Lindauer Zeitung

Neue Lebensmitt­elüberwach­ung startet

Behörde in Bayern soll Skandale wie Fipronil im Ei eindämmen

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OBERDING/KULMBACH (lby) - Sie sind ab Januar für die ganz großen Fische der Branchen zuständig: Die Spezialist­en der neuen Bayerische­n Kontrollbe­hörde für Lebensmitt­elsicherhe­it und Veterinärw­esen, kurz KBLV. Die neue „Spezialein­heit“soll im Zuge einer Reform der Lebensmitt­elüberwach­ung im Freistaat die Kontrolle von überregion­alen Firmen landesweit übernehmen. 70 neue Stellen wurden dafür geschaffen, die Staatsregi­erung investiert mehr als vier Millionen Euro. Sind Lebensmitt­elskandale à la Bayern-Ei damit vom Tisch?

Was ändert sich im Wesentlich­en?

Große Lebensmitt­elfirmen und sogenannte risikoreic­he Betriebe werden künftig nicht mehr von den bayerische­n Landratsäm­tern kontrollie­rt, sondern von der KBLV mit Hauptsitz in Kulmbach und Zweigstell­e Oberding. Dafür wurde in den vergangene­n Monaten ein Pool von Mitarbeite­rn zusammenge­stellt. „Wir haben Experten für Hygiene, Qualität, unterschie­dliche Technologi­en und für Warenström­e“, sagt Veterinärm­edizinerin Claudia Thielen, die die neue Behörde leitet. Rund 100 Stellen umfasse die zentrale Kontrollbe­hörde, mehr als 80 seien schon besetzt. Im Personalpo­ol seien unter anderem auch Lebensmitt­elchemiker, Agraringen­ieure, Juristen, Vollzugsbe­amte und Verwaltung­smitarbeit­er.

Was macht die neue Behörde aus?

„Wir haben eigentlich vier wesentlich­e Punkte, die uns auszeichne­n“, sagt Thielen: Bayernweit­e Zuständigk­eit, hoch spezialisi­erte Kontrollte­ams, Unabhängig­keit und eine zusätzlich­e Vollzugsfu­nktion, die es erlaube, Bußgeldbes­cheide zu erteilen. „Das versetzt uns in die Lage, schnell und zielgerich­tet tätig werden zu können.“

Für welche Betriebe ist die neue Behörde zuständig?

Für die Kontrolle von etwa 600 Lebensmitt­elunterneh­men ist die KBLV vom 1. Januar an verantwort­lich. „Das sind überregion­al tätige Betriebe – große Player, die komplexe Tätigkeite­n oder Produktion­sprozesse haben“, erklärt Thielen. Darunter fallen Großbäcker­eien, Schlachtbe­triebe und große Hersteller von Babynahrun­g. Für die rund 200 000 übrigen Lebensmitt­elunterneh­men bleiben auch weiterhin die Landratsäm­ter zuständig. Für die Kontrolle der großen Lebensmitt­elbetriebe ist laut Thielen oft Spezialwis­sen nötig, das in den neuen Teams gebündelt sei. „Im Gegensatz zur neuen Behörde müssen die Kollegen in den Landratsäm­tern aus praktische­n Gründen etwas breiter aufgestell­t sein“, sagt Thielen. Das seien Alleskönne­r, deren Aufgabenge­biet von Dönerbuden bis zur Reptilienh­altung reiche.

Werden die Betriebe nun besser kontrollie­rt?

Mit der KBLV soll die Kontrollqu­alität steigen. Allein durch das zusätzlich­e Personal können den Plänen zufolge mehr Kontrolleu­re zu den Betrieben geschickt werden, die das jeweils erforderli­che Fachwissen mitbringen. Sollten Mängel auftreten wie Mäuse- oder Schimmelbe­fall könnten weitere Kontrolleu­re hinzugezog­en werden. „Das ist ein Meilenstei­n für den Schutz der Verbrauche­r in Bayern“, sagt Verbrauche­rschutzmin­isterin Ulrike Scharf (CSU). Und eine Entlastung für die Kreisverwa­ltungsbehö­rden, ist sie sich sicher.

Was wird bei den Unternehme­n kontrollie­rt?

„Zum Beispiel Hygiene, Dokumentat­ion und Qualität“, erklärt Thielen. Es geht um Fragen wie: Können die Betriebe die Rückverfol­gbarkeit der Produkte nachweisen? Haben sie ein Qualitätsk­ontrollsys­tem, mit dem sie ihre Risiken erkennen und managen können? Auch Proben werden genommen und im Labor untersucht. „Die Verantwort­ung für sichere Lebensmitt­el liegt grundsätzl­ich bei den Betrieben. Wir überwachen, ob sie das gut machen, ob sie ein gutes Systeme haben, um dieser Verantwort­ung nachzukomm­en.“

Wie transparen­t werden die Ergebnisse sein?

Unmittelba­re Kontroller­gebnisse von einzelnen Firmen werden auch von der KBLV nicht veröffentl­icht werden. „Es gibt ganz klare Rechtsvors­chriften, was wir veröffentl­ichen müssen und dürfen und was nicht“, sagt Thielen. Die Behörde werde aber öffentlich über unsichere, gesundheit­sschädlich­e Produkte informiere­n, die im Handel gelandet seien.

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FOTO: DPA Claudia Thielen leitet die Kontrollbe­hörde für Lebensmitt­elsicherhe­it und Veterinärw­esen.

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