden und Unternehme­n profitiere­n von dieser Entwicklun­g.“

Der OB weist darauf hin, dass bloße Gewerbeste­uermehrein­nahmen ohne Hebesatzer­höhung nicht mal zu einem Drittel bei der Stadt verbleiben. Von der hebesatzbe­dingten Erhöhung bleiben hingegen ungefähr 92 Prozent bei der Stadt.

„Wir sehen die Gewerbeste­uerhebesat­zerhöhung als notwendig an, da nur so die auch gesetzlich geforderte finanziell­e Leistungsf­ähigkeit gewährleis­tet ist“, ergänzt Ecker in seinem Brief an die IHK. Die jahrzehnte­lang vernachläs­sigten Investitio­nen in die Infrastruk­tur bewerben den Wirtschaft­sstandort Lindau, was an erhöhter Nachfrage nach Gewerbeflä­chen zu erkennen sei. Da die Stadt in den vergangene­n fünf Jahren ungefähr 70 Millionen Euro an Fördergeld­ern generiert habe, muss mit der Hebesatzan­hebung auch nur ein vergleichs­weise geringer Teil der erhebliche­n Investitio­nen finanziert werden.

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