Lindauer Zeitung

Richter wegen Asylverfah­ren an der Belastungs­grenze

SPD wähnt Rechtsschu­tz der Bürger in Gefahr

-

MÜNCHEN (lby) - Die Zahl der Asylverfah­ren an den bayerische­n Verwaltung­sgerichten hat sich infolge des Flüchtling­szustroms im Herbst 2015 verzehnfac­ht. Deshalb sieht die Landtags-SPD die Gerichte an der Belastungs­grenze. Wie aus der Antwort der Staatsregi­erung auf eine parlamenta­rische Anfrage von Fraktionsc­hef Markus Rinderspac­her hervorgeht, ist die Zahl der Verfahren gegen Entscheidu­ngen des Bundesamts für Migration und Flüchtling­e (Bamf), zum Stichtag 31. August von 3846 im Jahr 2015 auf 39 941 in diesem Jahr gestiegen.

An den sechs Verwaltung­sgerichten sowie dem Bayerische­n Verwaltung­sgerichtsh­of befassten sich zum 31. August dieses Jahres 272 Richter unter anderem mit Asylsachen. Rinderspac­her fordert eine Entlastung: „Mit dem jetzigen Personalst­and können die Verwaltung­sgerichte die hohe Zahl der Asylverfah­ren nicht bewältigen.“Es seien weitaus mehr neue Richterste­llen nötig als die von der CSU-Regierung 2016 bewilligte­n 66.

Entlastung im Frühjahr

In der Tat arbeite man momentan im vollen Modus, bestätigte eine Sprecherin der bayerische­n Verwaltung­sgerichtsb­arkeit am Freitag. „Wir sind an der oberen Leistungsg­renze angelangt.“ Bis die personelle Verstärkun­g tatsächlic­h entlastet, vergeht etwas Zeit: Die neuen Richter müssten erst eingearbei­tet werden, bislang seien auch noch nicht alle Stellen besetzt. Im Frühjahr werde es so weit sein.

Innen-Staatssekr­etär Gerhard Eck (CSU) sieht keinen Handlungsb­edarf. Bisher sei keine erhebliche Verzögerun­g der Verfahrens­laufzeiten erkennbar. Er geht davon aus, „dass die Zahl der Asyleingän­ge ab 2018 deutlich zurückgehe­n wird, wenn das Bamf die aus der Zeit vor dem 1. Januar 2017 stammenden Altfälle abgebaut haben wird“, wie es in seiner Antwort auf Rinderspac­hers Anfrage heißt.

Der SPD-Fraktionsc­hef warnte, die Belastungs­grenzen weiter auszudehne­n führe unweigerli­ch zu längeren Asylverfah­ren und zu einer Verlangsam­ung der Klageverfa­hren in Nichtasyls­achen. Auch sei die Qualität von Verfahren und Entscheidu­ngen immer weniger gewährleis­tet. „Wenn die Staatsregi­erung nicht handelt, nimmt die Verfassung­saufgabe der Verwaltung­sgerichte Schaden, den Bürgern effektiven Rechtsschu­tz zu gewähren.“17 000 Verfahren in allgemeine­n Rechtssach­en gibt es jährlich an den bayerische­n Verwaltung­sgerichten – diese Zahl ist laut Staatsregi­erung relativ stabil.

 ?? FOTO: DPA ?? Zehntausen­de Asylverfah­ren gegen Bamf-Entscheidu­ngen müssen die bayerische­n Richter stemmen.
FOTO: DPA Zehntausen­de Asylverfah­ren gegen Bamf-Entscheidu­ngen müssen die bayerische­n Richter stemmen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany