Zuhörer genießen heitere Dialoge und zauberhafte Klänge
Internationales Septett um die Geigerin Julia Schröder gibt Kammerkonzert im Theater Lindau
- „Ungeliebt geht anders“, so stand es im Flyer zum Kammerkonzert mit dem Titel „Ungeliebt?“. Es wird am Mittwochabend im Theater Lindau auch kaum einen Zuhörer gegeben haben, der das Musikerensemble um die großartige Geigerin Julia Schröder und ihr Programm nicht geliebt und von Herzen genossen hätte.
„Julia Schröder und Freunde“, so stellte die Konzertmeisterin des Kammerorchesters Basel die internationale Runde vor: aus Südtirol Mara Miribung am Cello, aus Ungarn Kontrabassist Dániel Szomor, aus Italien Klarinettist Luca Luccetta, aus Barcelona Fagottist Carles Cristóbal, dazu als Einspringer die ungarische Bratschistin Janka Szomor-Mekis und der spanische Hornist Tomas Gallart - allesamt Mitglieder namhafter Ensembles oder Professoren und vor allem „Freunde der Musik“. Diese Freude an der Musik und am gemeinsamen Musizieren war sogleich zu spüren – im lebhaften Mienenspiel, im Spiel der Blicke, in der Harmonie, die jedem Einzelnen Raum zur Entfaltung ließ. Als Spezialisten für Alte Musik haben sich die Musiker für das Spiel auf historischen Instrumenten entschieden, sodass man ebenso dem silbrigen Klang der Darmsaiten wie dem warmen Schmelz der Klarinette nachhängen konnte.
Ein bezaubernder Auftakt war Joseph Haydns Streichtrio B-Dur op. 53 Nr. 2 für Violine, Viola und Violoncello. Heiter zwitscherte die Violine, während die tieferen Streicher bedächtig begleiteten, übermütig war ihre Zwiesprache mit Viola und Cello, keck tanzte die Violine beim munteren Miteinander voran.
Waren hier Julia Schröder und ihre Violine im Mittelpunkt gestanden, war im Septett von Franz Berwald die Klarinette tonangebend. Beethoven war dem schwedischen Komponisten Vorbild, doch hat er, der in der Heimat erst spät Anerkennung fand, eigene originelle Züge entwickelt. Sehr schön unterstrichen Fagott und Horn die langen Bögen der Klarinette, leicht schwingend setzten die Streicher ihre Farben ins Klanggewebe. Betörend war das schwedische Volkslied, mit dem die Klarinette das Adagio eröffnete, das der Komponist mit einem nervös flackernden Prestissimo- Scherzo verschränkt hat. Keck und humorvoll hingetupft schloss das Werk ab.
Munteres „Streicher-Ping-Pong“
Ungemein vielfältig war zuletzt Beethovens beliebtes Septett Es-Dur op. 20, das zwischen Kammermusik und sinfonischen Elementen steht und vor allem genial die Klangfarben der einzelnen Instrumente miteinander in Beziehung setzt. Schon im ersten Satz entwickelte sich ein munteres Ping-Pong von Streichern und Bläsern um den betörenden Klang der Violine, während der Kontrabass ein ruhender Pol blieb. Ein betörendes Klarinettensolo eröffnete das Adagio cantabile. Auf die andächtige Stimmung folgte das beschwingt tanzende Menuett, die Violine lockte im Variationensatz die Bläser aus der Reserve. Munter rief im Scherzo das Horn zur Jagd, mit feierlichem Marsch setzte der Schlusssatz ein, der als Überraschung noch eine vitale Violin-Kadenz bereithielt. Ein letztes Mal glänzten alle Instrumente, als der Satz in gemeinsamem Tanz endete. Ein bezauberndes Konzert war zu Ende, die Zuhörer durften noch einmal das Menuett genießen.