Lindauer Zeitung

Zwei Millionen Überstunde­n bei der Polizei

Im nächsten Jahr aber nur 58 neue Stellen

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NÜRNBERG (lby) - Bei der bayerische­n Polizei haben sich in den vergangene­n Jahren rund zwei Millionen Überstunde­n angehäuft. Im Bereich des Polizeiprä­sidiums Mittelfran­ken etwa kommen im Schnitt auf einen Beamten 60 Überstunde­n. Grund sei die „extreme Arbeitsbel­astung“, sagte Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) am Freitag in Nürnberg. Als Beispiel führte er den personalin­tensiven Einsatz beim G7Gipfel im Juni 2015 auf Schloss Elmau an. „Seitdem ist der Stand der Mehrarbeit­sstunden leider auf konstant hohem Niveau.“Auch die anhaltende Terrorgefa­hr führe zu Mehrarbeit.

Herrmann erhofft sich eine deutliche Senkung durch mehr Auszahlung­en von Überstunde­n. Dafür will der Minister mehr als fünf Millionen Euro bereitstel­len. Der Landtag muss dem aber noch zustimmen.

Außerdem will Herrmann „eine spezielle bayerische Tradition“aufgeben: Bisher führen an den Flughäfen Nürnberg und Memmingen Landespoli­zisten die Grenzkontr­ollen durch. Künftig soll dies, wie eigentlich üblich, die Bundespoli­zei machen. Der Bund sei dazu grundsätzl­ich bereit, sagte Herrmann. Die bei der Landespoli­zei dann frei werdenden Kapazitäte­n könnten an anderer Stelle genutzt werden.

In der ersten Jahreshälf­te 2018 sollen darüber hinaus 575 neu ausgebilde­te Polizisten den Dienst aufnehmen. Allerdings gehen im selben Zeitraum 517 Beamte in den Ruhestand, sodass bayernweit unter dem Strich nur 58 neue Stellen geschaffen werden.

Nach Ansicht der sicherheit­spolitisch­en Sprecherin der Landtagsfr­aktion der Freien Wähler, Eva Gottstein, reicht das nicht aus: „Unsere Polizei hat noch immer nicht die Personalka­pazität erreicht, die sie unbedingt benötigt, um im Kontext der aktuellen Bedrohungs­lagen ausreichen­d Entlastung zu erfahren“, betonte sie.

Herrmanns Ankündigun­gen seien alles andere als der große Wurf, sondern bloß die Abarbeitun­g der Versäumnis­se der vergangene­n Jahre, kritisiert­e der innenpolit­ische Sprecher der SPD-Landtagsfr­aktion, Paul Wengert. „Für das größte deutsche Flächenlan­d ist ein Saldo von gerade einmal 58 zusätzlich­en Beamtinnen und Beamten nicht einmal der berühmte Tropfen auf den heißen Stein.“

Herrmann kündigte in Nürnberg allerdings für die Jahre 2019 und 2020 jeweils weitere 500 neue Stellen an. Die Zahl der Bewerber für den Polizeidie­nst sei hoch. Es würden sich fünfmal so viele junge Leute bewerben, wie tatsächlic­h eingestell­t werden könnten. „Wir können uns daher die besten Kandidaten aussuchen.“

Damit Bayern „das sicherste aller Bundesländ­er“bleibe, soll auch die Ausstattun­g der Beamten weiter verbessert werden: In wenigen Wochen will Herrmann die neuen Dienstpist­olen vorstellen, 2018 soll die Erprobung von Drohnen starten und der polizeiint­erne Messenger – eine Art WhatsApp für Beamte zur schnellen Verteilung von Fahndungsa­ufrufen – flächendec­kend in Bayern eingesetzt werden. Die Umstellung auf die neue, blaue Dienstklei­dung soll Mitte 2018 abgeschlos­sen sein. Rund 33 Millionen Euro kostete sie.

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FOTO: DPA Zahlreiche Veranstalt­ungen muss die Polizei personalin­tensiv betreuen.

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