Für den Ernstfall: alle Daten auf einen Blick
Kreisseniorenbeirat will mit Vorsorge-Ordner Angehörigen bei Unfall, Krankheit und Tod helfen
KREIS LINDAU - Ob Unfall, Krankheit oder gar Tod: Häufig stehen Angehörige von einem Moment auf den anderen vor der Aufgabe, im Sinne einer anderen Person zu handeln oder zu entscheiden. Für einen solchen Fall empfehlen Experten immer wieder einen Vorsorge-Ordner, in dem sich alle wichtigen Informationen befinden. Einen solchen hat jetzt der Kreisseniorenbeirat veröffentlicht. Er ist ab sofort in den Rathäusern erhältlich.
„Viele Menschen wissen, dass sie etwas tun müssen, wissen aber nicht genau was“, sagt Beiratsvorsitzender Bert Schädler aus Röthenbach. Deshalb hat er einen VorsorgeOrdner initiiert, der auf die speziellen Gegebenheiten im Landkreis abgestimmt ist. Er enthält wichtige Adressen in der Region ebenso wie die vom bayerischen Justizministerium herausgegebenen Vorlagen für eine Patientenverfügung, eine Vorsorgevollmacht und eine Betreuungsverfügung.
Diese Dokumente bilden aus Schädlers Sicht das „Herzstück“des Ordners. Aber darüber hinaus dient er auch zur Zusammenfassung aller wichtigen Daten. So lassen sich darin abgeschlossene Verträge, Mitgliedschaften und Versicherungen vermerken – alles Daten, die Angehörige im Fall einer längeren Krankheit oder des Todes benötigen. Auch Informationen zur Regelung des digitalen Nachlasses sind enthalten. Schließlich gilt es für die Hinterbliebenen immer häufiger, beispielsweise Mitgliedschaften in sozialen Netzwerken im Internet zu kündigen.
Auch zur zentralen Erfassung von Finanzdaten zu Konten, Depots und Sparverträgen enthält der Ordner Formulare. Und er klammert auch die Erbregelung nicht aus und liefert Informationen zur Erbfolge, der Erbschaftsteuer und der Testamentsvollstreckung. „In jungen Jahren interessiert sich niemand für das alles“, sagt Schädler. Gleichzeitig ist er überzeugt: „Der Ordner ist nicht nur für Senioren wichtig.“Denn beispielsweise ein Unfall könne auch die Angehörigen eines jungen Menschen in eine Situation bringen, Zugriff auf die Daten zu benötigen. Nicht zuletzt: „Ärzte sind dankbar, wenn eine Patientenverfügung vorliegt, sodass entsprechend dem Willen des Patienten gehandelt werden kann, auch wenn dieser nicht ansprechbar ist.“
Wichtig war ihm und dem Seniorenbeirat, dass der Ordner aktuell ist. Daher hat sich sein Erscheinen auch verzögert. Eigentlich sollte er bereits im Juni verfügbar sein. Dann hatte
„Der Ordner ist nicht nur für Senioren wichtig.“
Bert Schädler der Gesetzgeber aber ein neues Ehegatten-Bestandsgesetz angekündigt. „Das wollten wir abwarten“, begründet Schädler die Verzögerung. Allerdings: Vor dem Hintergrund der schwierigen Regierungsbildung in Berlin ist das Gesetz bis heute nicht verabschiedet. Dennoch hat sich der Seniorenbeirat zur Veröffentlichung des Ordners entschieden. 2000 Stück hat der Beirat produzieren lassen – mit finanzieller Unterstützung des Landkreises und der Genossenschaftsbanken im Landkreis.