„Von meinen Bergtouren zehre ich heute noch“
Magdalena Ixmeier hat am 6. Januar ihren 95. Geburtstag gefeiert – Oberbürgermeister überbringt Glückwünsche
LINDAU - Magdalena Ixmeier - Freunde sagen Leni zu ihr - hat am Dreikönigstag ihren 95. Geburtstag gefeiert. Oberbürgermeister Gerhard Ecker überbrachte dem „Dreikönigskindle“, wie sie früher oft genannt wurde, die Glück- und Segenswünsche der Stadt Lindau und ließ sich von der Jubilarin aus deren Leben erzählen.
Magdalena Ixmeier wurde in der Achrainmühle als drittes von fünf Kindern geboren. Gerade mal neun Monate vor ihr waren Zwillinge zur Welt gekommen. „Meine Mutter hatte also drei Kinder in einem Jahr.“In der Erziehungsarbeit musste man damals noch ohne moderne Haushaltshilfen auskommen: „Nicht mal eine Waschmaschine gab es“, erzählt sie bewundernd. Ihr letztes Geschwisterkind kam zur Welt, da war sie bereits 15 Jahre alt und hatte in der Schule Säuglingspflege als Fach. „Da kannst du gleich am Walterle ausprobieren, was du gelernt hast“, sagte ihre Mutter. In der Achrainmühle - das Anwesen ist über 500 Jahre alt und seit 350 Jahren im Besitz der Familie Hechelmann - ist sie aufgewachsen, hat sie immer gelebt. Hier hat sie drei Töchter, einen Sohn und ein Enkelkind großgezogen. Insgesamt habe sie acht Enkel und zehn Urenkel.
„Du bist eine Zähe“, habe ihr Va- ter zu ihr gesagt. Dieser Satz habe sie ihr Leben lang begleitet, denn zäh musste sie oft sein. Dennoch wundere sie sich selbst, dass sie so alt ge- worden sei. Sohn Peter Hechelmann: „Ich kann mich nicht erinnern, dass Mama früher je etwas hatte. Nicht einmal eine Grippe. Sie war immer viel im Freien. Vielleicht liegt es daran“, überlegt er. Gut möglich: Denn die Achrainmühle war über 300 Jahre lang, bis 1928, eine Mühle. Danach eine Landwirtschaft, auf der Leni Ixmeier einen großen Teil ihres Lebens arbeitete. In ihrer Freizeit zog es sie in die Berge. „Ich bin mit einer meiner Töchter auf die Schesaplana, auf die Drei Schwestern und auf den Säntis gewandert. Immer so, dass wir abends wieder zu Hause sein konnten. Von meinen Bergtouren zehre ich heute noch“, erklärt sie und lässt ihren Blick über die sanften Hügel schweifen, die ihr Haus umgeben.
Schreckliche Verluste erlitten
Das Schicksal habe es ihr nicht immer leicht gemacht. Ihre Mutter war erst 54 Jahre alt, als sie starb. Zwei Brüder verlor sie 1944 an den Krieg. Zwei Männer sind ihr weggestorben. Zwei Töchter starben viel zu früh, und ein Enkelkind. „Das ist schreck- lich. Das Schlimmste, was einer Mutter passieren kann“, sinniert sie. Vielleicht deshalb ist die Kriegszeit - wie wohl bei den meisten Menschen ihres Alters - noch besonders lebendig in ihr. Heute noch sei sie stolz auf ihren Großvater, der es abgelehnt hatte, auf einer Wahlliste bei Hitler sein Kreuz zu machen. „Den kenn’ ich nicht. Der hat noch nie bei mir mahlen lassen“, habe er gesagt. Acht junge Männer allein aus dem Achrainweg seien im Zweiten Weltkrieg gefallen. „Scheiß Krieg!“, verflucht das Geburtstagskind jene finstere Zeit und fügt an: „Sind wir froh, dass wir schon seit 70 Jahren in Frieden leben dürfen.“Den Mut habe sie nie verloren. Magdalena Ixmeier ist dankbar, dass sie nach einer schweren Operation, seit der sie im Rollstuhl sitzt, immer noch zuhause leben darf. Ihr Sohn Peter und dessen Frau kümmern sich liebevoll um sie. Bei der Körperpflege werden sie vom Pflegeteam am See seit vielen Jahren unterstützt. Ihren 95. Geburtstag hat sie am Dreikönigstag im Kreise ihrer großen Familie gefeiert.