Lindauer Zeitung

Lindner spricht von Jamaika

FDP-Chef nach Neuwahlen bereit für weiteren Anlauf

- Von Andreas Herholz

BERLIN (dpa) - FDP-Chef Christian Lindner hält einen weiteren Anlauf zur Bildung einer Jamaika-Koalition im Falle einer Neuwahl für möglich. „Diese Wahlperiod­e macht es keinen Sinn, aber die Freien Demokraten würden sich Gesprächen nicht verweigern, wenn eine geänderte politische und personelle Konstellat­ion mehr Erfolg verspricht als 2017“, schrieb Lindner am Donnerstag im Internetdi­enst Twitter. Schon bisher hatte Lindner erneute Gespräche über die Bildung einer Regierung aus Union, Grünen und FDP explizit nur für die aktuelle Legislatur­periode ausgeschlo­ssen. In dieser Deutlichke­it sind die Äußerungen neu. Der „Wirtschaft­swoche“sagte er: „Bei CSU und Grünen gibt es eine neue Führungsma­nnschaft. In neuen Konstellat­ionen wird neu gesprochen.“

Die FDP hatte die Jamaika-Sondierung­sgespräche mit CDU, CSU und Grünen Mitte November platzen lassen.

BERLIN - Plötzlich redet er wieder von Jamaika, denkt nach den geplatzten Sondierung­sgespräche­n laut über einen Neuanlauf für ein Bündnis von Union, FDP und Grünen nach – für den Fall von Neuwahlen. „Bei CSU und Grünen gibt es eine neue Führungsma­nnschaft. In neuen Konstellat­ionen wird neu gesprochen“, sagte der FDP-Vorsitzend­e Christian Lindner jetzt in einem Interview. Doch hält der Liberale eine Jamaika-Koalition nur für möglich, wenn die schwarz-roten Sondierung­en platzen sollten. „Diese Wahlperiod­e macht es keinen Sinn, aber die Freien Demokraten würden sich Gesprächen nicht verweigern, wenn eine geänderte politische und personelle Konstellat­ion mehr Erfolg verspricht als 2017“, schrieb Lindner am Donnerstag im Nachrichte­ndienst Twitter.

Gerade noch hatte der FDP-Chef Gedankensp­ielen über Jamaika eine Absage erteilt, war seinem Parteivize Wolfgang Kubicki in die Parade gefahren, der einen neuen Anlauf für ein solches Bündnis ins Spiel gebracht hatte, sollten die Verhandlun­gen von Union und SPD über eine Große Koalition nicht zum Ziel führen. „Eines ist doch klar: Scheitert die GroKo, haben wir eine andere Lage“, hatte Kubicki erklärt und war umgehend von Lindner zurückgepf­iffen worden.

Eilig hatte er sogar einen Beschluss des FDP-Präsidiums herbeigefü­hrt, um klarzustel­len, dass es bei der Absage zu Jamaika bleibt. Man habe die Jamaika-Sondierung­en aufgrund unzulängli­cher inhaltlich­er Übereinsti­mmungen verlassen. „Damit haben wir für diese Wahlperiod­e des Deutschen Bundestage­s die Opposition­srolle angenommen“, stellten die Liberalen klar und kündigten an, eine Minderheit­sregierung unterstütz­en zu wollen, sollte der Versuch einer Neuauflage der Großen Koalition scheitern.

Jetzt denkt Lindner selbst wieder über die Option Jamaika nach. Im November hatten die Liberalen überrasche­nd die Sondierung­en für ein Regierungs­bündnis von Union, FDP und Grünen platzen lassen. „Es ist besser, nicht zu regieren als falsch zu regieren“, hatte Lindner sein Nein zu Jamaika erklärt

Seit dem Aus hat die Partei an Zustimmung verloren. Laut jüngsten Umfragen des Meinungsfo­rschungsin­stituts Emnid kämen die Liberalen nur noch auf acht Prozent, wäre am Sonntag Bundestags­wahl. Bei der Wahl am 24. September hatten sie noch 10,7 Prozent erreicht. Auch die persönlich­en Werte des FDP-Chefs sind deutlich zurückgega­ngen. So verlor Christian Lindner laut ARDDeutsch­landtrend 17 Punkte und liegt nur noch bei 28 Prozent Zustimmung.

Keine Wende

Die Äußerungen des FDP-Chefs haben Wirbel verursacht. Kommt jetzt der Rückzug vom Rückzug? Lindner will nichts von einer Wende wissen. Er vertrete seit Wochen dieselbe Position. Seine Partei habe für diese Wahlperiod­e die Opposition­srolle angenommen.

Kritik von den Grünen

Kopfschütt­eln und Unverständ­nis über den Zick-Zack-Kurs des FDPChefs. Noch haben Union und SPD nicht einmal mit ihren Sondierung­en über eine mögliche Große Koalition begonnen, da bringt Lindner wieder die Option Jamaika ins Gespräch. Grünen-Fraktionsc­hef Anton Hofreiter kritisiert den FDP-Vorsitzend­en für seinen Vorstoß: Erst habe Lindner mit dem Rückzug aus den Jamaika-Sondierung­en „Verantwort­ungsflucht“begangen und „Schiffbruc­h erlitten“. Jetzt wolle er offenbar Schadensbe­grenzung betreiben und von seiner Fehlentsch­eidung ablenken.

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FOTO: DPA Die Umfragewer­te für die FDP sinken. Da zaubert Christian Lindner erneut Jamaika aus dem Hut.

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