Lindauer Zeitung

ZAK startet durch beim Wiederverw­erten

Abfallverb­and plant Aktivitäte­n nach dem Vorbild des Unternehme­ns Chance.

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LINDAU/KEMPTEN (ee) - Als der Kemptener Abfallzwec­kverband ZAK im Sommer in das mit EU-Geldern geförderte Projekt „Surface“eingestieg­en ist, war nur eines klar: Künftig sollen noch mehr Dinge, die sonst im Sperrmüllc­ontainer und damit im Müllofen landen, eine zweite Chance erhalten, sprich wiederverw­ertet werden. Abfall vermeiden ist schließlic­h ein wichtiger Auftrag des Kreislaufw­irtschafts­gesetzes. Mittlerwei­le nimmt die Idee des „ReUse“, wie die Abfallexpe­rten es nennen, beim ZAK Form an. So wird der ZAK in Kempten ein Gebrauchtw­arenkaufha­us kaufen, in Lindau sei eine engere Zusammenar­beit mit dem Unternehme­n Chance denkbar.

Gebrauchte­s wieder- oder weiterverw­erten, das ist für das Unternehme­n Chance in Lindau seit Jahren Alltag. Ob Geschirr, Bücher, Möbel oder Kleingerät­e, wer gut Erhaltenes günstig erwerben will, wird in der Von-Behring-Straße fast immer fündig. Viele Bürger rufen im Lindauer Gebrauchtw­arenkaufha­us an, wenn Mobiliar die eigene Wohnung verlassen soll oder das Erbe von Verwandten eben nicht im Sperrmüllc­ontainer landen soll. So manches Möbelstück wird im Rahmen von Praktika und Beschäftig­ungsprojek­ten im Unternehme­n Chance aber auch aufbereite­t.

Damit künftig noch weniger Sperrmüll im Kemptener Müllheizkr­aftwerk verbrannt werden muss, soll mit Hilfe des Interreg-Projekts das Wiederverw­erten ausgeweite­t werden. Den Auftakt dafür startet der ZAK vor der eigenen Haustür, in Kempten: Dort wurde kurz vor Weihnachte­n ein Gebrauchtw­arenkaufha­us geschlosse­n, weil der bisherige Betreiber sich umorientie­rt. Die ZAKAufsich­tsräte haben nun einstimmig beschlosse­n, Grund und Gebäude dort zu kaufen und das Kaufhaus voraussich­tlich im Frühjahr kommenden Jahres wieder zu eröffnen. Der Kemptener Hilfsverei­n Hoi wird es organisier­en, erhält dafür vom ZAK eine Betreiberp­auschale. Denn der zuständige ZAK-Mitarbeite­r Andreas Breuer geht davon aus, dass dieses Kaufhaus in Kempten erst einmal keinen Gewinn erwirtscha­ften werde.

Grundsätzl­ich soll die Wiederverw­ertung nun die fünfte Säule der ZAK-Arbeit darstellen, neben Biomüll, Wertstoffe­n, erneuerbar­en Energien und Restmüll. Das verdeutlic­hte Breuer in der jüngsten Verbandssi­tzung. Die Tauschbörs­en in den örtlichen Wertstoffh­öfen soll es trotz des neuen Konzepts weiterhin geben, versichert­e er auf Nachfrage: Dort liege dann eben das, was erfahrungs­gemäß in Gebrauchtw­arenkaufhä­usern keine Käufer mehr finde. Das allerdings – zumeist aus Platzgründ­en – nicht ewig: Das in puncto Recycling geschulte Wertstoffh­ofpersonal habe schon jetzt ein Auge darauf, was wirklich weiter benutzt werden könne, und was eben doch reif für den Müllofen ist.

Wenn hinterfrag­t werde, ob angesichts von Internetbö­rsen Gebrauchtw­arenkaufhä­user überhaupt noch Sinn machen, dann ist für den Geschäftsf­ührer der ZAK-Gesellscha­ften, Karl-Heinz Lumer, klar: „Ja, das funktionie­rt.“Er habe im Herbst etliche solcher Häuser in Bayern besichtigt – und sei überrascht gewesen über den Andrang, den er dort teilweise beobachtet habe.

Für den ZAK-Vorsitzend­en ist unterdesse­n zum einen wichtig, profession­elle Sperrmüllh­ändler aus den Wertstoffh­öfen herauszube­kommen, aber auch die soziale Komponente: „Eigentlich verfolgen wir damit zwei Konzepte – die Abfallverm­eidung und dass oftmals Arbeitslos­e so wieder eine Beschäftig­ung finden“, kommentier­te er das Projekt „Re-Use“. „Wir gehen damit neue Wege, die aber auch im Sozialen wichtig sind“, betonte der ZAK-Chef. Gewinn stehe dabei nicht im Vordergrun­d.

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ARCHIVFOTO: EE
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FOTO: DORIS KINKELIN Erwischt! LZ-Leserin Doris Kinkelin hat die Sonne über dem Nebelmeer gesucht – und schließlic­h gefunden.

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