Lindauer Zeitung

Endlich 30, endlich Oldtimer

Diese Autos können 2018 das steuerverg­ünstigte H-Kennzeiche­n erhalten

- Von Stefan Weißenborn

(dpa) - Ausgerechn­et das Jahr 1988, in dem Enzo Ferrari 90-jährig in Modena starb, hat eine Fülle an flotten neuen Autos hervorgebr­acht. VW kam mit dem Corrado um die Ecke, BMW renovierte den M5, Ford ließ ein neues Cosworth-Kapitel folgen – gerade so, als hätten die Hersteller dem Sportwagen­pionier ihre Ehre erweisen wollen. 30 Jahre ist das nun her, und wer sich für Oldtimer näher interessie­rt, weiß sofort: Von diesem Alter an dürfen Autos ein steuerverg­ünstigtes H-Kennzeiche­n tragen, das zudem die Fahrt in städtische Umweltzone­n erlaubt, wie der ADAC erläutert. Maßgeblich für die Erteilung dieses Kennzeiche­ns sind das Datum der Erstzulass­ung sowie ein unverbaste­lter Zustand, der dem Original entspricht. Allenfalls zeitgenöss­ische Umbauten sind erlaubt. Die folgenden Modelle dürfen sich 2018 zulassungs­rechtlich erstmals Oldtimer nennen und können mit HKennzeich­en fahren. Darunter ist allerdings kein Ferrari. Der Rennwagenh­ersteller pausierte im Todesjahr des Firmengrün­ders mit Neuheiten. Die genannten Richtpreis­e hat Classic Data für Autos mit Zustand 2 ermittelt, die mängelfrei sind und leichte Gebrauchss­puren aufweisen.

VW Corrado G60: Als Nachfolger des Scirocco kam 1988 das beim Karosserie­bauer Karmann in Osnabrück gefertigte Coupé auf den Markt, dessen Besonderhe­it im Kürzel G60 lag. Es bezeichnet­e einen mechanisch­en Spirallade­r (G-Lader), der die aus dem Golf GTI übernommen­e 1,8-Liter-Maschine zur Leistungss­teigerung mit viel verdichtet­er Luft versorgte. Ergebnis: Der Corrado übertraf bei den Fahrleistu­ngen den damaligen Konkurrent­en Opel Kadett GSi. Richtpreis heute: 9500 Euro.

Jaguar XJ-S 5.3 Cabriolet: Wurzelholz fürs Interieur, ein Zwölfzylin­der unter der Haube und ein elektrisch­es Verdeck – das war 1988 die neue Offenheit beim britischen Hersteller, der mit dem Cabrio dem seit 1981 gebauten Coupé ein ebenso schnelles wie luxuriöses Fahrzeug folgen ließ. Das Cabrio trug maßgeblich zum Erfolg der Baureihe bei – anders als der targa-artige Vorgänger mit breitem Überrollbü­gel. Die imposanten Leistungsd­aten: 295 PS aus einem 5,3 Liter großen V-Motor. Richtpreis heute: 24 200 Euro.

BMW M5: Gekürzte Federn, stärkere Stabilisat­oren und gebaut bei der BMW Motorsport GmbH – so rollte der Dampfhamme­r auf Basis des 535i an die Startlinie. Aus 3,5 Litern Hubraum eines Reihensech­szylinders bezog er 315 PS und konnte damit in gut sechs Sekunden auf Tempo 100 rasen. Mit einer Spitzenges­chwindigke­it von 250 km/h lag er auf dem Niveau des Vorgängers. Wer die auf 340 PS aufgebohrt­e Version mit H-Kennzeiche­n möchte, muss noch bis 2022 warten. Richtpreis heute: 24 400 Euro.

Audi V8: Auch die Ingolstädt­er brachten ein Auto für ambitionie­rte Hobbysport­ler heraus, das sich allerdings auch als Luxuslimou­sine verstand. Der kurz V8 genannte Wagen

trat im leicht umgeschnei­derten – und selbstvers­tändlich vollverzin­kten – Gewand des Audi 200 auf. Er verfügte aber über einen Achtzylind­er mit zwei oben liegenden Nockenwell­en und schöpfte 250 PS aus 3,6 Litern Hubraum. Das ermöglicht­e eine Höchstgesc­hwindigkei­t von 244 km/h. Der Allradantr­ieb setzte die Kraft gut um: In 7,9 Sekunden knackte der V8 die Tempo-100-Marke. Auch hier folgte 1992 eine stärkere Version. Richtpreis heute: 9500 Euro.

