Verdammt lang her
Der FC Leutkirch steht zur Winterpause an der Spitze der Fußball-Bezirksliga Bodensee
LEUTKIRCH - Mit dem FC Leutkirch steht eine Mannschaft zur Winterpause an der Spitze der Fußball-Bezirksliga, die vor der Saison nur wenige auf der Rechnung hatten. Nach begeisternden Wochen zu Saisonbeginn erlebte der FCL zwar einen sportlich grauenhaften November, das Zwischenfazit fällt aber trotzdem richtig positiv aus. „Für unsere Verhältnisse war das bisher eine sehr gute Runde“, sagt der FCL-Vorsitzende Jochen Reischmann, der als langjähriger Aktiver die aktuelle Leistung der Mannschaft bestens einordnen kann.
Es ist wahrlich verdammt lang her, dass der FC Leutkirch als Tabellenführer der Fußball-Bezirksliga grüßte. In den frühen 1990er-Jahren war das zuletzt der Fall, Zweiter wurde die Mannschaft damals am Ende einer Saison, noch lange war das in vielen Gesprächsrunden am Stammtisch und neben dem Fußballplatz ein gerne aufgegriffenes Thema. Waren das noch Zeiten, hieß es da. Berechtigterweise. Denn den erfolgreichen Jahren in der Bezirksliga folgte ein schmerzhafter Abstieg und die Leutkircher Gegenwart hieß lange: Kreisliga A. Während in Isny zwei Klassen höher gespielt, in Wangen gar in einer anderen Fußballwelt (Verbandsliga) gekickt wurde, musste der FC Leutkirch als dritte Stadt im Allgäuer Käsedreieck damit zufrieden sein, in der AKlasse wenigstens oben mitzuspielen. Nach dem Wiederaufstieg vor ein paar Jahren in die Bezirksliga brach eine neue Zeit an: Die Mannschaft stabilisierte sich, erreichte einstellige Tabellenplätze am Saisonende, wurde zweimal in Folge Bezirkspokalsieger – und spielte plötzlich ganz vorne mit. Der Höhepunkt der bisherigen Saison spülte den FCL auf den Spitzenplatz: ein 2:0 gegen den bisherigen Tabellenführer TSV Meckenbeuren vor großer Kulisse im Neuen Stadion in Leutkirch. So etwas war lange nicht mehr dagewesen.
Denkwürdige Schlussphase
Zeit zum Genießen blieb aber nur wenig. Denn als Gejagter ging dem FC Leutkirch im November die Leichtigkeit verloren – drei Niederlagen in Folge nagten am Selbstbewusstsein. „Da merkst du erst, wie schwierig das ist“, schildert Reischmann seine Erfahrung als Vorsitzender eines Bezirksliga-Tabellenersten. An die drei Pleiten schloss sich ein mühevoller Sieg gegen den Tabellenletzten SV Aulendorf an, bevor sich die Mannschaft mit einem denkwürdigen Unentschieden beim SV Baindt in die Winterpause verabschiedete.
Der Gegentreffer zum 1:1 fiel kurz vor Schluss, das Spielende erlebten nur sieben Leutkircher auf dem Feld. Zuvor hatte es vier Platzverweise gegeben, drei davon in Folge eines nicht gegebenen Leutkircher Treffers, der das 2:1 bedeutet hätte. „Wir wollten das Tor“, lobte Reischmann die unmittelbare Reaktion der Mannschaft auf den Baindter Ausgleich. Dass dann die Enttäuschung groß gewesen sei, sei verständlich. Auch die Gegner hätten bestätigt, dass der Schiedsrichter mit seiner Abseitsentscheidung danebengelegen habe. „Immerhin haben wir nicht verloren. Das ist in Ordnung“, sagt Reischmann mit einigen Tagen Abstand vom Ende einer alles in allem bemerkenswerten Hinrunde. Denn: An der Tabellenspitze blieb der FCL trotzdem – auch dank diverser Spielausfälle bei der direkten Konkurrenz.
„Wir sind mehr als zufrieden“, so Jochen Reischmann. Fußballerisch habe sich die Mannschaft gut entwickelt, schöne Spielzüge seien keine Seltenheit. Klar sei aber auch: „Wir brauchen unsere Zeit.“Und: „Wir sehen uns nicht als Meisterschaftsfavorit.“Bis Ende Januar sei jetzt Pause für den FC Leutkirch, dann starte die Mannschaft mit FCL-Trainer Patrick Straub in eine sechswöchige Vorbereitungsphase. Die Runde beginne schon am 11. März wieder, vermutet Reischmann. Der FC Leutkirch wird dann weiter der Gejagte in der Fußball-Bezirksliga Bodensee sein.