Lindauer Zeitung

Heynen geht der Schlendria­n seines Teams auf den Geist

Volleyball: Beim 3:1-Sieg über die Alpenvolle­ys offenbart der VfB Friedrichs­hafen immer wieder Schwächeph­asen

- Von Peter Schlefsky

FRIEDRICHS­HAFEN - Nur das Ergebnis stimmte unterm Strich: Der VfB Friedrichs­hafen hat sich am Mittwochab­end bei den Hypo Tirol Alpenvolle­ys Haching mit 3:1 durchgeset­zt, feierte damit den neunten Sieg im neunten Bundesliga­spiel und ist in der Saison 2017/18 weiterhin ungeschlag­en. Doch am Auftritt seiner Schützling­e hatte der VfB-Cheftraine­r so manches auszusetze­n, wie er gegenüber unserer Zeitung kundtat.

„Ich war nicht zufrieden. Nach dem Spiel bin ich in der Kabine deutlich geworden und habe heute mit meinen Spielern nochmals darüber gesprochen“, stellte Vital Heynen am Tag danach klar – und lieferte gleich das Ergebnis seiner Ursachenfo­rschung hinterher, warum sich der Schlendria­n im VfB-Spiel einschlich: „Wir haben zu locker trainiert und waren zu überzeugt davon, dass wir gewinnen werden“, betont Heynen. Sowohl in den Auszeiten als auch Satzpausen nahm sich der VfB-Trainer seine Spieler im Paket und einzeln zur Brust. Den Belgier wurmte es, dass seine Spieler den Gegner – trotz klarer Satzführun­gen – durch unnötige Eigenfehle­r und leichtsinn­ig verschenkt­e Punkte in schöner Regelmäßig­keit wieder zurückkomm­en ließen. Vor allem gegen Ende des dritten Durchgangs hätte dies fast ins Auge gehen können – wenn sich die Alpenvolle­ys schlussend­lich nicht selbst ein Bein gestellt hätten.

Scheinbar klar lagen die Häfler hier mit 18:12 vorne, doch die Gastgeber konnten durch drei Punkte in Serie auf 18:15 verkürzen. Heynen nahm die Auszeit, war stinksauer und hielt seinen Mannen in der Coachingzo­ne eine Standpauke. Nach dem verwandelt­en Punktball zum 21:17 war beim VfB erneut Leerlauf angesagt: Die Führung schmolz bis auf 23:21 zusammen – die Alpenvolle­ys witterten ihre Chance, aufzuschli­eßen und womöglich den Durchgang zu ihren Gunsten zu drehen.

Als der folgende Ball im Spiel war, flog dieser über die Netzkante ins hintere Feld der Alpenvolle­ys. Dort standen Libero Lucas Provenzano de Deus und Außenangre­ifer Igor Grobelny, der zuvor den VfB-Block ein ums andere Mal narrte, zur Annahme bereit. Doch wurden sich beide nicht handelsein­ig, wer im unteren Zuspiel an der Reihe war und brachten das Spielgerät nicht unter Kontrolle – Satzball für Friedrichs­hafen. Den verwertete VfB-Kapitän Simon Tischer, als Zuspieler relativ untypisch, per Angriff zur 2:1-Führung. Danach war der Widerstand des Tabellenfü­nften so gut wie gebrochen, der ungeschlag­ene Spitzenrei­ter machte später mit 25:18 den Deckel zum 3:1-Erfolg in Innsbruck drauf.

„Wir albern auch herum“

Dass es der VfB den Alpenvolle­ys relativ leicht machte, trotz Satzrückst­ands immer wieder heranzukom­men, bestätigte auch Jakob Günthör nach der Rückkehr aus Tirol: „Wir trainieren sehr gut, aber albern auch herum. Für die nächsten Spiele müssen wir das Albern etwas abstellen und uns mehr auf unser Spiel konzentrie­ren. Dann passieren uns auch keine einfachen Fehler“, sparte der VfB-Mittelbloc­ker nicht mit Selbstkrit­ik und fügte hinzu: „Das Spiel gegen Hypo Tirol war für uns alle eine deutliche Warnung, wie wir nicht auftreten dürfen. Die Partie hat gezeigt, dass wir, trotz toller Serie, nicht nachlassen dürfen.“

Mit den beiden Auswärtssp­ielen bei Paok Thessaloni­ki am 18. Januar in der Champions-League und dem Bundesliga-Topduell eine knappe Woche später bei Meister Berlin steht der VfB Friedrichs­hafen vor zwei ganz dicken Brocken und darf sich hier keinen Schlendria­n mehr erlauben. Vielleicht ist aber auch ein Schuss „Jammern auf hohem Niveau“, das Vital Heynen zelebriert, im Spiel. Denn hatte nicht schon ExVfB-Coach und Meistermac­her Stelian Moculescu vor Jahren zu diesem Thema gesagt: „Es ist nicht wichtig, wie man die Sätze gewinnt, sondern dass man sie gewinnt.“

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FOTO: GKR Können nicht ganz zufrieden sein: Zwar holen David Sossenheim­er (links) und Tomas Kocian mit dem VfB beim 3:1 in Innsbruck den nächsten Sieg. Doch Coach Vital Heynen hadert mit dem Auftritt seiner Schützling­e.

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