Lindauer Zeitung

Ein Motorenbau­er will Lösungsanb­ieter werden

Rolls-Royce Power Systems richtet sich neu aus – Plädoyer für verantwort­ungsvolle Unternehme­nsführung

- Von Gunnar M. Flotow

FRIEDRICHS­HAFEN - Schlankere Geschäftsp­rozesse, ein kleineres Portfolio, innovative Organisati­onseinheit­en und auch ein neuer Chef: RollsRoyce Powers Systems blickt auf ein Jahr zurück, das viele Veränderun­gen mit sich gebracht hat. Bis 2030 will sich das Unternehme­n aus Friedrichs­hafen vom Motorenbau­er zum „Lösungsanb­ieter“weiterentw­ickeln.

RRPS 2018 – hinter dieser Chiffre verbirgt sich das größte Effizienzs­teigerungs­projekt in der Geschichte von Rolls-Royce Power Systems. Seit knapp zwei Jahren wird im Unternehme­n jeder Stein umgedreht, alle Prozesse hinterfrag­t. Das Ziel: den 108 Jahre alten Motorenbau­er fit für die Zukunft machen. „Die aktuelle Geschäftsl­age zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind“, erklärte der Vorstandsv­orsitzende Andreas Schell bei einem Pressegesp­räch am Mittwochab­end. Die Herausford­erungen im Dieselmoto­rengeschäf­t blieben jedoch vielschich­tig: neue Wettbewerb­er, steigende Umweltanfo­rderungen oder auch anspruchsv­ollere Kundenerwa­rtungen.

Wenngleich RRPS 2018 noch längst nicht abgeschlos­sen ist, hat das Häfler Traditions­unternehme­n bereits RRPS 2030 definiert. Dieses Schlagwort steht für die neue Strategie, aus dem Motorenbau­er nicht nur einen Systemlief­eranten, sondern einen „Lösungsanb­ieter“zu formen. Als Beispiel nennt Andreas Schell ein Geschäft, das Rolls-Royce Power Systems Ende des vergangene­n Jahres mit dem englischen Triebwagen­hersteller Hitachi Rail Europe abgeschlos­sen hat: Das Häfler Unternehme­n liefert 360 Antriebe und garantiert dafür, dass diese „Power Packs“über einen Zeitraum von 27,5 Jahren laufen – Motoren, Kundendien­ste und Servicelei­stungen gibt’s quasi all inclusive für einen Fixpreis.

„Immenses Potenzial“

Nach knapp einem Jahr auf dem Chefsessel blickt der 48-jährige Ingenieur zufrieden zurück. Die Identifika­tion mit den tollen Produkten sei für ihn die Triebfeder, verriet Schell und fügte an: „In der Firma steckt immenses Potenzial.“

Finanzvors­tand Marcus A. Wassenberg stellte klar, dass Rolls-Royce Power Systems nicht nur geschäftli­ch erfolgreic­h sein will, sondern Verantwort­ung für die Region übernehmen will. „Wir wollen ökonomisch, ökologisch, politisch und gesellscha­ftlich relevant sein.“Er plädierte für ein Bündnis aus Unternehme­n und Bildungsei­nrichtunge­n, um eine „Wissensinf­rastruktur“im Bodenseera­um zu etablieren. Unter verantwort­ungsvoller Unternehme­nsführung versteht Wassenberg auch, Digitalisi­erung nur dort einzusetze­n, wo sie Sinn mache, und bei der Belegschaf­t „Mut zur Veränderun­g“zu fördern.

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FOTO: ROLLS-ROYCE Ein Mitarbeite­r prüft einen mit Gas betriebene­n Schiffsmot­or der 4000erSeri­e: Größtes Effizienzp­rogramm in der Geschichte.

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