Streit ums Geld in der DTM
Neuer Fernsehpartner zahlt nichts – Formel E als immer stärkerer Konkurrent
RAVENSBURG - DTM-Chef Gerhard Berger hat seine Hausaufgaben gemacht. Noch vor Weihnachten präsentierte der ehemalige Formel-1Fahrer und -Teamchef den Rennkalender 2018. Der umfasst 20 Rennen bei zehn Veranstaltungen. Start ist am 5. Mai wieder in Hockenheim. Auch das Finale (14. Oktober) wird wie all die Jahre zuvor im badischen Motodrom stattfinden. Dazwischen gastiert die Tourenwagenserie auf den traditionellen Rennstrecken in der Lausitz, in Zandvoort, am Nürburgring und in Spielberg. Auch der Auftritt auf dem Norisring in Nürnberg, das einzige Stadtrennen, gehört wieder dazu. Statt in Moskau rast der Tourenwagen-Zirkus nun in Misano bei Rimini und Brands Hatch. So weit, so gut. Hinter den Kulissen wird jedoch gestritten. Es geht – ums Geld.
Mit Sat1 hat die Serie nach 18 Jahren in er ARD einen neuen Fernsehpartner gefunden. Dies feiern Berger und die drei Hersteller Audi, BMW und Mercedes, das 2019 in die vollelektrische Formel E einsteigen will und darum 2018 seine letzte von 27 Saisons in der DTM absolvieren wird. „Es ist großartig, dass die DTM in Sat1 einen starken neuen TV-Partner an ihrer Seite hat“, jubelt BMWMotorsportchef Jens Marquardt. „Wir hoffen, dass wir dadurch mit der DTM auf Sat1 ein noch größeres Publikum für unseren Sport begeistern können“, assistiert ihm sein Audi-Kollege Dieter Gass. Ganz sicher werden die DTM-Piloten künftig regelmäßig in anderen Sat1-Sendungen auftreten.
Der Wermutstropfen sind die Bedingungen, zu denen der neue, zunächst auf zwei Jahre angelegte Vertrag abgeschlossen wurde. Denn die Münchner Sendegruppe ProSiebenSat1 zahlt für die Übertragungsrechte kein Geld. Ganz im Gegensatz zur ARD, der die DTM zuletzt 2,5 Millionen Euro im Jahr wert war.
Nicht nur aus dem Fernsehtopf fließt künftig kein Geld mehr in die Kasse des Veranstalters ITR. Porsche wechselt mit seinem Markenpokal Carrera-Cup zum ADAC und dessen GT-Masters-Veranstaltungen. Dem Automobilclub wird der Stuttgarter Sportwagenhersteller weniger als die zwei Millionen Euro überweisen, die die ITR kassierte. Zu guter Letzt hat Audi zum Saisonschluss 2017 seinen TT-Cup nach drei Jahren eingestellt. Macht noch einmal 1,5 Millionen weniger.
Das ergibt ein Minus von etwa sechs Millionen Euro auf der Einnahmenseite. Dabei drängen die Verantwortlichen bei Audi, BMW und Mercedes auf eine drastische Reduzierung ihrer finanziellen Einsätze. Zum Saisonende 2014 forderte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff in einem Schreiben an die ITR eine Budget-Obergrenze von 25 Millionen Euro. Die Etats belaufen sich nach wie vor auf mindestens das Doppelte. Und 2018 wird an einem Wochenende mehr gefahren. Auch das kostet.
Heftiges Gerangel gab’s um das Wochenende 19. und 20. Mai. Dann fährt die DTM auf dem Lausitzring, parallel dazu gastiert jedoch die Formel E auf dem 100 Kilometer entfernten Flughafen Tempelhof in Berlin. Nicht nur die Fans müssen sich entscheiden, sondern auch die beiden in der Elektroserie engagierten Mercedes-Fahrer Maro Engel und Edoardo Mortara – Formel E oder DTM? BMW-Mann Marquardt gibt sich zwar gelassen: „Charakter und Zielgruppe der beiden Rennserien unterscheiden sich derart signifikant, dass sie sich grundsätzlich ergänzen.“
Zu einem spannenden Duell wird es aber um die TV-Einschaltquote kommen. Denn die ARD plant die Übertragung der Elektroserie. Danach wird sich zeigen, ob DTM-Chef Berger seine Hausaufgaben gut gemacht hat.