Mercedes 190 E 2.5-16V: Die Krönung des Baby-Benz! Als habe es die oft verspottet­e kleine Baureihe W 201 des bis dahin nur mit größeren Limousinen befassten Hersteller­s nötig gehabt, bekam sie eine Sportverkl­eidung mit Schwellern und Spoilern – zunächst in einer 2,3Liter-Version, ab 1988 dann auch mit 2,5 Litern Hubraum und 16 Ventilen. Heute ist der auf 194 PS erstarkte 190er ein gesuchter Klassiker, dessen Wert steigt. Richtpreis: 22 700 Euro.

Ford Sierra Cosworth: 1987 wurde das Basismodel­l Sierra geliftet, im Frühjahr 1988 reichten die Kölner dann die Cosworth-Variante nach – 204 PS stark, generiert aus einem zwei Liter großen Vierzylind­er-Turbomotor. Per Heckantrie­b raste die viertürige Limousine in 6,4 Sekunden auf Tempo 100, die Spitzenges­chwindigke­it lag bei 242 km/h. Richtpreis heute: 19 600 Euro.

Opel Vectra A: Als neuer VW-Passat-Gegner eilte dem Nachfolger des Ascona ein guter Ruf voraus. Der Hersteller zählte 50 000 Vorbestell­ungen, bevor das neue Auto überhaupt bei den Händlern eintraf. Als Stufen- und als Schrägheck (ab 1989) kam die Rüsselshei­mer Mittelklas­se zu den Kunden. Ihr Cw-Wert von 0,29 war damals eine Kampfansag­e. Es gab Vergasermo­toren, Direkteins­pritzer und einen ersten Diesel mit Turboaufla­dung. Ohne Beatmung kam der 1.7 D aber nur auf 57 PS. Für den 2.0i (viertürige Limousine) mit 115 PS gilt heute ein Richtpreis von 2500 Euro. VW Passat: 15 Jahre nach dem UrPassat von 1973 rollte der B3 heran – als Stufenheck sowie als weitaus populärere­r Kombi Variant. Im Vergleich zum Vorgänger handelte es sich um eine völlige Neuentwick­lung, die als Raumwunder gepriesen wurde, was sich beim Variant in einem Kofferraum­volumen von 521 Litern bemaß. Topmodell war der Sechzehnve­ntiler mit 136 PS. Richtpreis heute für den Vierventil­er 1.8 Variant mit 107 PS: 2900 Euro.

Renault R 19: Der Golf-Konkurrent, der auch Fiat Tipo oder Toyota Corolla Marktantei­le abjagen sollte, war eine Neuentwick­lung – und dazu ein Designstüc­k. Für die Karosserie­gestaltung zeichnete der italienisc­he Star-Designer Giugiaro verantwort­lich. Mit fast 400 Litern Kofferraum­volumen und der umlegbaren Rückbank war der Franzose der Konkurrenz voraus. Das Stufenheck Chamade und die Cabrioletv­ersion folgten 1989 und 1991. Die Oldtimer-Interessen­ten müssen sich bei ihnen also noch gedulden, während der Dreitürer zum Beispiel mit 73 PS schon „H“-würdig ist. Richtpreis heute: 1800 Euro.

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FOTO: JDHT/DPA Oben ohne: Wer sich für einen gut erhaltenen Jaguar XJ-S 5.3 interessie­rt, muss mit einem Preis weit über 20 000 Euro rechnen.
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FOTO: RENAULT/DPA Rivale auf dem Golfplatz: Für die Karosserie­gestaltung des Renault R 19 zeichnete der Star-Designer Giugiaro verantwort­lich.
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FOTO: FORD/DPA Kräftig: Nach dem Facelift des Sierra lieferte Ford 1988 die sportliche Cosworth-Variante mit 204 PS nach.
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FOTO: BMW/DPA Dampfhamme­r: Aus 3,5 Litern Hubraum eines Reihensech­szylinders bezog der BMW M5 stolze 315 PS.
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FOTO: DAIMLER/DPA Kraftnahru­ng fürs Baby: Die auch „Baby-Benz“genannten Autos der Mercedes-Baureihe W 201 erstarkten 1988 auf 194 PS.

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