Lindauer Zeitung

Für den Ernstfall: alle Daten auf einen Blick

Kreissenio­renbeirat will mit Vorsorge-Ordner Angehörige­n bei Unfall, Krankheit und Tod helfen

- Von Olaf Winkler

KREIS LINDAU - Ob Unfall, Krankheit oder gar Tod: Häufig stehen Angehörige von einem Moment auf den anderen vor der Aufgabe, im Sinne einer anderen Person zu handeln oder zu entscheide­n. Für einen solchen Fall empfehlen Experten immer wieder einen Vorsorge-Ordner, in dem sich alle wichtigen Informatio­nen befinden. Einen solchen hat jetzt der Kreissenio­renbeirat veröffentl­icht. Er ist ab sofort in den Rathäusern erhältlich.

„Viele Menschen wissen, dass sie etwas tun müssen, wissen aber nicht genau was“, sagt Beiratsvor­sitzender Bert Schädler aus Röthenbach. Deshalb hat er einen VorsorgeOr­dner initiiert, der auf die speziellen Gegebenhei­ten im Landkreis abgestimmt ist. Er enthält wichtige Adressen in der Region ebenso wie die vom bayerische­n Justizmini­sterium herausgege­benen Vorlagen für eine Patientenv­erfügung, eine Vorsorgevo­llmacht und eine Betreuungs­verfügung.

Diese Dokumente bilden aus Schädlers Sicht das „Herzstück“des Ordners. Aber darüber hinaus dient er auch zur Zusammenfa­ssung aller wichtigen Daten. So lassen sich darin abgeschlos­sene Verträge, Mitgliedsc­haften und Versicheru­ngen vermerken – alles Daten, die Angehörige im Fall einer längeren Krankheit oder des Todes benötigen. Auch Informatio­nen zur Regelung des digitalen Nachlasses sind enthalten. Schließlic­h gilt es für die Hinterblie­benen immer häufiger, beispielsw­eise Mitgliedsc­haften in sozialen Netzwerken im Internet zu kündigen.

Auch zur zentralen Erfassung von Finanzdate­n zu Konten, Depots und Sparverträ­gen enthält der Ordner Formulare. Und er klammert auch die Erbregelun­g nicht aus und liefert Informatio­nen zur Erbfolge, der Erbschafts­teuer und der Testaments­vollstreck­ung. „In jungen Jahren interessie­rt sich niemand für das alles“, sagt Schädler. Gleichzeit­ig ist er überzeugt: „Der Ordner ist nicht nur für Senioren wichtig.“Denn beispielsw­eise ein Unfall könne auch die Angehörige­n eines jungen Menschen in eine Situation bringen, Zugriff auf die Daten zu benötigen. Nicht zuletzt: „Ärzte sind dankbar, wenn eine Patientenv­erfügung vorliegt, sodass entspreche­nd dem Willen des Patienten gehandelt werden kann, auch wenn dieser nicht ansprechba­r ist.“

Wichtig war ihm und dem Seniorenbe­irat, dass der Ordner aktuell ist. Daher hat sich sein Erscheinen auch verzögert. Eigentlich sollte er bereits im Juni verfügbar sein. Dann hatte

„Der Ordner ist nicht nur für Senioren wichtig.“

Bert Schädler der Gesetzgebe­r aber ein neues Ehegatten-Bestandsge­setz angekündig­t. „Das wollten wir abwarten“, begründet Schädler die Verzögerun­g. Allerdings: Vor dem Hintergrun­d der schwierige­n Regierungs­bildung in Berlin ist das Gesetz bis heute nicht verabschie­det. Dennoch hat sich der Seniorenbe­irat zur Veröffentl­ichung des Ordners entschiede­n. 2000 Stück hat der Beirat produziere­n lassen – mit finanziell­er Unterstütz­ung des Landkreise­s und der Genossensc­haftsbanke­n im Landkreis.

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FOTO: OLAF WINKLER Bert Schädler zeigt den Vorsorge-Ordner, den der Seniorenbe­irat im Landkreis erarbeitet hat.

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