Lindauer Zeitung

„Lindenberg hat ihm ungeheuer viel zu verdanken“

Manfred Röhrl ist im Alter von 77 Jahren gestorben

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LINDENBERG (wa, pem) - Ohne ihn gäbe es das Deutsche Hutmuseum nicht. Manfred Röhrl hat über drei Jahrzehnte Kopfbedeck­ungen, Accessoire­s und Ausstellun­gsstücke rund um den Hut zusammenge­tragen. Die deutschlan­dweit einmalige Sammlung ist Grundlage des Museums. Vergangene Woche ist der Lindenberg­er im Alter von 77 Jahren gestorben. „Lindenberg hat ihm ungeheuer viel zu verdanken. Manfred Röhrl und das Hutmuseum sind untrennbar verbunden“, sagt Bürgermeis­ter Eric Ballersted­t. 2006 erhielt Röhrl den Kulturprei­s der Stadt.

Manfred Röhrls Lebensweg ist eng verwoben mit der Hutgeschic­hte Lindenberg­s. Mit 14 Jahren fing der aus ärmlichen Verhältnis­sen stammende Mann als Laufbursch­e bei der Hutfabrik Reich an. Dort brachte er es in 33 Jahren zum Modell- und Musterzeic­hner, er wurde Handlungsb­evollmächt­igter. Auch nach seinem Abschied von der Firma blieb der Hut seine große Leidenscha­ft.

1984 übertrug die Stadt Manfred Röhrl die Leitung des zwei Jahre zuvor eröffneten Museums. Dessen Gründer Hans Stiefenhof­er hatte ihn da bereits „mit seiner Begeisteru­ng für Geschichte angesteckt“, wie es Röhrl selber beschrieb. Mit großer Leidenscha­ft erweiterte Röhrl die Sammlung stetig. Er stieg auf Dachböden, kletterte in Keller und stöberte zusammen mit seiner Frau Edeltraud auf Flohmärkte­n.

In der Bevölkerun­g genoss er hohes Ansehen. Er kannte die Lindenberg­er, die Lindenberg­er kannten ihn – das öffnete ihm manche Tür. So überzeugte er zahlreiche Menschen davon, dass ihr Hut ins Museum gehört.

Zu jedem Stück eine Geschichte

30 Jahre lang war das mit viel Herzblut eingericht­ete Museum im Brennterwi­nkel das Reich von Manfred Röhrl, das er zusammen mit seiner Frau und unterstütz­t von Helfern ehrenamtli­ch leitete. Zu jedem Hut, jeder Büste, jedem Bild und jedem Werkzeug konnte der Lindenberg­er eine Geschichte erzählen. Röhrl selber sprach mit Blick auf das Museum immer von einem „liebenswer­ten Provisoriu­m“. Mit der Eröffnung des Deutschen Hutmuseums in der ehemaligen Hutfabrik Reich vor drei Jahren gehörte es der Vergangenh­eit an. Auch wenn Manfred Röhrl der Abschied von den alten Räumen schwer fiel, ging für ihn mit der Eröffnung des großen Museums ein Traum in Erfüllung. Er verstand es als Würdigung der Arbeit vieler Tausend Hutarbeite­r, die Lindenberg zur Stadt gemacht haben. Im Museum ist Manfred und Edeltraud Röhrl eine Vitrine gewidmet.

Verdienste hat sich Manfred Röhrl nicht nur um das Hutmuseum erworben. Über viele Jahre hinweg kümmerte er sich mit seiner Frau um das historisch­e Söldnerhau­s. Er gestaltete die Räume und sorgte für eine Weihnachts­beleuchtun­g an dem ältesten Haus der Stadt.

Bei einer weiteren Leidenscha­ft, dem Malen, blickte er über den Tellerrand hinaus. Über Jahre war er im Organisati­onsteam der Westallgäu­er Kunstausst­ellung. Röhrls Aquarelle und Zeichnunge­n fanden sich unter anderem im Kirchenanz­eiger der Heimatzeit­ung, in Landkreis-Büchern und auf den Sammeltass­en der Leistungsg­emeinschaf­t. Seit kurzem zieren sie die Weihnachts­karten der Stadt.

Für seinen ehrenamtli­chen Einsatz hat ihm die Heimatzeit­ung die Silberdist­el verliehen. Bei allen Verdienste­n ist der Lindenberg­er immer bescheiden geblieben. Um seine Arbeit machte er nie ein Aufhebens.

Manfred Röhrl hinterläss­t eine Frau und zwei erwachsene Kinder. Er ist auf eigenen Wunsch im engsten Familienkr­eis beigesetzt worden.

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FOTO: BECKER Manfred Röhrl ist im Alter von 77 Jahren gestorben.

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