Endlich neuer Pächter im Bahnhof Fischbach
Reinhard Klumpp will Gastronomiebetrieb im April aufnehmen - Deutlich mehr Veranstaltungen geplant
FRIEDRICHSHAFEN - Seit 2014 liegt die Gastronomie im Bahnhof Fischbach brach - jetzt gibt es endlich einen neuen Pächter: Reinhard Klumpp von der Culina OHG wird die Gastronomie künftig führen. Kurz vor Jahreswechsel hat Klumpp den über zehn Jahre laufenden Pachtvertrag unterzeichnet. Das gab die Stadt nun in einer Presseerklärung bekannt. Die Wiedereröffnung der Gastronomie ist für Mitte April dieses Jahres geplant.
Wann genau, hängt von der Fertigstellung der Umbauten ab. „In der Gaststätte ist eine Viertelmillion schnell weg“, sagt Klumpp, der diese Kosten aus eigener Tasche stemmt. Auch im Lokschuppen seien Investitionen nötig. Sie beschränkten sich aber auf die Veranstaltungstechnik und die Kosten würden von der Stadt getragen.
Reinhard Klumpp ist ein alter Hase im Gastronomiegewerbe. In Friedrichshafen betreibt er bereits „s’Wirtshaus“und das benachbarte „Bella Vista“. Im Bahnhof Fischbach will er nun eine Event-Gastronomie aufbauen. „Eine Grillbar brasilianischer Natur“, präzisiert er, „aber keine, die am Reißbrett geplant wurde.“Das verheißt schon die Nationalität seiner Beschäftigten: „Im ’Bella Vista’ arbeite ich mit vielen Brasilianern. Die Bahnhof Fischbach-Gastronomie wird künftig von ihrer Motivation getragen und von meiner Liebe zu diesem Land und seiner Sprache“, sagt Klumpp, der selbst Portugiesisch spricht.
Peter Berchtold macht weiter
Aber wie geht es mit Peter Berchtold weiter? Jedes Jahr muss er hoffen, dass die Stadt ihm ein weiteres Jahr erlaubt, mit seinen Kulturveranstaltungen den Bahnhof Fischbach zu bespielen. Für ihn wandelt sich die Lage mit der Verpachtung der Gastronomie zum Guten, denn: Peter Berchtold arbeitet als Freiberufler schon seit über einem Jahr mit Klumpps Culina OHG zusammen. Und Reinhard Klumpp stellt klar: „Der Veranstalter im Bahnhof Fischbach bin ich.“Damit sind Gastronomie und Kulturbetrieb in einer Hand. Auf Berchtolds Erfahrungen und Verbindungen im Veranstaltungssektor möchte Klumpp auch weiterhin nicht verzichten. Peter Berchtold wiederum kündigt an, das stark auf Comedy fixierte Kulturprogramm im Bahnhof wieder vielfältiger zu gestalten: „Es gibt wieder mehr A-Cappella-Konzerte und es werden mehr Bands auftreten.“Nicht nur das: Das neue Veranstaltungskonzept im Bahnhof gibt auch dem Kulturbüro eine größere Basis als bisher. Seitdem die Jazzkonzerte des Kulturbüros in den Casino-Kulturraum im Fallenbrunnen verlagert wurden, fand im Bahnhof nur noch der AboRing „Studiotheater“statt“. Künftig, so Klumpp, werde es im Bahnhof Fischbach in jeder Woche eine Veranstaltung des Kulturbüros geben - außer in den Sommermonaten Juli und August. „Dass das Kulturbüro deutlich mehr machen wird, war Teil des Geschäfts“, sagt Klumpp, dem natürlich an diesem Arrangement gelegen ist, denn die auftretenden Künstler werden vom Kulturbüro bezahlt und die Gastronomie im Bahnhof Fischbach profitiert vom Publikum, das vor oder nach dem Veranstaltungsbesuch gern im Restaurant einkehrt. „Das braucht der Laden auch“, sagt Klumpp zum verstärkten Engagement des Kulturbüros; anders als seine beiden Gaststätten an der Häfler Seepromenade profitiere der Kulturbahnhof schließlich nicht vom Laufpublikum. Erste Ideen für das erweiterte städtische Programm im Bahnhof hat das Kulturbüro schon im Rohr. So kann sich dessen stellvertretender Leiter, Franz Hoben, „irgendwann“etwa einen weiteren Theater-Abo-Ring für den Bahnhof vorstellen. „Einen mit grenzüberschreitenden Produktionen“, formuliert er die experimentellen Vorstellungen.
Claus-Michael Haydt, einer der beiden Geschäftsführer der Kulturhaus Caserne GmbH im Fallenbrunnen, hält die Wiederbelebung der Gastronomie im Bahnhof Fischbach für eine gute Sache. Von der erhöhten Schlagzahl im Veranstaltungsbereich ist er weniger begeistert – noch dazu, wenn sich der Bahnhof hier breit aufstellen sollte. Im inhaltlichen Angebot wird man sich wohl nur schwer aus dem Weg gehen können. „Wenn das kommt, haben wir die Konkurrenzsituation, die wir vermeiden wollten“, sagt er. „Trotzdem werden wir unseren Platz mit unseren Veranstaltungen finden“, meint Haydt optimistisch. „Es geht jetzt darum, ein Miteinander zu finden, kein Gegeneinander.“Reinhard Klumpp glaubt indes nicht, dass er mit dem Kulturhaus Caserne in Konflikt geraten wird. Eine „große Industriestadt“wie Friedrichshafen habe genug Potenzial für mehrere Kulturanbieter.
Allerdings findet sich der Bahnhof Fischbach in einem neuen, dicht bebauten Wohngebiet wieder. Ist der Konflikt mit den Anwohnern vorprogrammiert? „Da hoffe ich auf die Vernunft der Gäste, sich leise und rücksichtsvoll zu verhalten“, so Klumpp. „Andererseits gäbe es für die Anwohner aber wohl auch nichts Schlimmeres, als eine BahnhofFischbach-Ruine vor der Haustür“, ist er überzeugt. Was sagt dem neuen Fischbach-Wirt sein Bauchgefühl? „Ich bin zuversichtlich, wenn auch nicht euphorisch. Das ist vielleicht die richtige Herangehensweise.“
„Das Restaurant wird eine brasilianische Grillbar. Aber keine, die am Reißbrett geplant wurde.“Reinhard Klumpp über sein Konzept als Bahnhof-Fischbach-Wirt