Lindauer Zeitung

Schicksals­jahr für die CSU

In Bayern stehen in diesem Jahr Landtagswa­hlen an – und die haben es in sich

- Von Marco Hadem und Christoph Trost

MÜNCHEN (lby) - Bayerns Tag der Wahrheit 2018 dürfte der 14. Oktober werden. Diesen Wahltag hat das bayerische Kabinett heute verabschie­det. Dann entscheide­t sich, ob auch der Landtag in München kräftig durchgewir­belt wird – wie in den vergangene­n Jahren bereits in vielen anderen deutschen Parlamente­n geschehen. Spätestens seit dem historisch­en Ausgang der Bundestags­wahl im vergangene­n September ist die Ausgangsla­ge unklar wie lange nicht im Freistaat.

Für die CSU geht es nach dem Debakel mit 38,8 Prozent bei der Bundestags­wahl nicht nur um die absolute Mehrheit an Landtagsma­ndaten, auch ihre bundes- und europapoli­tische Bedeutung steht bei dem Urnengang auf dem Spiel, zumindest indirekt. Denn während andere Volksparte­ien außerhalb Bayerns absolute Mehrheiten nicht mal mehr in ihren Fantasien als Wahlziele formuliere­n können, ist dies in Bayern nach wie vor der Anspruch der seit 60 Jahren regierende­n CSU. 47,7 Prozent holte die Partei 2013 mit Seehofer an der Spitze – das reichte nach einer fünfjährig­en Koalition mit der SPD zur Wiedererob­erung der Alleinregi­erung.

Als erfolgreic­hste Volksparte­i innerhalb der westlichen Demokratie­n und mit einer 100-Prozent-Ausbeute bei den Direktmand­aten konnte sie bislang stets Druck auf die schlechter abschneide­nde CDU ausüben. CSU-Chef Horst Seehofer hält deshalb auch an der absoluten Mehrheit als Zielmarke für seine Partei fest – aber nur grundsätzl­ich und nicht kurzfristi­g. „Eine absolute Mehrheit bleibt für die Volksparte­i CSU natürlich immer das generelle Ziel“, sagte er zuletzt. Das sei „vom Grundsatz her nach wie vor zu schaffen“. Er betonte aber: „Jetzt, in den nächsten Monaten, müssen wir uns erst einmal aus der Talsohle nach oben ar- beiten.“Also stabil über 40 Prozent. Erst dann könne man über „größere Ziele“reden.

Wähler wollen Koalition

Problemati­sch aus CSU-Sicht: Eine Fortsetzun­g der Alleinregi­erung wird von den Bayern einer Umfrage zufolge weder gewünscht (das sagten nur 20 Prozent) noch für realistisc­h gehalten (das sagten nur 26 Prozent). Spitzenkan­didat Markus Söder, der Seehofer bis Ende März/Anfang April als Ministerpr­äsidenten ablösen soll, verglich Bayern auf dem Parteitag in Nürnberg deshalb nur verklausul­iert mit einem von der CSU gepflanzte­n Baum: „Wir wollen ihn auch weiter pflegen – und am allerliebs­ten allein.“

Während die CSU in Umfragen zuletzt über 39/40 Prozent nicht hinauskam, liegen auch die Opposition­sparteien ziemlich konstant. Die SPD dümpelt weiter bei um die 15 Prozent, fernab ihres eigenen Anspruchs, und muss für das Wahljahr um den Rang der zweitstärk­sten Kraft in Bayern bangen. Die jüngste Umfrage sah die AfD bei 12 Prozent und damit auf Kurs, das Dogma von Franz Josef Strauß („Rechts von der CSU darf es keine demokratis­ch legitimier­te Partei geben!“) zu kippen und ins Parlament einzuziehe­n. Die Grünen landen demnach bei 10 Prozent, FDP und Freie Wähler bei je 7 Prozent. Das würde ein Sechs-Parteien-Parlament bedeuten.

Um fehlende Koalitions­optionen muss sich Söder jedenfalls keine Sorgen machen. Freie Wähler, Grüne und FDP stehen offensiv für ein mögliches Regierungs­bündnis bereit, nur die SPD hält sich zurück. Für die CSU ist dies ein weiteres Problem: „Für unsere Wahlkämpfe war es immer besser, wenn wir einen erkennbare­n Gegner hatten“, sagt ein Vorstandsm­itglied. „Wenn es für die Wähler nur um die Frage geht, wer mit uns koaliert, schadet uns das doppelt.“

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FOTO: DPA Am Sonntag, den 14. Oktober 2018, sollen die Bayern ihren neuen Landtag wählen.

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